Abschied von Peter Gilles

Peter Gilles, Blut, Acryl auf Papier, 100x70 cm, 2014
Peter Gilles, Blut, Acryl auf Papier, 100×70 cm

Ein Nachruf auf Peter Gilles von Professor Dr. Hartmut Kraft

Mit dem eigenen Blut gemalt

In seinem kunsthistorischen Grundlagenwerk schreibt Heinrich Wölfflin, die Künstler arbeiteten mit ihrem Herzblut. Das war zwar nur metaphorisch gemeint, aber tatsächlich haben einige wenige Künstler wie Hermann Nitsch oder Felix Droese mit ganz realem Blut gearbeitet. Mit dem eigenen Lebenssaft ausschließlich hat aber wohl nur der Kölner Künstler Peter Gilles seine Bilder gestaltet. Dazu bestrich er seinen Körper mit seinem Blut und druckte ihn auf großformatige Papiere und Leinwände. In einem zweiten Arbeitsschritt wurden diese „Autoanthropometrien“, wie der Künstler sie nannte, mit Farbe, Kohle oder Erde überarbeitet. Dramatische Geschichten von innerer Zerrissenheit, Gefährdung und Erlösung wusste er auf diese Weise in seinen Bildern zu erzählen.
Körperabdrucke kennen wir aus der Kunstgeschichte seit Yves Klein, der seine weiblichen Modelle sich mit blauer Farbe auf Leinwände abdrucken ließ. Abdrucke des eigenen Körpers mit dem eigenen Blut kennen wir aber nur von Peter Gilles. Fast alle seine Bilder waren Fragmente zur Klärung der eigenen Identität, es waren Selbstbefragungen. Tatsächlich hat Gilles nur selten etwas anderes gemalt oder gezeichnet als den eigenen Körper oder Teile des selben. Auf den ersten Blick ist dies nicht immer zu erkennen, da er den Bildzusammenhang oft verfremdete und sich zwischen Körperlandschaften einerseits und fast informell anmutenden Bildern andererseits bewegte. Immer waren es Fragen nach Grenzerfahrungen des Menschen, des eigenen Ichs, stellvertretend aber auch des Menschen allgemein. Wie belastbar ist der Mensch, wie verändert er sich unter Extrembedingungen, zum Beispiel, wenn er sich am Rand eines aktiven Vulkankraters befindet, wo Gilles zeichnete und die Brandlöcher auf seinen Blättern später vorzeigen konnte. Diese Fragen führten ihn zu Performances, in denen er sich vor Publikum extremen Belastungen aussetzte, die sich für ihn wie auch für sein Publikum oft an der Grenze des Erträglichen bewegten – und sich gerade deshalb um so mehr in die Erinnerung einbrannten.

Seine oft großformatigen Bilder der steten Selbstbefragung wurden in den 1980er Jahren von vielen Museen, Sammlern, gerade auch von Peter Ludwig erworben. Ausstellungen fanden u.a. im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen, Performances im Museum Ludwig in Köln und in mehreren Galerien statt. Seit Ende der 1990er Jahre war Peter Gilles zusammen mit seiner Frau Birgit Kahle und seinem italienischen Freund Giampiero Zanzi in einem deutsch-italienischen Künstlerprojekt „Lo Spirito del Lago“ am Lago Maggiore in Italien engagiert. Seine letzten großen Arbeiten und Rauminstallationen entstanden auf der Isola Bella und in Stresa.
Nach langer schwerer Krankheit ist der 1953 geborene Künstler am 2. März 2017 in seiner Heimatstadt Köln verstorben.

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Christo & Jeanne-Claude Floating Piers

IMG_4662For sixteen days – June 18. though July 3, 2016 – on Italy’s Lake Iseo, 100.000 square meters of shimmering yellow fabric, carried by a modular floating dock system of 220.000 high-density polyethylene cubes, will undulate with the movement of the waves as The Floating Piers rise just above the surface of the water. Amazing! IMG_4654 IMG_4529 IMG_4611 IMG_4563 IMG_4551 IMG_4514 IMG_4621 IMG_4640 IMG_4646

