Leckerbissen für Mack-Fans kommt zum Aufruf

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Das kleinere Düsseldorfer Auktionshaus Karbstein bringt zwei Monate vor Heilig Abend zwei wunderbare zentrale Arbeiten aus der ZERO-Zeit von deren Mitbegründer Heinz Mack (*1931 Lollar) zum Aufruf. Trotz der marktgerechten Schätzpreise dürften beide Werke eine gute, vor allem aber immer seltener werdende Gelegenheit für Sammler bieten, die in diesem Segment noch Lücken aufzuweisen haben. Insbesondere die große Rasterzeichnung findet in ihren Grauabstufungen mit Ihrer lichten Mitte einen fast manifesthaften vor allem aber wesentlich stärkeren Ausdruck des Zeitgeistes dieser Bewegung, als es seine häufig schrillen Farbexesse vergleichbarer Werke in grün, blau, gelb oder gar pink vermögen. Der ambitionierte Sammler sollte sich also insbesondere bei diesem Leckerbissen gut für ein Bietgefecht rüsten.
Große Rasterzeichnung Kreide auf Ingrespapier, Unikat; H 107 cm, B 78 cm; u. m. signiert und datiert "Mack 61", Schätzpreis: 20.000/25.000 Euro
Große Rasterzeichnung, Kreide auf Ingrespapier, Unikat; H 107 cm, B 78 cm; u. m. signiert und datiert „Mack 61“, Schätzpreis: 20.000/25.000 Euro

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Alle Höhepunkte der Juni-Auktionen 2015: Hohe Preise und viel Mittelmaß

Wichtige dithyrambische Lüpertz-Gouache aus 1972/73 für 10-15 TEUR bei Villa Grisebach
Wichtige dithyrambische Lüpertz-Gouache aus 1972/73 für 10-15 TEUR bei Villa Grisebach

In den Juni Auktionen der deutsch-sprachigen Auktionshäuser Van Ham, Koller, Karl & Faber, Villa Grisebach, Ketterer und Lempertz ist viel mittlere Qualität zu finden. Der folgende Abriss soll einige Arbeiten in den Fokus rücken, bei denen dennoch genaueres Hinsehen lohnt. Da Lempertz bereits am 1. Juno den Auktionsreigen eröffnet hat, sind für Köln bereits 28 starke aquarellierte Kaltnadelradierungen von Günter Förg im Format 38 x 46 cm in einer kleinen 16er Auflage hervorzuheben, die unverständlicherweise nicht gelaufen sind. Hier lohnt in jedem Fall das Untergebot auf den Schätzpreis von 15 – 20 TEUR in den Nachverkauf hinein.

Baselitz mit 17 wunderbaren Farbkreide-Zeichnungen für SP 60-80 TEUR bei Grisebach
Baselitz mit 17 wunderbaren Farbkreide-Zeichnungen für SP 60-80 TEUR bei Grisebach

Ein deutlicher qualitativer Höhepunkt ist dann eine Suite von 17 wunderbaren Baselitz Farbkreide-Zeichnungen auf Velin, die in der Berliner Villa Grisebach für einen SP von 60 – 80 TEUR aufgerufen werden.

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Christie’s Amsterdam: Quantität vor Qualität.

Polke als Augenschmeichler. Diese Arbeit hat beste Voraussetzungen die obere Taxe deutlich zu überschreiten.
Polke als Augenschmeichler. Diese Arbeit hat beste Voraussetzungen die obere Taxe (Schätzpreis 35-55 TEUR) deutlich zu überschreiten.

Die exquisite Aufmachung des Post-War and Contemporary ART Katalogs für die Auktion am 14. April in Amsterdam täuscht. ‚Es ist nicht alles Gold was glänzt‘ ist man bei diesem Überangebot an Piene und Mack ZERO-Glitter geneigt zu zitieren, oder wo wir schon dabei sind passte vielleicht sogar noch besser: ‚Als Tiger losgesprungen und als Bettvorleger gelandet.‘ Denn gleich wie zum Auftakt des Kunstmarkt-Telefonbuchs mit musealen und sehr leckeren (und gar nicht günstigen) Piene Rasterbildern (120-180, zweimal von 1959), einer Mack Lichtstele von 1964 (ohne SP Angabe?!), Leblanc Twistet Strings (25-35’EUR/ 1958-1959), Graubner Riesen-Kissen (210 x 135 cm für 60-80’EUR) und einem 150×150 cm messenden Uecker Vorzeige Nagelrelief (400-600’EUR) gesprungen wird, landet man 300 Seiten später irgendwo zwischen Atelier-Notizen und Kunsthandwerk.

