Ist Georg Baselitz das Synonym für den Sieg garstiger Feuilletonisten über den Kunstmarkt? Bestenfalls ein Etappensieg. Deshalb lohnt der Blick auf die Kursentwicklung dieses Großmeisters der deutschen Malerei.
Während Baselitz‘ Werk mit großer Kontinuität im In- und Ausland mit viel beachteten Ausstellungen gewürdigt wird und er über ein Jahrzehnt als Garant für Beständigkeit im Kunstkompass in der Spitze der TopTen der Welt über alle Kunstgattungen rangiert, wird insbesondere sein vielfach geschmähtes Spätwerk zu Spottpreisen im Markt verramscht. Wie kann das sein?
Verständlich wäre diese Beobachtung vielleicht noch, wenn es sich in seinem Werk um ein wenig massen- und marktkompatibles Genre wie Video-, Medien- oder Installationskunst von Pipilotti Rist (Platz 10), Francis Alÿs (Platz 24) oder Ilya Karbakov (Platz 36) handelte. Aber bei klassischer Malerei? Bei einem Künstler, der seit über einem halben Jahrhundert die zeitgenössische Kunst maßgeblich mit geprägt hat?
Es besteht kein Zweifel daran, dass Baselitz bereits seit der Großen Nacht im Eimer nicht mehr aus der Kunstgeschichte getilgt werden kann. Es folgten viele spektakuläre Werkzyklen, wie die Helden– und Frakturbilder der Sechziger, ab 1969 seine Motivumkehr, die Siebziger Jahre mit den Adlern und zu Beginn der 80er war er mit dem Modell für eine Skulptur Impulsgeber für zahlreiche Künstlerkollegen, sich ebenfalls mit der Bildhauerei auseinander zu setzen. Aus den Neunzigern sind seine Köpfe und Orangenesser nicht wegzudenken und nach der Jahrtausendwende folgen Historienzyklen, wie die Russenbilder und schließlich die Remix-Serie. Den letzteren Werken werden auch die eingefleischtesten Kritiker nicht vorwerfen können, dass diese für die Baselitz’sche Bildwelt nicht in einer offensichtlichen Leichtigkeit daher kommen, einen völlig neuen Blick auf große Freunde, Dichter oder Helden werfen, diese frisch komponieren und in ihren vergleichsweise pastosen Farbwelten schlicht unvergleichbar zum Frühwerk sind. Wie also könnten sie ihrer Berechtigung entbehren, und was an dieser völlig neuen Perspektive bietet den Nährboden, hierin eine Ermangelung an neuen Ideen zu vermuten? Und selbst wenn dies so wäre, reichten doch die vorgenannten Verdienste für die Malerei noch für ein zweites Künstlerleben. Woran also liegt es, dass eine Leinwandarbeit musealen Formats, wie sein Ralkopf von 1987, ein Hinterglasvogel II (Remix) aus 1997, Sieben mal Paula von 1988 oder auch Bubenschneiden IV aus 2011 sämtlich unter 150’, teils sogar unter 100’ EUR zugeschlagen werden? „Ein Weltstar im Abseits: Georg Baselitz“ weiterlesen