Auktionsrekord für Cattelans ‚Him‘

3467006906-1Wenn die Preise fliegen sollen braucht es am Kunstmarkt eigentlich nur etwas Sex von Koons oder Crime von den Chapman Brüdern. Um es richtig knallen zu lassen reicht nämlich etwas Empörung mit einem Hauch von Skandal a lá Abramovic auf blutigem Knochenberg bei Balkan Baroque nicht aus. Schon gar nicht wenn das dann auch noch so kompliziert hintergründig ist. Da bedarf es schon eines handfesten Tabubruchs. Wie der geht? Ganz einfach. Am besten so einfach, dass ihn auch jeder versteht. Dafür braucht man gar nicht solch irrsinnigen handwerklichen Aufwand zu treiben, wie Martin Kippenberger 1990 mit seinen lasterhaften Fröschen am Kreuz. Man nehme einfach den ganz ganz bösen Obernazi Hitler und lasse ihn tugendhaft katholisch zum Bußgebet danieder knien. Hätte der nun noch den Latten-Quaker um Abbitte angefleht, wären sicherlich auch 30 Millionen Euro drin gewesen. So langte es gestern Abend bei Christies in New York lediglich für die Hälfte. Dennoch auch das ist ein Rekord für Cattelan, der damit seinen bisher höchsten Zuschlag glatt verdoppeln konnte. Glückwunsch Maurizio, Du alte Skandalnudel!

Jake and Dinos Chapman 'Sum of all evil'
Jake and Dinos Chapman ‚Sum of all evil‘

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Stark und selten: Haring Zeichnung

image001Eine wunderbare vollwertige Arbeit von Keith Haring ist in diesem Format mittlerweile außerordentlich selten im Markt. Noch interessanter wird das Werk durch die Marktfrische und die exzellente Provenienz der Documenta VII, 1982 in Kassel. Die Chance das sogar unterhalb der Taxe von 100 – 150 TEUR zugeschlagen wird besteht durchaus, da der Auktionsstandort Amsterdam zuletzt auch bei den großen Häusern geschwächelt hat. Zudem steht der bereits vor über einem viertel Jahrhundert verstorbene Amerikaner hier nicht gerade im Fokus. Eine echte Chance!

Deutsche in London Part II: Christies

In direkter Folge auf die Sotheby’s Auktion legt Christies am 12. und 13. Februar nach. Auch hier besticht die hohe Qualität nicht nur im Evening Sale. Ein Kanu von Peter Doig, ein weißer 5-Schlitz Fontana, gleich ein ganzer Strauß von Mobiles und Leinwandarbeiten Alexander Calders und allem voran sicherlich zwei Lucian Freud Werke. ‚Head of Esther‘ ist die stärkere davon und ziert somit zurecht den Titel des Katalogs. Eine Arbeit die in Freudscher Manier von 1982-1983 in wahrscheinlich über 50 Sitzungen entstand und dem Betrachter vor Präsenz, Anmut und Schönheit schier den Atem verschlägt. Ein Meisterwerk für das selbst der millionenschwere Schätzpreis noch zu günstig wirken muss. (letztes Bild). But back to Germany. Das Who is Who der deutschen Maler ist vertreten. Somit also auch Zero: Uecker, Piene, Mack haben jeweils eine außerordentlich schöne Arbeit vorzuweisen. ‚Poetische Reihe (Sylt)‘ hat nicht nur einen tollen Titel sondern ist in der Tat genagelte Poesie. Das sahen die Londoner wohl auch so und schätzten diese nur 44 x 44 cm große Arbeit mit 200-300′ GBP. Für eine 1976er Arbeit dieses Formats extrem sportlich! Deutlich besser angelegt wären dann wohl die 50-70′ GBP für Pienes Sonnenaufgang aus der Zero-Zeit (1962). Ein herzerwärmendes Stück! Wer hingegen bei der bemerkenswerten Rakel-Arbeit von Heinz Mack aus 1957 (!) zum Zuge kommen will, darf sich wohl keiner Illusion hingeben, dass diese aufgrund der hohen Schätzung und des kleinen Formats am unteren Rand bleiben wird. Hier sind die 100′ GBP für dieses Kleinformat in 30 x 30 cm tatsächlich realistisch.

