Blamage: Verwechslung Baselitz & Polke

img_7967 img_7968Das Auktionshaus Karbstein-Team scheint einer Baselitz-Polke-Schwäche erlegen zu sein. Das nur kann der Grund für die 180 Grad Drehung dieser wunderbaren Polke Arbeit aus 1989 sein oder gibt es sonstige Aspekte, die den Kopfstand des Werkes rechtfertigten? Besonders schade daran: Es schaut richtig herum auch einfach deutlich besser aus. Kleiner Hausfrauen-Tipp: Die Signatur ist auch richtig herum. Einfach daran orientieren! Aber vielleicht ergibt sich daraus die günstige Gelegenheit, das somit etwas holprig wirkende Stück mit 1500 EUR günstig zu erwerben. Zumal es im Markt selten ist, da der Verkauf wie bei allen Griffelkunst-Werken grundsätzlich untersagt ist. Auch eine Tugend, die viele Sammler und erstaunlicherweise sogar Handelshäuser -wie auch in diesem Fall- regelmäßig außer Acht lassen. Sehr schön und auch im Lot sind die Losnummern 170 & 171. Hierbei handelt es sich um zwei schöne frühe 60er Jahre Gouachen Georg Karl Pfahlers im mittleren Papierformat, die in der unteren Taxe jeweils unter 2 TEUR starten und somit einen attraktiven Ankauf darstellten.

Durchwachsene Ergebnisse in London

IMG_0901

Bei durchwachsenen Auktionsergebnissen in London gab es doch ein durchweg gutes Abschneiden für die deutsche Kunst. Obgleich Baselitz auch bei den seltenen 60er Jahre Zeichnungen auf den bereits hohen sechsstelligen Taxen nicht wesentlich über die obere Schätzung gelangte, konnten doch Richter, Knoebel, Beuys, Förg und Genzken erfreuliche Ergebnisse erzielen. Wie immer gilt auch hier: Die besten Künstler und von denen die besten Bilder. Also auch wenn es ein Baselitz Adler aus 1977 ist, muss er diesen Anspruch bedingungslos erfüllen und ebenso wie man es von einem deutlich älteren Expressionisten-Aquarell verlangte, sollte er farbfrisch sein. Das war bei Sothebys Los 224 im Daysale nicht gegeben und so blieb es am Ende lediglich bei einem nur scheinbar geringen Zuschlag von 17,5 TGBP und damit im Rahmen der mittleren Schätzung. IMG_0897Das gleiche Ergebnis erzielte übrigens ein phosphorisierender Kinderstern von Imi Knoebel – ein Rekord. Der Glückwunsch gilt hier dem Einlieferer. Mit 227 TGBP scheinen die Tagebuchnotizen von Beuys von einem Sothebys-Bieter hier doch eher überschätzt worden zu sein, während bei Wettbewerber Christies die bereits besprochene Documenta VI Tafel von 1977 zu Recht den Auktions-Rekord für eine einzelne Tafel von einer Million Euro sprengte. Auch bei Isa Genzken und Günther Förg waren die Dopplungen der Schätzungen keine wirkliche Überraschung für jeweils beste Qualität bei der einfach alles stimmte. Völlig unverständlich hingegen bleibt, dass das begehrte und museale Polke Multiple in kleinster Auflage APPARAT, MIT DEM EINE KARTOFFEL EINE ANDERE UMKREISEN KANN bei 50 TGBP keinen Zuschlag erhielt, obgleich sonst auch der doppelte Euro Betrag realistisch ist. Ein lohnender Vorstoß für ein gutes Geschäft im Nachverkauf für Polke Fans.