Als Bezugsquelle für Weihnachtsmarkt-Beschicker mit feinster Kreativschweiß-Technik á la VHS-Fortgeschrittenen-Kurs im Portfolio scheinen aber sowohl Einstiegs-Preis als auch Jahreszeit ungeeignet. Ansonsten wären die Fabelwesen mit Tütü von Reinhold D’Haese (Who?) in diesem Kontext sicherlich der Renner! Ebenso nur ganz knapp an der Kategorie Interieur-Design schrammt die dafür ohnehin im Verdacht stehende Marie-Jo Lafontaine mit ihrer philosophisch besonders wertvollen Arbeit ‚Jeder Engel ist schrecklich‘ vorbei. Die Losnummer 231 ist eine Arbeit von Otto Piene mit dem Titel ‚Der Regenbogen hat gebrannt‘. Besser wäre gewesen, der Meister, der das heiße Element bewiesenermaßen beherrscht hätte diese Leinwand gänzlich dem Feuer überantwortet. Gleiches Niveau gibt es dann nur vier Lots später bei Günther Förg. Dem Schätzpreis von 4-6 tausend Euro merkt man bereits an, dass es den Christie’s Experten förmlich peinlich ist, dieses ‚Ding‘ hier aufzurufen. Und es wird nicht besser …. Schließlich muss auch Mack noch einmal unter Beweis stellen dürfen, dass auch er im Jahr 1994 mindestens einen ganz schwache Momente hatte. Bei der ‚Pyramide mit Licht‘ wünscht der geneigte Betrachter doch lieber einen Stromausfall herbei, um das Leid nicht ertragen zu müssen. Im Reigen der leider-völlig-daneben-Lose darf natürlich Deko-Kitsch-Großmeister Arman mit zwei Violinen (Überraschung!) nicht fehlen. Schon fast ein Highlight in dieser Traurigkeit ist da ein Lüpertz im Großformat, dem man wohlwollend wenigstens eine einigermaßen passable rechte Leinwandhälfte zusprechen kann. Zum Glück, denn nach dem Rainer Fetting eine Seite davor brauchen die Augen auch Erholung. Bei der Arbeit ‚Ed Mubutu II‘ fragt man sich einmal mehr, warum seine mehrheitlichen totalen Fehlgriffe dann auch noch so übertrieben groß sein müssen. Wer Lust hat mit mir auf eine Wette einzusteigen, dass diese Arbeit -völlig zu recht- durchfällt, weil sich kein Bieter mit gelber Armbinde und drei schwarzen Punkten (ZERO) darauf findet, sei mir willkommen und darf den Wetteinsatz definieren! By the way: Wo ist hier eigentlich Elvira Bach? Da muss man doch wirklich Joseph Beuys danken. Der frisch gekürte Kunstkompass-Titan im Olymp der Unsterblichen bietet dem strapazierten Sammler exakt in der Katalogmitte ganze 10 Seiten Verschnaufpause. ‚Bruno Cora-Tee‘ (15-20’EUR), ‚Pala‘, der Spaten aus 7000 Eichen (10-15’EUR) oder ‚Objekte zum Schmieren und Drehen‘ (8-12’EUR) zählen zu den Highlights im Reigen der 557 Multiples des Superstars und sind hier marktgerecht bewertet. Also ein faires Angebot für Beuys-Fans. Ebenso zum aufatmen geeignet ist eine wirklich augenschmeichlerische Arbeit von Sigmar Polke aus 1992.

Am Ende stellen sich dann eigentlich nur noch zwei Fragen: 1. Warum stammt gefühlt in dieser Auktion eigentlich jedes zweite Los von Karel Appel und 2. wäre es im Sinne der Homogenität und vor allem des Anspruchs des Hauses Christie’s nicht eine tolle Idee gewesen die hintere Hälfte des Kataloges wegzulassen oder wenn die Niederländer diesen Umsatz zwingend nötig haben zumindest einen ‚third floor‘ Katalog hierfür aufzusetzen, damit es nicht ganz so auffällt. „Christie’s Amsterdam: Quantität vor Qualität.“ weiterlesen

ZERO im Gropius Bau Berlin: Klassentreffen einer Kunstbewegung

Heinz Mack mit Zero-Girls vor seinem Stelen-Ensemble
Heinz Mack mit Zero-Girls vor seinem Stelen-Ensemble