OTTO PIENE (B. 1928) Untitled signed and dated ‘Piene 62’ (on the reverse) oil and smoke on canvas (50 x 59.5cm.) Executed in 1962 £50,000-70,000
OTTO PIENE (B. 1928) Untitled, signed and dated ‘Piene 62’ (on the reverse) oil and smoke on canvas (50 x 59.5cm.), Executed in 1962
£50,000-70,000
 HANNE DARBOVEN (1941-2009) Untitled ink on paper laid on panel, in fve parts (i)-(iii) 17Ω x 63æin. (44.4 x 162cm.) (iv) 17Ω x 51oin. (44.4 x 130.2cm.) (v) (44.4 x 194.5cm.) Executed circa 1972 £30,000-50,000

HANNE DARBOVEN (1941-2009), Untitled, ink on paper laid on panel, in fve parts (i)-(iii) (44.4 x 162cm.) (iv) (44.4 x 130.2cm.) (v) (44.4 x 194.5cm.) Executed circa 1972, £30,000-50,000

Bei Hanne Darboven geht es hingegen deutlich bodenständiger zu. Diese wunderbare Suite aus insgesamt 25 Blättern ist im Vergleich zu konzeptionellen Arbeiten dieser Zeit weiterhin sehr günstig eingeschätzt.

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JOSEPH BEUYS (1921-1986) Zeitpunkt: Das Massaker von Muenchen (Point of time: The Massacre of Munich) titled, ‘Zeitpunkt: Das Massaker von Muenchen’ (lower left); signed, inscribed and dated ‘Joseph Beuys Kassel 1972’ (on the reverse); stamped ‘Organisation für direkte Demokratie’ (on the reverse) chalk on blackboard, (200.5 x 150cm.) Executed in 1972 £250,000-350,000 $360,000-500,000 €330,000-460,000

Bei dieser Beuys-Tafel ist alles drin! Die letzte vergleichbare Arbeit wurde in ähnlicher Größenordnung vor 5 Jahren angeboten. Seither hat sich der Markt bei Beuys massiv verändert. Tafeln stehen wie kein anderes Medium für den späten lehrenden Schamanen und sind die Ausdrucksform, in der er auch in den 70er Jahren noch gelegentlich die zeichnerischen Genialität seines Frühwerks aufzeigt. Auch wenn es hier noch deutlich stärkere Beispiele gibt, sind diese idR in Blocks zusammengestellt oder in institutionellen Sammlungen gebunden. Eine seltene Gelegenheit also, die genauso gut die halbe Million, wie auch die Millionen-Hürde nehmen kann. „Deutsche in London Part II: Christies“ weiterlesen

Weihnachtsauktionen: Schätze im Verborgenen!

Meisterliches pointillistisches Frühwerk Ivo Hauptmanns, Öl/Lwd., 48,5 x 63,5 cm, r. u. signiert und datiert. Im Auktionshaus Stahl für SP 17 TEUR
Meisterliches pointillistisches Frühwerk Ivo Hauptmanns, Öl/Lwd., 48,5 x 63,5 cm, r. u. signiert und datiert. Im Auktionshaus Stahl für SP 17 TEUR

Die Auktionen laufen wieder und vielfach verliert sich der Blick im Überangebot der Kataloge. Aber neben Christies, Sotheby’s, Phillips oder den deutschen Häusern Villa Grisebach, Van Ham, Lempertz oder Ketterer lohnt auch immer wieder das intensive Studium der kleineren Häuser. Aber auch regionale Besonderheiten spielen bei der Preisentwicklung im Auktionssaal eine Rolle. Trotz Internet und vermeintlicher Transparenz ist die Chance auf ein günstiges Seestück von Johannes Holst in München häufig größer als in Hamburg. Exemplarisch hierfür stehen die 3 starken Werke des begehrten Marinemalers, die bei Ketterer in München diese Woche deutlich unter Wert liefen. Spannend zu sehen sein wird, ob es dem As der Münchner Schule Edward Harrison Compton mit seinem Alpenpanorama beim Hamburger Auktionshaus Stahl ähnlich ergehen wird. Apropos Stahl: Mit 17 TEUR kommt hier ebenfalls eine bedeutende pointillistische Arbeit Ivo Hauptmanns aus dem Besitz der Familie des Künstlers zum Aufruf, wie man sie sicherlich nur äußerst selten im Markt finden dürfte. Der Einfluss und Kontakt zu Paul Signac bei Haupmanns Paris-Reisen ist hier deutlich sichtbar und nicht nur Sujet sondern auch der bezeichnende Titel ‚Sonnenuntergang über der Elbe‘ lassen die Herzen von Impressionisten-Freunden und norddeutschen Kunst-Sammlern gleichermaßen höher schlagen. Ebenso herausragend und bedeutungsvoll ist die unter der Losnummer 475  dokumentierte unikatäre Art Deco Messing-Schale Henry Van de Veldes, die interessanterweise ebenfalls aus dem Privatbesitz der Familie Hauptmann stammt.