Vernissage Art Basel Spotlights

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Björn Dahlem – Strange Area, 18 x 90 x 18 cm, Galerie Baudach Berlin – 19 TEUR. Wunderbare skulpturale Poesie.
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Robert Mapplethorpe – Milton Moore – 1980, hand painted gelatin print in custom frame – 195 TEUR
Virtual Reality Experience of the commissioned Video 'from many sides' by Davidoff Artist of the year - Olivia McGilchrist
Virtual Reality Experience of the commissioned Video ‚from many sides‘ by Davidoff Artist of the year – Olivia McGilchrist
EGO Ketten von Katja Aufleger bei Galerie Stampa um 1500 EUR
EGO Ketten von Katja Aufleger bei Galerie Stampa um 1500 EUR

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Ein Knöllchen für die Kunst

Erwin Wurm Installation mit Strafzettel
Erwin Wurm Installation mit Strafzettel

Herr M., 54, ist Beamter im Vollzugsdienst des kommunalen Ordnungsdienstes der Stadt Karlsruhe und … Herr M. hat Humor. Als ‚befristete Aktion‘ deklarierte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung seinen Strafzettel und hat die 30 EUR für die verbotenerweise im Halteverbot stehenden Vorderräder von Erwin Wurms Transporter bereits wieder ausgebucht. Die Plastiken des Österreichers waren Herrn M. aus dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) bekannt und er hofft, mit seinem ‚Werk‘ auch den Humor des Künstler getroffen zu haben. Mein Gebot für den Strafzettel mit der Signatur des Ordnungshüters: 100 EUR.

Franz Erhard Walther präsentiert „Gelbmodellierung“

Zum ersten Mal seit 1989 wird Franz Erhard Walther sein Werk „Gelbmodellierung“ aktivieren: Am Montag, 15. Juni, 16.15 Uhr und ein weiteres Mal am Dienstag, 15.00 Uhr, bei Skopia in Zusammenarbeit mit den Galerien Peter Freeman, New York, und Jocelyn Wolff, Paris, sowie KOW, Berlin und der Franz Erhard Walther Stiftung.

Franz Erhard Walther, Wallformation Gelbmodellierung 1980-1981; sewn dyed canvas, canvas-covered wooden sticks, a canvas coat, a canvas coat in two parts and a canvas suit in two parts, each fixed with laces and bands; 520 x 1100 x 60 cm
Franz Erhard Walther, Wallformation Gelbmodellierung
1980-1981; sewn dyed canvas, canvas-covered wooden sticks, a canvas coat, a canvas coat in two parts
and a canvas suit in two parts, each fixed with laces and bands; 520 x 1100 x 60 cm

„Gelbmodellierung“ ist eines von 58 Werken des „1. Werksatz“, der 20 Jahre nach Beendigung des zweiten Weltkrieges zwischen 1963 und 1969 entstand, und die Aufbruchstimmung in der Kunst beispielhaft verkörpert. Seine Werke erschließen sich dem Publikum nicht durch Betrachtung, sondern erst durch die aktive Einbeziehung. In Walther’s eigenen Worten entwickelt sich die „Werksituation“ oder ein „Werkprozess“, in dem ein „Werkgedanke“stattfindet, durch den Akt der „Werkhandlung“.

Somit sind dies hervorragende Gelegenheiten, sich mit dem signifikanten Werk und dem Künstler auseinanderzusetzen.

S K O P I A Art contemporain
Vieux-Grenadiers 9
CH-1205 Genève
Tel +41 22 321 61 61
Fax +41 22 321 02 33
www.skopia.ch

Katja Aufleger übertrifft hohe Erwartungen

Katja Aufleger Performance im Hamburgischen Kunstverein
Katja Aufleger Performance im Hamburgischen Kunstverein

Nur eine Woche lief Katja Auflegers Solo-Show im Hamburgischen Kunstverein und die Erwartungen an die mehrfach preisgekrönte Slominski-Meisterschülerin waren hoch. So war es auch kein Wunder, dass sich die Hamburger Kunstszene bei der Vernissage am vergangenen Dienstag ein Stelldichein gab. Galeristen, Kritiker und Sammler fanden jedoch rasch zu einem klaren Urteil. Trotz der schweren Hypothek ‚Erwartung‘ die auf den Schultern der gebürtigen Oldenburgerin lastete, übererfüllte sie mit ihrer ‚Systemischen Aufstellung‘ in Form einer Performance, die sich mit Themen wie Karriere, Ego und der Rollenfindung in unserer Gesellschaft auseinandersetzte. Hierbei agierten junge Schauspieler im Raum und entfalteten, entwickelten und verwandelten den Kunstverein mitsamt den Zuschauern zu einem Gesamtkunstwerk. Ein gelungenes Experiment. Kompliment!