„Durchwachsene Ergebnisse in London“ weiterlesen

Deutsche in London Part III: Phillips

Bei Phillips fehlen bei diesem Verkauf die wirklichen Höhepunkte. Dies ist dann auch schon fast die einzige Dramaturgie, die sich durch beide Kataloge der Auktionen vom 09. und 10. Februar zieht. Also kein Phänomen der deutschen Vertreter. Von den großen Namen gibt es mit Baselitz, Kiefer und Rauch ein Tripple in der Malerei und ein gleiches mit Gursky, Demand und Höfer in der Fotografie. Da ich mir bei Letzterer -wie stets- kein Urteil erlaube, sei hier lediglich das Bauchempfinden auf einen außerordentlich starken Thomas Demand gestattet. In der Malerei wäre hier sicherlich am ehesten der Kiefer Wege Der Weltweisheit – Die Herrmannsslacht, von 1978 hervorzuheben. Bemerkenswert ist dabei vor allem auch das Format von 340 x 330 cm und der recht moderate Schätzpreis von 350- 500′ GBP. Der großen Nacht im Eimer hat dieser Remix nicht so gut getan wie anderen und das sagt der, der für diesen zu Unrecht gebetsmühlenartig kritisierten Zyklus stets und leidenschaftlich eine Lanze bricht. Dennoch bleibt das Plädoyer, dass es mittelfristig nicht falsch sein kann, zum Preis einer 60er Jahre Zeichnung von Baselitz aus dieser Zeit eine großformatige Leinwand zu erwerben. Ja .. und groß ist der Neo Rauch auch. Mehr Spaß machen dann schon mit André Butzer, Thomas Scheibitz und Gregor Hildebrandt die drei jüngeren Vertreter der deutschen Zunft. Zwar sollte man letztere Arbeit sicherlich im Original gesehen haben, aber das diese Leinwand für Freunde des Bad Homburgers eine Chance sein kann unter dem Galerie-Preis zum Zuge zu kommen, ist sicherlich attraktiv. Wunderbar dann auch der skulpturale Arbeit (Eis)Berg von Thomas Scheibitz, der auch beim Schritt von der zwoten in die dritte Dimension hierin unverkennbar bleibt und der hier sicherlich nicht zufällig eine romantische Assoziation zu Caspar David Friedrichs Eismeer schürt. André Butzer hat für seine drei Spaßvögel mit Kitty auf jeden Fall eine lobende Erwähnung verdient. Wollte man einen Butzer haben, dann doch wohl diesen. Spannend wird abzuwarten sein, wie sich die beiden mit 10-15′ GBP geschätzten Kindersterne von Imi Knoebel hier entwickeln und ob das Streifenbild von Kunst-Aussteiger Anselm Reyle in London für 30-40′ GBP noch einen Interessenten findet.

ANDRÉ BUTZER Untitled, 2006 oil on canvas 100 x 210.5 cm (39 3/8 x 82 7/8 in.) Signed 'A. Butzer' lower right. Further signed and dated 'A. Butzer 06' on the reverse. Estimate £20,000 - 30,000
ANDRÉ BUTZER, Untitled, 2006, oil on canvas, 100 x 210.5 cm (39 3/8 x 82 7/8 in.), Signed ‚A. Butzer‘ lower right. Further signed and dated ‚A. Butzer 06‘ on the reverse., Estimate £20,000 – 30,000
IMI KNOEBEL Kinderstern, 2005 acrylic on wood 43 x 39.5 x 8.8 cm (16 7/8 x 15 1/2 x 3 1/2 in.) Signed and dated 'Imi 2005' on the reverse. Estimate £10,000 - 15,000 ♠
IMI KNOEBEL, Kinderstern, 2005, acrylic on wood, 43 x 39.5 x 8.8 cm (16 7/8 x 15 1/2 x 3 1/2 in.). Signed and dated ‚Imi 2005‘ on the reverse., Estimate £10,000 – 15,000
THOMAS SCHEIBITZ Berg, 2005 MDF, wood, paint 101 x 142 x 70 cm (39 3/4 x 55 7/8 x 27 1/2 in.) Estimate £6,000 - 8,000 ‡ ♠
THOMAS SCHEIBITZ, Berg, 2005, MDF, wood, paint. 101 x 142 x 70 cm (39 3/4 x 55 7/8 x 27 1/2 in.). Estimate £6,000 – 8,000
Ausschnitt aus Caspar David Friedrich's Eismeer
Ausschnitt aus Caspar David Friedrich’s Eismeer

„Deutsche in London Part III: Phillips“ weiterlesen

Kulturschutzgesetz: Gut gemeint ungleich gut gemacht.