‚Zero ist die Stille. Zero ist der Anfang‘ so begann das 1963 verfasste Manifest der Zero Künstler, die dennoch keine Künstlergruppe sondern eine internationale Haltung zur Kunst sein wollte. Sie wurde die bedeutendste Avantgarde-Bewegung der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Ursprung der Bewegung liegt in Düsseldorf und das Zentrum definieren 1958 Otto Piene und Heinz Mack. Kurze Zeit später stößt Günther Uecker dazu. Zum weiteren Kreis sind Bernard Aubertin, Pol Bury, Piero Dorazio, Lucio Fontana, Gotthard Graubner, Yves Klein, Walter Leblanc, Piero Manzoni, Christian Megert, Almir Mavignier, Henk Peeters, Yayoi Kusama, Jan J. Schoonhoven, Nandu Vigo und Herman de Vries zu rechnen. Viele von Ihnen waren teils bereits hoch betagt, aber dennoch in bester Laune heute Abend dabei. Ebenso die gesamte Sammler-, Galeristen, und Kunsthistoriker-Prominenz sowie zahlreiche künstlerische Erben. Ein junger erfolgreicher Berliner Gegenwartskünstler, den ich ebenfalls in der illustren Gästeschar antraf und den ich nach seiner Verbindung zur Gruppe fragte, antwortete knapp und mit verschmitztem Lächeln: ‚Sie sind wichtig für das was wir heute machen und außerdem möchte ich einmal sehen, wie es sich später anfühlt, wenn es bei mir weiter so gut läuft wie bisher‘. Einer der internationalen Stars der Bewegung äußerte sich eher melancholisch: ‚Wir haben zu lange darauf warten müssen. Schön, dass ich das noch erleben darf, nur schade, dass ich es nicht mehr lange genug genießen kann. Die Anerkennung kommt sehr spät.‘  „ZERO im Gropius Bau Berlin: Klassentreffen einer Kunstbewegung“ weiterlesen

Auktionshaus Lehr startet mit heterogenem Angebot den Reigen der Frühjahrs-Auktionen

Bernard Aubertin, Pastell auf Karton, 50 x 50 cm, 1987 , Schätzpreis 800 EUR
Bernard Aubertin, Pastell auf Karton, 50 x 50 cm, 1987 , Schätzpreis 800 EUR
Positiv bemerkenswert ist auf jeden Fall eine bestechende quadratische Komposition Bernard Aubertains im Format 50×50 cm, die trotz des Ausführungszeitpunkts knapp 20 Jahre nach der -Zeit mit 800 EUR extrem konservativ geschätzt ist. Ein echter Leckerbissen! In jedem Fall als inakzeptabel zu bewerten ist die Einschätzung des Hauses Lehr für die Graphik Shipboard Girl von Roy Lichtenstein. ‚Die Farben sind leicht verblasst‘ muß als unzulässiger Euphemismus für ‚das Blatt ist farblich faktisch tot‘ interpretiert werden. Ich empfehle hierzu den Blick ins WVZ, wo die Strahlkraft dieser Graphik gut übersetzt wird. Ein positives hat es aber. Da es sich hierbei um eine der meist gefälschten Lichtenstein-Blätter handelt, ist die Chance auf Authentizität eher hoch. Für Freunde des Informel in der Ausprägung von Thieler kommt ebenfalls eine attraktive Arbeit zum fairen Preis zum Aufruf. Zusätzlich fällt hier ins Gewicht, dass er zu den wichtigen Vertretern der ersten Stunde dieser Gattung zählt, bei dem die Preis-Explosionen der letzten wenigen Jahre noch nicht angekommen ist.

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Ein stiller Schatz: Das Leopold Hoesch Museum in Düren

Wunderbare Sandstein-Symbiose zwischen Architektur und Skulptur - Tradition und Moderne. Ulrich Rückriem Skulptur vor Leopold-Hoesch-Museum
Wunderbare Sandstein-Symbiose zwischen Architektur und Skulptur – Tradition und Moderne. Ulrich Rückriem Skulptur vor Leopold-Hoesch-Museum

Dank großen Engagements privater Stifter der alten Industriemetropole Düren trifft man hier auf eine überwältigende Anzahl qualitativ hochwertiger Arbeiten von Klassischer Moderne bis in die Gegenwart. Einen der zahlreichen Höhepunkte stellt in jedem Fall der zentrale ZERO-Block der Hubertus Schoeller Stiftung dar. „Ein stiller Schatz: Das Leopold Hoesch Museum in Düren“ weiterlesen

Uecker weiter interessant zum Einstieg

Uecker bei der Installation Kleiner Wald
Uecker bei der Installation Kleiner Wald