A. R. Penck zentrale vielfach museal ausgestellte und dokumentierte Arbeit in Acryl auf Lwd. im Format 160 x 100 cm bei AH Germann in Zürich zugeschlagen für 50' CHF.
A. R. Penck – zentrale vielfach museal ausgestellte und dokumentierte Arbeit in Acryl auf Lwd. im Format 160 x 100 cm bei AH Germann in Zürich zugeschlagen für 50′ CHF.

Ähnlich spannend zu beobachten war am Montag die Entwicklung zweier zeitgenössischer deutscher Außenseiter-Positionen im eher lokal verwurzelten Züricher Auktionshaus Germann, dass in seinem Programm auch entsprechend klare thematische Akzente setzt. Zum Aufruf kam hier zum einen ein kleiner Imi Knoebel in Acryl auf Aluminiumplatten, der zur unteren Taxe und somit deutlich unter der Hälfte des Marktwertes bei 3200 CHF zugeschlagen wurde, zum anderen die meisterliche und viel gereiste und dokumentierte großformatige Arbeit A. R. Penck’s ‚Roter Mann mit Adler‘, die in Relation zu ihrer Bedeutung mit 50 TCHF zum Bruchteil eines denkbaren erzielbaren Ergebnisses in adäquatem internationalem Umfeld zugeschlagen wurde.

Gleiches gilt für eine der regelmäßig im Markt laufenden Zeichnungen Keith Harings auf dem pinken Grund des Ausstellungskatalogs von Tony Shafrazi aus dem Jahr 1982. Je nach Ausführung erzielen die Stücke selbst mit einer preismindernden Widmung in der Regel je nach Motiv und Aufwendigkeit zwischen 11 und 16 TEUR. Das Auktionshaus Doyle erteilte am 17. November bereits bei knapp über 8 TEUR inkl. Aufgeld den Zuschlag.

Keith Haring, Signed Keith Haring and dated 82, Marker on front inside cover of Tony Shafrazi exhibition catalogue 9 x 9 1/8 inches, für 8200 EUR bei Auktionshaus Doyle ca. 30% unter Marktpreis
Keith Haring, Signed Keith Haring and dated 82, Marker on front inside cover of Tony Shafrazi exhibition catalogue, 9 x 9 1/8 inches, für 8200 EUR im Auktionshaus Doyle ca. 40% unter Marktpreis

 

Über 1/4 Milliarde Euro für Zeitgenossen

Das Feuerbild „Peinture de feu couleur sans titre, von Yves Kleins  (FC 27)“ aus 1962 brachte 5,2 Millionen Pfund (Taxe um fünf Millionen). - Foto Christie's
Das Feuerbild „Peinture de feu couleur sans titre, von Yves Kleins (FC 27)“ aus 1962 brachte 5,2 Millionen Pfund (Taxe um fünf Millionen). – Foto Christies

27 Lose blieben bei den drei Häusern Sotheby’s, Christies und Phillips vor vollen Auktionssälen in London unverkauft. 157 wurden verkauft und erlösten einen Gesamtumsatz von 249 Millionen Pfund oder 346 Millionen Euro. Der Durchschnittserlös liegt somit deutlich über 2 Millionen Euro pro Los. Das kleinste der drei Häuser Phillips erzielte bei ihrer Auftaktauktion in den neuen Räumen in der Adresslage Berkeley Square sogleich mit 3 Millionen Pfund für die Arbeit Circle of Animals von Ai Wei Wei einen Rekord für den chinesischen Künstler. Bei Ed Ruschas extrem starken Monumentalgemälde Ship Talk setzte sich ein Vertreter der Gagosian Gallery im offenen Bietgefecht mit 735 TGBP und somit knapp über dem doppelten der unteren Taxe durch. Bei Christies verfehlte die sonst so rekordverdächtige Bank Francis Bacon mit der Arbeit Two Men working in a Field mit 9,5 Mio GBP sogar die obere Taxe, während Yves Klein mit seinem gleichermaßen wundervollen wie seltenen Feuerbild bei gut 5 Mio GBP über die Erwartungen stieg. Auch bei Wettbewerber Sotheby’s floppte Bacon. Hier aber mit Schwung! Study for a Pope ging mit ambitionierten 25 bis 35 Mio GBP zurück an den Einlieferer. Entschädigt wurde das Haus mit dem Rekord-Erlös der Woche für den sich Andy Warhol zu verantworten hat. One Dollar Bill (Silver Certificate) erzielte mit 18,5 Millionen Pfund das beste Einzelergebnis.