Seine Leihgaben an das Dresdner Albertinum hat der Künstler Georg Baselitz wegen des Kulturgutschutzgesetzes wieder zurückgezogen. | © Oliver Killig/dpa
Seine Leihgaben an das Dresdner Albertinum hat der Künstler Georg Baselitz wegen des Kulturgutschutzgesetzes wieder zurückgezogen. | © Oliver Killig/dpa

Gut gemeint ist nicht immer auch gut gemacht. Das Kulturschutzgesetz klingt nicht nur verkorkst, es ist es auch. Ich liebe es, Beuys, Lüpertz, Baselitz, Richter, Polke, Immendorff genau wie Liebermann, Heckl, Nolde, Corinth oder Schmidt-Rottluff im Guggenheim, der Tate oder dem Prado zu sehen. Das ist doch wie gute Freunde in der Ferne treffen. Wer könnte zudem neben unserer Nationalelf ein besserer Botschafter für Deutschland in der Welt sein als diese Herren? Ebensogut hätte ich natürlich auch Paula Modersohn-Becker, Eva Hesse oder Hanne Darboven nennen können. Was ich damit sagen will: Deutschland ist nicht nur Export-Weltmeister sondern auch Weltmeister in der Kunst und alle wollen uns! In der aktuellen 2015er ‚Weltrangliste‘ dem Kunstkompass sind wieder 29 Deutsche Maler, Fotografen und Bildhauer geführt. Keine andere Nation ist mit so vielen Künstlern vertreten! Gerhard Richter führt diese Liste auch deshalb an, weil sein Zyklus ’18. Oktober 1977′ im MoMa hängt, auch wenn mancher ihn vielleicht lieber in Berlin sähe. Georg Baselitz hat es (sich) ganz einfach gemacht. Einfach gut. Er hat ein Zeichen gesetzt, das für Kulturstaatsministerin Monika Grütters eine klare Ansage ist, indem er schlicht seine Leihgaben aus dem Dresdner Albertinum sowie allen anderen deutschen Museen zurückgezogen hat. Vielleicht auch deshalb, weil er am Beispiel des Werkes ‚Porträt Elke 1‘ aus dem Jahr 1969 nur noch vier Jahre Zeit hätte, dies ohne Sondergenehmigung der Bundesregierung frei zu handeln. Ein 50 Jahre alter ‚Neuer Typ‘ aus dem Zyklus seiner Heldenbilder fiele bereits heute unter das Handelsverbot.

Ein Sammler andererseits, der mit einer gut strukturierten Arbeit in vielen Fällen einen erheblichen Anteil an der Image- und Wertentwicklung eines Künstlers hat, würde mit dem Kulturschutzgesetz für seine konsequente Sammlungsführung abgestraft und übervorteilt werden. Eine der zahlreichen, schädlichen Folgen wäre, dass gut strukturierte und museal geführte Sammlungen frühzeitig das Weite suchen würden und somit eine gefährliche Abwanderung jüngerer Werke mit hohem Potential die Folge wäre. Die Devise eines Sammlers, der sich selber auch als ordentlicher Kaufmann noch im Spiegel betrachten können möchte, wäre also, alle Kunstgegenstände noch vor dem Erreichen des jeweils 50. Geburtstags und des Durchbrechens der 150.000 EUR Wertmarke außer Landes zu schaffen. Tschüß Kippenberger, tschüß Piene, tschüß Walther… Und seien wir mal ehrlich: Das Pergamon oder das Bode-Museum in Berlin würden doch auch eine ziemlich jämmerliche Show abliefern, wenn alle Nationen dies in der Vergangenheit so gehandhabt hätten, wie der Gesetz-Entwurf es vorsieht. Fazit: Kunst verträgt kein Auswanderungsverbot!

SEO: Zwischen den Welten

SEO-Air-Liquide

Zwischen den Welten, eine umfangreiche SEO-Show mit retrospektivem Charakter.
Gezeigt werden Werke aus mehr als einem Jahrzehnt, die SEOs intensive  Auseinandersetzung mit ihrer und unser aller Welt reflektieren. Darüber hinaus wird eine breitgefächerte Entwicklung ihres außergewöhnlich persönlichen Mediums, der Collage, eindrucksvoll in Szene gesetzt.