Günther Uecker bei der Installation Großer Wald. Vor Otto Piene und Heinz Mack war er der erste Zero Künstler der schon richtig teuer war! Die explosionsartige Steigerung von Piene und Mack hat ihn aber mehr oder weniger auf diesem Niveau verharren lassen. Lediglich sein Frühwerk hat sich auch in den letzten Monaten weiter nach oben entwickelt. Wichtige großformatige Prägedrucke oder Nagelarbeiten aus den 80er und 90ern gehen zwar bereits in den fünf- bzw. sechsstelligen Bereich, aber sicherlich würde keiner abstreiten, dass hier noch Luft nach oben ist. Das Spätwerk bleibt also weiter interessant zum Einstieg!

Uecker: Großer Wurf bei Hauswedell & Nolte?

Uecker Nagelbild mit verdichteter Mitte von 1963
Uecker Nagelbild mit verdichteter Mitte von 1963

 

Rückseite zu Nagelbild im Format 30 x 30 cm
Rückseite zu Nagelbild im Format 30 x 30 cm

Sicher – aber nicht ohne Peinlichkeit. 295.000 EUR ist ein stolzes Ergebnis für ein kleinformatiges Nagelbild. Bereits einige Tage vor der Auktion war zu erkennen, dass die angesetzte Taxe wohl deutlich überschritten werden würde. Auf meine Bitte um eine Leitung für ein Telefongebot für einen Sammler erntete ich lediglich ein müdes Lächeln. Die seien bereits seit Wochen alle vergeben. Wie ärgerlich! Vielleicht lag es daran, dass man den Schätzpreis für dieses nur 30 x 30 cm große Frühwerk von 1963 wohl nicht einmal in einer sehr euphemistischen Auslegung als besonders ‚konservativ‘ bezeichnen kann. Auch wenn Auktionator Ernst Nolte bereits entschuldigend anmoderierte, dass der Erhebung desselbigen lediglich eine Fotovorlage diene und man das Werk zunächst für ein Multiple hielte, kann man den Schätzpreis von 8000 EUR nur als peinliche Fehleinschätzung bezeichnen. So berichtet das Haus mit der prestigeträchtigen Adresse Pöseldorfer Weg 1 an der Hamburger Außenalster im Auktionsrückblick auf seiner Website auch lieber vom Startpreis mit 42.000 EUR. Viel spannender als die Eröffnung war jedoch der zweite Bietschritt. Ein Sammler am Telefon wollte wohl einen Überraschungscoup landen, als er auf diesen Startpreis direkt 150.000 EUR bot. Es reichte aber kaum für eine Schrecksekunde. Schnell hatten sich von den circa 12 Leitungen eine Gruppe von 5 Bietern auf den Weg gemacht und die Luft wurde dann auch erst oberhalb der Viertelmillion Euro dünner. Am Ende stand dann ein zwar im Verhältnis zur Schätzung in Summe hohes, aber für eine derart seltene und frühe Arbeit gerechtfertigtes Ergebnis.

Pionier der interaktiven Skulptur Franz Erhard Walther baut live das MARTa Herforth um

artikelbild_martaintermezzo01Franz Erhard Walther: „Handlungsbahnen“ Der große Pionier der interaktiven Skulptur ist vom 7. – 12. Juni erneut zu Gast im Marta und installiert seinen vollständigen Werkkomplex der „Handlungsbahnen“ als mehrtägige Performance mit Publikumsbeteiligung. „Pionier der interaktiven Skulptur Franz Erhard Walther baut live das MARTa Herforth um“ weiterlesen

Otto Piene: Von Zero auf Hundert

Im Kunstausktionshaus Van Ham folgten am vergangenen Montag gut 100 Gäste der Einladung von Auktionator und Inhaber Markus Eisenbeis und der Deutschen Bank. Das Gespräch mit dem Vorsitzenden der Freunde der Zero Foundation Hubertus Schoeller und der Kuratorin der großen 2006er Zero Ausstellung im Düsseldorfer Kunstmuseum Heike van den Valentyn moderierte Rene S. Spiegelberger.

Von Zero auf Hundert: Hubertus Schoeller, Heike van den Valentyn und Moderator Rene S. Spiegelberger vor Otto Pienes 'Anniversary Star' (c) Foto: VAN HAM Kunstauktionen | Michael Schuff
Von Zero auf Hundert: Hubertus Schoeller, Heike van den Valentyn und Moderator Rene S. Spiegelberger vor Otto Pienes ‚Anniversary Star‘
(c) Foto: VAN HAM Kunstauktionen | Michael Schuff

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