
Die exquisite Aufmachung des Post-War and Contemporary ART Katalogs für die Auktion am 14. April in Amsterdam täuscht. ‚Es ist nicht alles Gold was glänzt‘ ist man bei diesem Überangebot an Piene und Mack ZERO-Glitter geneigt zu zitieren, oder wo wir schon dabei sind passte vielleicht sogar noch besser: ‚Als Tiger losgesprungen und als Bettvorleger gelandet.‘ Denn gleich wie zum Auftakt des Kunstmarkt-Telefonbuchs mit musealen und sehr leckeren (und gar nicht günstigen) Piene Rasterbildern (120-180, zweimal von 1959), einer Mack Lichtstele von 1964 (ohne SP Angabe?!), Leblanc Twistet Strings (25-35’EUR/ 1958-1959), Graubner Riesen-Kissen (210 x 135 cm für 60-80’EUR) und einem 150×150 cm messenden Uecker Vorzeige Nagelrelief (400-600’EUR) gesprungen wird, landet man 300 Seiten später irgendwo zwischen Atelier-Notizen und Kunsthandwerk.
Als Bezugsquelle für Weihnachtsmarkt-Beschicker mit feinster Kreativschweiß-Technik á la VHS-Fortgeschrittenen-Kurs im Portfolio scheinen aber sowohl Einstiegs-Preis als auch Jahreszeit ungeeignet. Ansonsten wären die Fabelwesen mit Tütü von Reinhold D’Haese (Who?) in diesem Kontext sicherlich der Renner! Ebenso nur ganz knapp an der Kategorie Interieur-Design schrammt die dafür ohnehin im Verdacht stehende Marie-Jo Lafontaine mit ihrer philosophisch besonders wertvollen Arbeit ‚Jeder Engel ist schrecklich‘ vorbei. Die Losnummer 231 ist eine Arbeit von Otto Piene mit dem Titel ‚Der Regenbogen hat gebrannt‘. Besser wäre gewesen, der Meister, der das heiße Element bewiesenermaßen beherrscht hätte diese Leinwand gänzlich dem Feuer überantwortet. Gleiches Niveau gibt es dann nur vier Lots später bei Günther Förg. Dem Schätzpreis von 4-6 tausend Euro merkt man bereits an, dass es den Christie’s Experten förmlich peinlich ist, dieses ‚Ding‘ hier aufzurufen. Und es wird nicht besser …. Schließlich muss auch Mack noch einmal unter Beweis stellen dürfen, dass auch er im Jahr 1994 mindestens einen ganz schwache Momente hatte. Bei der ‚Pyramide mit Licht‘ wünscht der geneigte Betrachter doch lieber einen Stromausfall herbei, um das Leid nicht ertragen zu müssen. Im Reigen der leider-völlig-daneben-Lose darf natürlich Deko-Kitsch-Großmeister Arman mit zwei Violinen (Überraschung!) nicht fehlen. Schon fast ein Highlight in dieser Traurigkeit ist da ein Lüpertz im Großformat, dem man wohlwollend wenigstens eine einigermaßen passable rechte Leinwandhälfte zusprechen kann. Zum Glück, denn nach dem Rainer Fetting eine Seite davor brauchen die Augen auch Erholung. Bei der Arbeit ‚Ed Mubutu II‘ fragt man sich einmal mehr, warum seine mehrheitlichen totalen Fehlgriffe dann auch noch so übertrieben groß sein müssen. Wer Lust hat mit mir auf eine Wette einzusteigen, dass diese Arbeit -völlig zu recht- durchfällt, weil sich kein Bieter mit gelber Armbinde und drei schwarzen Punkten (ZERO) darauf findet, sei mir willkommen und darf den Wetteinsatz definieren! By the way: Wo ist hier eigentlich Elvira Bach? Da muss man doch wirklich Joseph Beuys danken. Der frisch gekürte Kunstkompass-Titan im Olymp der Unsterblichen bietet dem strapazierten Sammler exakt in der Katalogmitte ganze 10 Seiten Verschnaufpause. ‚Bruno Cora-Tee‘ (15-20’EUR), ‚Pala‘, der Spaten aus 7000 Eichen (10-15’EUR) oder ‚Objekte zum Schmieren und Drehen‘ (8-12’EUR) zählen zu den Highlights im Reigen der 557 Multiples des Superstars und sind hier marktgerecht bewertet. Also ein faires Angebot für Beuys-Fans. Ebenso zum aufatmen geeignet ist eine wirklich augenschmeichlerische Arbeit von Sigmar Polke aus 1992.
Am Ende stellen sich dann eigentlich nur noch zwei Fragen: 1. Warum stammt gefühlt in dieser Auktion eigentlich jedes zweite Los von Karel Appel und 2. wäre es im Sinne der Homogenität und vor allem des Anspruchs des Hauses Christie’s nicht eine tolle Idee gewesen die hintere Hälfte des Kataloges wegzulassen oder wenn die Niederländer diesen Umsatz zwingend nötig haben zumindest einen ‚third floor‘ Katalog hierfür aufzusetzen, damit es nicht ganz so auffällt.

