30. Juli bis 9. September 2015, , Galerie Noah, Am Glaspalast 1, 86153 Augsburg

Color Fever # 10, 2011, Collage auf Leinwand, 170 x 170 cm
Color Fever # 10, 2011, Collage auf Leinwand, 170 x 170 cm

Art Cologne 2015. Die Top’s und Flop’s der Messe

Winfred Gaul ‚Kleines Galgenbild‘ von 1963 (!) im Format 120 x 100 x 5 cm für 18' Euro bei Galerie Schlichtenmaier
Winfred Gaul ‚Kleines Galgenbild‘ von 1963 (!) im Format 120 x 100 x 5 cm für 18′ Euro bei Galerie Schlichtenmaier

400 Aussteller wollten diesen Marktplatz nutzen und 209 wurden auserwählt. Ob es tatsächlich die Besten waren sei dahin gestellt. Bei dem einen oder anderen Programm käme dann zumindest die Frage auf, wie denn das Portfolio jener 191 anderen ausgesehen hätte, die hier nicht zum Zuge kamen. Aber jede Kunstmesse hat auch eine politische Seite. Viele Gute waren dennoch dabei und auch die großen Namen wie Rudolf Zwirner, Sprüht Magers,Karsten Greve oder Johann König haben natürlich nicht gefehlt.

Simon Schubert präsentiert neben einer Soloshow bei van der Grinten neue Skulpturen, Graphitarbeiten und Faltugen in einer beeindruckenden Kabinett-Installation bei Thomas Modern (Halle 11.1)
Simon Schubert präsentiert neben einer Soloshow bei van der Grinten neue Skulpturen, Graphitarbeiten und Faltugen in einer beeindruckenden Kabinett-Installation bei Thomas Modern (Halle 11.1)

Die Ausdehnung auf drei Etagen war für Besucher und Aussteller eine Wohltat. Selbst am Preview-Abend konnte man durchgängig auf den eigenen Füßen stehen und die Gliederung in Moderne und westdeutsche Nachkriegskunst, New Contemporary sowie aktuelle Tendenzen bildete eine hilfreiche Struktur und erleichterte den Kunstgenuss.

Die Hamburger Produzenten zeigten eine überzeugende lebensgroße Skulptur von Jonas Burgert in Bronze übermalt. 6/6 für 65.500 EUR
Die Hamburger Produzenten zeigten eine überzeugende lebensgroße Skulptur von Jonas Burgert in Bronze übermalt. 6/6 für 65.500 EUR

Bei den Best-Sellern gab es dann auch wenig Überraschungen. Unter den arrivierten Vertretern waren es Knoebel, Piene, Graubner, Beuys, Götz, Mack und bei den jüngeren Positionen Andy Hope, Jorinde Voigt, Rinus van de Felde, Michael Sailstorfer oder Tjorg Douglas Beer. Wenig überraschend war ein Qualitätsabfall der Erstgenannten bei den Exponaten im Vergleich zu früheren Jahren festzustellen. Wer dennoch eine künstlerisch hochwertige Arbeit anzubieten hatte, verkaufte diese noch vor dem offiziellen Messestart und dann am liebsten aus dem Hinterzimmer heraus. Diese Separées die auf der parallel laufenden Hannover Industrie-Messe als Teeküchen dienen, wecken Begehrlichkeiten bei Sammlern und schüren die Goldgräber-Stimmung in den frühen Messestunden. Wichtig: Sie müssen betont unordentlich daher kommen. Hier herrscht ein wildes Bildergewusel, in dem Leinwände und Rahmen lediglich zu Lagerzwecken an rein zufällig vorhandenen Nägeln gehängt werden und in den ohnehin winzigen Raum dicht gestellte Horizontal-Stapel von Kunstwerken ein rasches Durchblättern verlangen. Wer Einlass findet, ist mit dem Galeristen auf Du und darf sich neidischer Blicke der übrigen Jagdgesellschaft beim Verlassen des Kämmerchens sicher sein. Vielleicht hat er dabei sogar eine kleine marktfrische und farbintensive Knobel Collage oder eine Mack Leinwand erbeutet und kann dem weiteren Messegeschehen somit gelassen entgegen sehen.

Kleine frische Knoebel Collage Bilder 'Face' in Acryl auf Kunststofffolie bei Galerie Lethert für 1800 EUR je Variante (30 Stück), Format ca. 6x6 cm
Kleine frische Knoebel Collage Bilder ‚Face‘ in Acryl auf Kunststofffolie bei Galerie Lethert für 1800 EUR je Variante (30 Stück), Format ca. 6×6 cm
Wunderbare mittelformatige aktuelle Mack-Arbeit bei Galerie Löhr für preiswerte 35' EUR sofort verkauft
Wunderbare mittelformatige aktuelle Mack-Arbeit bei Galerie Löhr für preiswerte 35′ EUR sofort verkauft

Ein qualitatives Come-Back hat nach zuletzt in den frühen 2010 Jahren doch wenigstens extrem schwierigen Arbeiten augenscheinlich Jonathan Meese. In seinen 2014/2015er findet er in neuen Farbwelten zu großer Dichte zurück.

