Fischli & Weiss meets Calder

FullSizeRender-1Bereits bei der Doppelausstellung von Constantin Brancusi und Richard Serra vor fünf Jahren lag mir die Frage auf der Zunge, wie dieses sensibel und organisch anmutende Oeuvre des Rumänen mit der brachial fundamentalen Position des über ein halbes Jahrhundert später geborenen US-Amerianischen Bildhauer-Stars vereinbar sein könnte. Der Besuch dieser sensationellen Ausstellung lieferte nicht lediglich schlüssige sondern vor allem befriedigende Antworten hierauf. Zwar war ich auf der Erinnerung dieser Erfahrung fußend zuversichtlich bezüglich der Harmonie der vermeintlichen Dipole Calder und Fischli/Weiss abermals nicht enttäuscht zu werden, aber eine schlüssige Antwort vermochte ich mir im Vorfeld abermals nicht zu konstruieren.

FullSizeRender-2Auch dieses Mal schafften die Kuratoren der Fundation Beyeler diesen bemerkenswerten Kunstgriff. Wenn er sich über die Exponate auch kaum verbalisieren lässt, ist er doch spürbar und erlebbar. Wer also im hektischen Messetrubel der Art Basel und ihrer Sidefairs einen Ruhepol für Körper, Geist und Seele sucht, findet ihn hier. Noch mehr Akku aufladen ist dann wie stets in der festen Sammlung möglich. Für die gilt bekanntlich: Die besten Künstler und von denen die besten Werke. Nach dem Picasso-Raum folgen auf dem Weg zum Meditation-Zentrum noch ein Richter-Giacometti-Raum. Wer dann noch immer nicht entspannt ist, sollte auf dem Sofa vor einem der vielleicht schönsten musealen Kunsträume der Welt Platz nehmen. Dem Ort wo die Gartenanlage der Fondation in den Seerosen-Teich übergeht und die raumhohen Fenster einen fließenden Übergang zum monumentalen Seerosen Triptychon von Claude Monet schaffen. Atemberaubend!

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Strahlende Wiedereröffnung der Kunsthalle

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Nicht nur das Eismeer und der Wanderer über dem Nebelmeer im Saal von Chef-Romantiker Caspar David Friedrich erscheinen in neuem Glanz. Das ganze Haus hat einen riesigen Schritt nach vorne gemacht!

 

Die Modernisierungsarbeiten an der Hamburger Kunsthalle sind nahezu vollendet und die heutige Generalprobe war ein voller Erfolg. Alles sitzt und der Zeitplan hat gestimmt. Glückwunsch an alle Beteiligten! Somit ist es nunmehr gelungen, die internationale Bedeutung der Sammlung zu festigen, die Attraktivität des Museums für die Besucher zu erhöhen, dem Haus zu einer noch stärkeren Präsenz im städtischen Raum zu verhelfen und die eigentlichen Museumsaufgaben zu stärken. Ermöglicht wurde die Modernisierung durch eine großzügige 15-Millionen-Euro-Sachspende der vom Hamburger Unternehmer und Mäzen Alexander Otto und seiner Frau gegründeten Dorit und Alexander Otto-Stiftung. Der Senat hat zudem beschlossen, zusätzlich das Depot der Kunsthalle zu sanieren und im Rahmen von Umbaumaßnahmen im Bereich Deichtorplatz/Ferdinandstor die Außenanlagen des Museums neu zu gestalten. Heute konnten sich bei der Generalprobe vor der Eröffnung am Wochenende bereits zahlreiche Hamburger von der gelungenen Umsetzung überzeugen. Eine wunderbare Sammlung die auf atemberaubende Art und Weise und bei großartiger Didaktik Tradition und Moderne miteinander verbindet. Endlich hat auch Hamburg somit ein Kunstmuseum mit internationalem Niveau!

Auch in der Moderne sind die Akzente großzügig und wohl gewählt gesetzt. Hier von links Reiner Ruthenbeck, im Anschnitt On Kawara, Gerhard Richter und Franz Erhard Walther
Auch in der Moderne sind die Akzente großzügig und wohl gewählt gesetzt. Hier von links Reiner Ruthenbeck, im Anschnitt On Kawara, Gerhard Richter und Franz Erhard Walther

Eckersberg in Hamburg: Faszination Wirklichkeit

Christoffer Wilhelm Eckersberg (1783–1853), Stehendes männliches Aktmodell, einen Stab haltend. Carl Frørup, 1837 Öl auf Leinwand, 94,5 x 62,5 cm The Royal Academy of Fine Arts, The Academy Council
Christoffer Wilhelm Eckersberg (1783–1853), Stehendes männliches Aktmodell, einen Stab haltend. Carl Frørup, 1837 Öl auf Leinwand, 94,5 x 62,5 cm The Royal Academy of Fine Arts, The Academy Council

Eckersberg – Faszination Wirklichkeit. Das Goldene Zeitalter der dänischen Malerei. Vom 11. Februar bis zum 16. Mai 2016 läuft diese absolut sehenswerte Ausstellung, die an die viel beachtete Vilhelm Hammershøi Retrospektive in der Hamburgischen Kunsthalle anknüpft.

Mit einer großen, erstmals außerhalb Dänemarks in Europa stattfindenden Retrospektive zu Christoffer Wilhelm Eckersberg (1783–1853) würdigt die Hamburger Kunsthalle den bedeutendsten dänischen Maler der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Mai 1814 kaufte sich Eckersberg einen tragbaren Malkasten und einen Klappstuhl, um in der Ewigen Stadt und der römischen Campagna zu malen. Er begründete damit in Rom die dänische Tradition der Freilichtmalerei. Innovationen im direkten Naturstudium bildeten neben der Geometrie und Perspektive die wichtigsten Bestandteile seiner Lehre an der Kopenhagener Akademie, wo er annähernd 40 Jahre lang als Professor wirkte. Durch seine progressive Verknüpfung von Tradition und Innovation, sowie von Klassizität und Wirklichkeitsnähe wurde Eckersberg nicht nur der bedeutendste dänische Maler in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sondern zugleich eine prägende Figur in der europäischen Kunstentwicklung jener Zeit. „Eckersberg in Hamburg: Faszination Wirklichkeit“ weiterlesen

Blick hinter die Kulissen

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Schlummert im Museums-Magazin: Henri Toulouse Lautrecs Plakat-Origianalentwurf für das Moulin Rouge

Viele öffentliche Museen bieten auf Nachfrage immer wieder die Chance, einen Blick hinter die Kulissen, nämlich in die Magazine zu erhaschen. Zumeist gibt es beeindruckendes zu entdecken, sowohl qualitativ, als auch quantitativ. Ein wunderbares Beispiel ist das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, dass unter anderem die größte internationale Sammlung zur Plakatkunst beherbergt. So sind hier zum Beispiel die Künstlerplakate von Keith Haring, Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder auch Joseph Beuys komplett vorhanden. Einhergehende Ausstellungen nach entsprechenden Schenkungen dieser Werkblöcke durch einen dem Haus eng verbundenen Hamburger Sammlers wurden jeweils von einem Katalog begleitet, der für Plakatsammler Werkverzeichnis-Charakter hat. Aber auch eine spektakuläre Sammlung von Jugendstil oder Bauhaus Plakaten können bewundert werden. Ein besonderes Highlight ist der Originalentwurf Henri Toulouse Lautrecs für das Moulin Rouge. Wie der Leiter der graphischen Sammlung Dr. Jürgen Döring verrät handelt es sich dabei um eines von wohl nur drei erhaltenen Exemplaren dieses berühmten Plakatentwurfs. IMG_9911