Früh, groß und singulär: Warhols Gemälde des „One Dollar Bill“ in Kasein und Bleistift auf Leinen, 132,4 mal 182 Zentimeter, für 18,5 Millionen Pfund (Taxe 13/18 Millionen) - Foto: Sotheby's
Früh, groß und singulär: Warhols Gemälde des „One Dollar Bill“ in Kasein und Bleistift auf Leinen, 132,4 mal 182 Zentimeter, für 18,5 Millionen Pfund (Taxe 13/18 Millionen) – Foto: Sotheby’s

Alle Höhepunkte der Juni-Auktionen 2015: Hohe Preise und viel Mittelmaß

Wichtige dithyrambische Lüpertz-Gouache aus 1972/73 für 10-15 TEUR bei Villa Grisebach
Wichtige dithyrambische Lüpertz-Gouache aus 1972/73 für 10-15 TEUR bei Villa Grisebach

In den Juni Auktionen der deutsch-sprachigen Auktionshäuser Van Ham, Koller, Karl & Faber, Villa Grisebach, Ketterer und Lempertz ist viel mittlere Qualität zu finden. Der folgende Abriss soll einige Arbeiten in den Fokus rücken, bei denen dennoch genaueres Hinsehen lohnt. Da Lempertz bereits am 1. Juno den Auktionsreigen eröffnet hat, sind für Köln bereits 28 starke aquarellierte Kaltnadelradierungen von Günter Förg im Format 38 x 46 cm in einer kleinen 16er Auflage hervorzuheben, die unverständlicherweise nicht gelaufen sind. Hier lohnt in jedem Fall das Untergebot auf den Schätzpreis von 15 – 20 TEUR in den Nachverkauf hinein.

Baselitz mit 17 wunderbaren Farbkreide-Zeichnungen für SP 60-80 TEUR bei Grisebach
Baselitz mit 17 wunderbaren Farbkreide-Zeichnungen für SP 60-80 TEUR bei Grisebach

Ein deutlicher qualitativer Höhepunkt ist dann eine Suite von 17 wunderbaren Baselitz Farbkreide-Zeichnungen auf Velin, die in der Berliner Villa Grisebach für einen SP von 60 – 80 TEUR aufgerufen werden.

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Christie’s Amsterdam: Quantität vor Qualität.

Polke als Augenschmeichler. Diese Arbeit hat beste Voraussetzungen die obere Taxe deutlich zu überschreiten.
Polke als Augenschmeichler. Diese Arbeit hat beste Voraussetzungen die obere Taxe (Schätzpreis 35-55 TEUR) deutlich zu überschreiten.

Die exquisite Aufmachung des Post-War and Contemporary ART Katalogs für die Auktion am 14. April in Amsterdam täuscht. ‚Es ist nicht alles Gold was glänzt‘ ist man bei diesem Überangebot an Piene und Mack ZERO-Glitter geneigt zu zitieren, oder wo wir schon dabei sind passte vielleicht sogar noch besser: ‚Als Tiger losgesprungen und als Bettvorleger gelandet.‘ Denn gleich wie zum Auftakt des Kunstmarkt-Telefonbuchs mit musealen und sehr leckeren (und gar nicht günstigen) Piene Rasterbildern (120-180, zweimal von 1959), einer Mack Lichtstele von 1964 (ohne SP Angabe?!), Leblanc Twistet Strings (25-35’EUR/ 1958-1959), Graubner Riesen-Kissen (210 x 135 cm für 60-80’EUR) und einem 150×150 cm messenden Uecker Vorzeige Nagelrelief (400-600’EUR) gesprungen wird, landet man 300 Seiten später irgendwo zwischen Atelier-Notizen und Kunsthandwerk.