Die wenigen Galerien, die wie Verleger und Beuys Wegbegleiter Staeck über gefühlt unerschöpfliche Nachschub-Magazine verfügen, lohnt hingegen der regelmäßige Standbesuch, denn auch am zweiten und dritten Messetag wird noch nachgehängt und die zahlreichen verkauften Arbeiten durch marktfrische Raritäten ersetzt. Bei den spürbar angezogenen Preisen insbesondere für Zeichnungen des Rheinländers, die bei Klüser und Konzett sechsstellig angesetzt wurden, eine wahre Fundgrube für Sammler erschwinglicherer Leckerbissen und eingefleischte Beuys-Fans. Erwartungsgemäß bieten Staecks aber auch Kneffel, Polke und aus aktuellem Anlass Grass an und die geschäftige Hektik an dem Stand lässt vermuten, dass alle ahnen, dass auch diese Quelle tatsächlich endlich ist. Wie üblich findet man die Kunst vom noch amtierenden Präsidenten der Akademie der Künste in Berlin nur in homöopathischen Mengen im Angebot. Eine gute Gelegenheit auch hierüber, vor allem aber über das verlegerische Werk des Heidelbergers einen Überblick zu erhalten, bietet die noch in seinem Hause in Berlin bis 07. Juni laufende Multiple-Ausstellung ‚Kunst für Alle‘.

Galerie Konzett bietet diese Materialcollage 'Fettschwanz' von Joseph Beuys aus 1982 für 120.000 EUR an
Galerie Konzett bietet diese Materialcollage ‚Fettschwanz‘ von Joseph Beuys aus 1982 für 120.000 EUR an
Kleines Rauchbild von Otto Piene 30x40 cm von 1962 für 245.000 EUR. Museal!
Kleines Rauchbild von Otto Piene 30×40 cm von 1962 für 245.000 EUR. Museal!

Auffallend war, zudem wer auf der Messe fehlte. Neben wenigen eher unspektakulären späten Zeichnungen von Franz Erhard Walther war nur bei Thomas eine größere Nähung zu sehen. Karl Georg Pfahler wurde ebenfalls kaum angeboten und auch von Hanne Darboven zeigte lediglich Klosterfelde zwei Arbeiten, von denen eine dafür allerdings als absolut herausragend und museal einzustufen ist. Fast kann man sich hier dem Eindruck nicht erwehren, dass die noch immer moderaten Preise der drei genannten kunsthistorisch höchst bedeutsamen Vertreter Galeristen auf den nächsten Preissprung warten lassen. Bei der Minimal- und Konzept-Künstlerin aus der berühmten Hamburger Kaffee-Dynastie steht dieser sicherlich direkt bevor, denn eine Trilogie von großen Ausstellungen zieht dies geradezu zwangsläufig nach sich. Bei Walther zeichnet er sich flankiert von einer Vielzahl großer internationaler Shows schon seit mindestens zwei Jahren ab und lediglich Pfahler darf hier immernoch als Geheim-Tipp gewertet werden. Seine geometrischen Abstraktionen im quadratischen Mittelformat lassen sich auf Auktionen immer noch gelegentlich für um 15 tausend Euro erwerben. Apropos Wertschätzung: Das Musée d’art Moderne de la Ville de Paris zeigt noch bis Mitte Juli nach der Bundeskunsthalle in Bonn vor sechs Jahren die bisher größte Lüpertz Retrospektive. Der Effekt: Lüpertz wird in Köln nicht nur gezeigt sondern auch gekauft. Ebenso ergeht es dem Krefelder Herbert Zangs., dessen Gratfaltungen, Knüpfenden und Plus-Minus Arbeiten aus den 50er bis 70er Jahren zwischen 10 bis 75 tausend Euro nicht nur sehr hoch bewertet wurden sondern ebenfalls den Besitzer wechselten. Hier lauten die Stichwörter übrigens Provenienz und Expertise.