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13 Fragen an Katja Aufleger

CONTEMPLATING Videostills (360 Positionen aus Kindlers Lexikon der Malerei) Video 4 min. 32 sec. im Loop Maße variabel 2011  © Katja Aufleger
CONTEMPLATING
Videostills (360 Positionen aus Kindlers Lexikon der Malerei)
Video 4 min. 32 sec. im Loop
Maße variabel
2011
© Katja Aufleger

Sie haben an der Hochschule für bildende Kunst, HfbK, hier in Hamburg bei Andreas Slominski studiert. Welche Lehren kann ein Künstler mit einem so außergewöhnlichen Werk vermitteln und wie prägt ein so klar positionierter Lehrer die spätere Arbeit?

Slominski ist Slominski. (lacht)

Sie sind parallel zum Karrierestart als freischaffende Künstlerin mit Preisen direkt überhäuft worden. Der Karl H. Dietze-Preis für die beste Abschlussarbeit der HfBK, der Berenberg-Preis für Junge Kunst oder der Förderpreis Skulptur Ihrer Heimatstadt Oldenburg, um nur drei zu nennen. Was bedeuten diese Würdigungen für Sie?

Natürlich freue ich mich über die Anerkennung.

BANG!   Glas, Kaliumperchlorat, Eisen, Ethanol, Gummistöpsel, Sockel ca. 200cm x 30cm x 30cm 2013 © Katja Aufleger
BANG!
Glas, Kaliumperchlorat, Eisen, Ethanol, Gummistöpsel, Sockel
ca. 200cm x 30cm x 30cm
2013
© Katja Aufleger

Mit dem Dietze Preis wurde Ihre skulpturale Arbeit ‚BANG!‘ gewürdigt. In der Begründung der Jury heißt es: ‚Sie war begeistert von der Präzision der Arbeit, der es gelingt, die Ambivalenz zwischen verführerischer skulpturaler Ästhetik und potentieller Bedrohung sinnfällig vor Augen zu führen.‘ Korrespondiert das mit dem, was für Sie den Reiz an dieser Arbeit ausmacht?

Ja. Das ist bewusst so gesetzt. Es handelt sich hierbei nicht um Objekte, die ich der Ästhetik wegen so erarbeitet habe. Es ist ein Spiel, bei dem die Wirkung im Verhältnis zur Form spielerisch eingesetzt wurde. Ohne die theoretische Option der Explosion wäre diese Arbeit für mich reizlos gewesen. Es geht um dieses Ambivalente von Ästhetik und Gefahr.

Sie haben 2002 Ihr Abitur und 2013 Ihren Abschluss als Master of Fine Arts machen können. Das lässt vermuten, dass Sie noch einen anderen Schritt vor dem Studium gemacht haben. Ab wann stand für Sie fest, dass Sie Künstlerin werden?

Darauf könnte ich zwar verschiedene Antworten geben, aber die wären alle konstruiert. Es ginge dann um bestimmte Künstlerbilder, die ich bedienen könnte, von denen ich aber meine, dass man das nicht mehr tun sollte.

Ihre Installation „AND HE TIPPED GALLONS OF BLACK IN MY FAVORITE BLUE“ setzt wie auch “NEWTON’S CRADLE“ oder „BANG!“ auf Chemie, in diesem Fall Reiniger. Chemische Substanzen sind in unserer täglichen Wahrnehmung zumeist Mittel zum Zweck. Ihre Arbeit inszeniert diese und rückt sie teils auf bedrohliche, aber stets auch ästhetische Weise in den Mittelpunkt. Was reizt Sie daran? „13 Fragen an Katja Aufleger“ weiterlesen

ART Basel Performance in the Fourteen Rooms

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Damien Hirst twin girls reading

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Damien Hirst Twin Girls drinking
Damien Hirst twin girls drinking

Ist doch total Nineties. Dennoch klasse! Auch wenn man einigen der Performances anmerkt, dass Sie etwas in die Jahre gekommen sind und eine neue Sprache dieses Genres hinter keiner der 14 verspiegelten Türen gefunden wurde, wirkt die Präsentation sehr erfrischend und die Stimmung ist gut. „ART Basel Performance in the Fourteen Rooms“ weiterlesen