Als Bezugsquelle für Weihnachtsmarkt-Beschicker mit feinster Kreativschweiß-Technik á la VHS-Fortgeschrittenen-Kurs im Portfolio scheinen aber sowohl Einstiegs-Preis als auch Jahreszeit ungeeignet. Ansonsten wären die Fabelwesen mit Tütü von Reinhold D’Haese (Who?) in diesem Kontext sicherlich der Renner! Ebenso nur ganz knapp an der Kategorie Interieur-Design schrammt die dafür ohnehin im Verdacht stehende Marie-Jo Lafontaine mit ihrer philosophisch besonders wertvollen Arbeit ‚Jeder Engel ist schrecklich‘ vorbei. Die Losnummer 231 ist eine Arbeit von Otto Piene mit dem Titel ‚Der Regenbogen hat gebrannt‘. Besser wäre gewesen, der Meister, der das heiße Element bewiesenermaßen beherrscht hätte diese Leinwand gänzlich dem Feuer überantwortet. Gleiches Niveau gibt es dann nur vier Lots später bei Günther Förg. Dem Schätzpreis von 4-6 tausend Euro merkt man bereits an, dass es den Christie’s Experten förmlich peinlich ist, dieses ‚Ding‘ hier aufzurufen. Und es wird nicht besser …. Schließlich muss auch Mack noch einmal unter Beweis stellen dürfen, dass auch er im Jahr 1994 mindestens einen ganz schwache Momente hatte. Bei der ‚Pyramide mit Licht‘ wünscht der geneigte Betrachter doch lieber einen Stromausfall herbei, um das Leid nicht ertragen zu müssen. Im Reigen der leider-völlig-daneben-Lose darf natürlich Deko-Kitsch-Großmeister Arman mit zwei Violinen (Überraschung!) nicht fehlen. Schon fast ein Highlight in dieser Traurigkeit ist da ein Lüpertz im Großformat, dem man wohlwollend wenigstens eine einigermaßen passable rechte Leinwandhälfte zusprechen kann. Zum Glück, denn nach dem Rainer Fetting eine Seite davor brauchen die Augen auch Erholung. Bei der Arbeit ‚Ed Mubutu II‘ fragt man sich einmal mehr, warum seine mehrheitlichen totalen Fehlgriffe dann auch noch so übertrieben groß sein müssen. Wer Lust hat mit mir auf eine Wette einzusteigen, dass diese Arbeit -völlig zu recht- durchfällt, weil sich kein Bieter mit gelber Armbinde und drei schwarzen Punkten (ZERO) darauf findet, sei mir willkommen und darf den Wetteinsatz definieren! By the way: Wo ist hier eigentlich Elvira Bach? Da muss man doch wirklich Joseph Beuys danken. Der frisch gekürte Kunstkompass-Titan im Olymp der Unsterblichen bietet dem strapazierten Sammler exakt in der Katalogmitte ganze 10 Seiten Verschnaufpause. ‚Bruno Cora-Tee‘ (15-20’EUR), ‚Pala‘, der Spaten aus 7000 Eichen (10-15’EUR) oder ‚Objekte zum Schmieren und Drehen‘ (8-12’EUR) zählen zu den Highlights im Reigen der 557 Multiples des Superstars und sind hier marktgerecht bewertet. Also ein faires Angebot für Beuys-Fans. Ebenso zum aufatmen geeignet ist eine wirklich augenschmeichlerische Arbeit von Sigmar Polke aus 1992.

Am Ende stellen sich dann eigentlich nur noch zwei Fragen: 1. Warum stammt gefühlt in dieser Auktion eigentlich jedes zweite Los von Karel Appel und 2. wäre es im Sinne der Homogenität und vor allem des Anspruchs des Hauses Christie’s nicht eine tolle Idee gewesen die hintere Hälfte des Kataloges wegzulassen oder wenn die Niederländer diesen Umsatz zwingend nötig haben zumindest einen ‚third floor‘ Katalog hierfür aufzusetzen, damit es nicht ganz so auffällt. „Christie’s Amsterdam: Quantität vor Qualität.“ weiterlesen