IMG_2576 IMG_2577

Die deutsche Pop-Art lässt diesen Aufwind des Marktes allerdings scheinbar weiterhin ungerührt. Völlig unverständlicherweise blieb das zentrale und extrem starke Galgenbild von Winfred Gaul vorerst unverkauft.

Bemerkenswert waren im Bereich der Halle 11.1 die Galerien Thomas aus München und Levy von der Elbe. Beide räumten in würdigem Umfeld neben hoch qualitativen Klassikern jungen Positionen großzügige Kabinette ein. Profitieren konnten davon Simon Schubert, Martin Spengler und Marc Lüders. Lüders zeigte bei Levy sowohl eine beeindruckende Serie seiner großformatigen Photopicturen aus den Reihen der Supermarkt- und Jahrmarktbilder mit nahezu lebensgroßen figurativen Ergänzungen als auch sein Markenzeichen der schwebenden und Schatten werfenden amorphen Objekte. Martin Spengler erhöht bei seinen filigranen Wellpapp-Reliefs den Druck deutlich. Seine großformatige Arbeit mit dem Sujet einer Gotischen Kathedrale setzte er im Entstehungsprozeß einem Gewicht von circa 4 Tonnen aus und stellte der handwerklichen Präzision mithilfe einer inszenierten Sollbruchstelle spielerisch den kontrolliert unkontrollierten Zufall entgegen. Überraschenderweise war diese Arbeit am ersten Messetag noch nicht mit einem roten Punkt versehen. Simon Schubert inszenierte gleich einen ganzen Raum mit seinen Papierfaltungen und jüngeren Graphitarbeiten und wurde damit zum Anziehungspunkt von Besuchergruppen und Medienvertretern gleichermaßen. Eyecatcher in dieser raumgreifenden Installation war seine bisher größte und besonders ausdrucksstarke zentrale Beckett-Faltung. Dem Kölner gelang hiermit der wirkungsvollste denkbare Kunstgriff zur Bewerbung seiner parallelen absolut sehenswerten Soloshow in der Van der Grinten Galerie nahe dem unweit gelegenen Neumarkt. Herausstechend in beiden Präsentationen ist der neue Werkkomplex seiner Licht-Inszenierungen bei denen es dem Künstler gelingt, seiner einzigartigen Technik abermals eine neue Dimension hinzuzufügen.

Marc Lüders' großformatige Photopicturen liegen  bei Levy zwischen 8 und 14' EUR
Marc Lüders‘ großformatige Photopicturen liegen bei Levy zwischen 8 und 14′ EUR

Aber auch Galerie Ludorff ergänzt das klassische Programm an exponierter Stelle mit aktuellen Positionen. Nachdem sie dem scheinbar unermüdlich schaffendem zeitgenössischem-Neo-Impressionisten Christopher Lehmpfuhl bereits seit geraumer Zeit ein starker Galeriepartner sind, bereichert seit letztem Jahr der Berliner Maler mit Urban-Art Wurzeln Christian Awe das Programm. Auch wenn die Bildwelten der beiden verschiedener nicht sein könnten, eint sie jedoch Stringenz und positives Sendungsbewußtsein bei der Vermittlung ihres Malauftrags von Anbeginn. Eine Kompromisslosigkeit, die augenscheinlich von Erfolg gekrönt ist, denn auch bei Ludorff werden Großformate in Blisterfolie gepackt, obgleich das Messeende noch fern ist.

Insgesamt ein erfrischendes und überzeugendes Programm bietet Sabine Schmidt von PSM Berlin. Ihr sauber kuratierter Stand zeigt skulpturale Arbeiten von Awst & Walther und der Rumänin Munteanu Rimnic. Eindruck macht hier aber besonders die poetisch anmutende und kunstmarkt philosophische Arbeit The Fog von Paolo Chiasera. Ein mittelformatiges querformatiges Himmels-Gemälde bildet eine Einheit mit einem Paraffin-Block, der bei jeder Ausstellung der Arbeit das Material bietet, um die Leinwand mit einer weiteren Schicht des Wachses -gleich einem aufsteigendem Nebel- zu überziehen. Der Preis für dieses Werk liegt bei 7 tausend Euro.

Der Parafinblock in dieser Arbeit The Fog von Paolo Chiasera überträgt die Auflage nach jeder Ausstellung des Werkes einen zusätzliche Wachsschicht auf das Werk aufzutragen. Fügt sich wunderbar in das starke Galerieprogramm von PSM. Preis 7' EUR
Der Parafinblock in dieser Arbeit The Fog von Paolo Chiasera überträgt die Auflage nach jeder Ausstellung des Werkes einen zusätzliche Wachsschicht auf das Werk aufzutragen. Fügt sich wunderbar in das starke Galerieprogramm von PSM. Preis 7′ EUR

„Art Cologne 2015. Die Top’s und Flop’s der Messe“ weiterlesen

Gerhard Richter bleibt das Maß der Kunstwelt

 

Bildschirmfoto 2015-03-25 um 16.08.19

Deutschland bleibt Kunstweltmeister!
Mehr als ein Viertel der TOP 100 kommen aus Deutschland.
Den Olymp der Unsterblichen führen Warhol, Beuys & Polke an.

Rang / Künstler / Medium / Punkte / Galerie / Rang 2014

1 / Gerhard Richter (1932, D) / Malerei / 129600 / Goodman / 1

2 / Bruce Nauman (1941, USA) / Mixed Media / 103870 / Fischer / 2

3 / Rosemarie Trockel (1952, D) / Mixed Media / 85800 / Sprüth Magers / 3

4 / Georg Baselitz (1938, D) / Malerei / 78850 / Ropac / 4

„Gerhard Richter bleibt das Maß der Kunstwelt“ weiterlesen

Der Prophet im eigenen Land. Oder: Was sollen eigentlich diese unqualifizierten Baselitz-Verriß Automatismen?

IMG_0113Die Georg Baselitz Show im Haus der Kunst in München ist eine Ausstellung der Superlative. Der Besucherstrom trotzt erwartungsgemäß den Kritikern, die sich nicht entblöden, sich bis zu derartigen Statements in diesem Fall von der Welt hinreißen zu lassen: ‚Gedächtnisverlust, Todesfantasien, Delirium – für deutsche Kritiker ist eine Baselitz-Schau ähnlich unangenehm wie eine Masernerkrankung für Erwachsene. Allein – ein Impfstoff wurde bislang nicht gefunden. Jüngster Inkubationsherd: „Damals, dazwischen und heute“,
„Der Prophet im eigenen Land. Oder: Was sollen eigentlich diese unqualifizierten Baselitz-Verriß Automatismen?“ weiterlesen

SEO in Stockholm

SEO-Wetterling-ImagekUnikat-Künstlerin SEO mit aktueller Show in Stockholm: Ihre Einzelausstellung “Global Things – The long way back” mit neuen Werken eröffnet in der Wetterling Gallery am 19. November 2014.
Wetterling Gallery, Kungsträdgården 3, S-III 47 STOCKHOLM, SWEDEN

ART Basel Eins: Unter Fünfzigtausend

Marcel van Eden in neuem Format für 12,600 CHF stark begehrt
Marcel van Eden in neuem Format für 12,600 CHF stark begehrt
Norbert Bisky, neue Serie, 9000 EUR
Norbert Bisky, neue Serie, 9000 EUR
Frühes Wortbild von Franz Erhard Walther aus 1958 zu 60' EUR
Frühes Wortbild von Franz Erhard Walther aus 1958 zu 60′ EUR

Bei Daniel Templon aus Brüssel zeigt Norbert Bisky auf 65 x 50 cm eine neue Handschrift von Arbeiten in Öl auf Papier. Der Kurs von 9.000 EUR macht deutlich, dass die letzten Ausschläge des Kunstmarktes ihm nicht zum Vorteil gereicht waren. Dennoch wirken die Arbeiten des Berliners wieder etwas marktkompatibler als zuletzt seine Shizo-Sperma-Facial-Orgien mit den expressiv-depressiven Schwarzanteilen. Tatsächlich waren auch erste Arbeiten der Serie verkauft. Mit einem wundervollen Diptychon von Lawrence Weiner als Papiercollage mit Buntstiften und Tinte im klassischen Stil ging es dann bei der Lisson Gallery weiter. Hoffentlich sind sie zusammen geblieben. Die jeweils 30’ USD wären hier sicherlich eine gute Anlage und ästhetisch könnte man die beiden Arbeiten als unzertrennlich bezeichnen. „ART Basel Eins: Unter Fünfzigtausend“ weiterlesen