Das Auktionshaus Karbstein-Team scheint einer Baselitz-Polke-Schwäche erlegen zu sein. Das nur kann der Grund für die 180 Grad Drehung dieser wunderbaren Polke Arbeit aus 1989 sein oder gibt es sonstige Aspekte, die den Kopfstand des Werkes rechtfertigten? Besonders schade daran: Es schaut richtig herum auch einfach deutlich besser aus. Kleiner Hausfrauen-Tipp: Die Signatur ist auch richtig herum. Einfach daran orientieren! Aber vielleicht ergibt sich daraus die günstige Gelegenheit, das somit etwas holprig wirkende Stück mit 1500 EUR günstig zu erwerben. Zumal es im Markt selten ist, da der Verkauf wie bei allen Griffelkunst-Werken grundsätzlich untersagt ist. Auch eine Tugend, die viele Sammler und erstaunlicherweise sogar Handelshäuser -wie auch in diesem Fall- regelmäßig außer Acht lassen. Sehr schön und auch im Lot sind die Losnummern 170 & 171. Hierbei handelt es sich um zwei schöne frühe 60er Jahre Gouachen Georg Karl Pfahlers im mittleren Papierformat, die in der unteren Taxe jeweils unter 2 TEUR starten und somit einen attraktiven Ankauf darstellten.
Benefiz-Auktion Kestner-Gesellschaft
100 Jahre Kestnergesellschaft – Für die nächsten 100. Klingt vielleicht etwas pathetisch, die Werkauswahl der Benefiz-Auktion kann sich jedoch sehen lassen. Dieter Roth, Alicja Kwade, Wolfgang Tillmanns, Marlene Dumas, Anton Corbijn, Franz Erhard Walther .. – Insbesondere, weil es sich zumeist um ernsthafte Werke und nicht lediglich kleine Auflagenobjekte handelt. Wer für den guten Zweck der künftigen Ausstellungs-Agenda der Hannoveraner dabei sein will, um ein neues Stück für die eigene Sammlung zu ergattern, sollte also am 02. September um 19 Uhr in der Kestner-Gesellschaft mit einer Bieter-Nummer am Start sein.
Nicht verpassen: MILLERNTOR Gallery
Michael Wesely etabliert sich fünfstellig
Ob bei Ketterer, Van Ham, Grisebach oder auch bei Stair Galleries in New York scheint sich ein fünfstelliger Ergebnistrend für großformatige Arbeiten von Wesely zu etablieren. Bemerkenswert ist, dass dieser auch in der aktuellen Auktionsrunde bestätigt wurde, die allgemein als eher verhalten bewertet werden muss. Glückwunsch nach Berlin.
BASELITZ Orangenesser zum Schnäppchenpreis
Zugegebenermaßen ist die Chance gering, dass hier heute alle schlafen. Dennoch lohnt es sicherlich in der Leitung zu sein, wenn dieser wunderbare Orangenesser von Georg Baselitz aus 1981 als Linolschnitt bei Bonhams in New York unter den Hammer kommt. Das Format beträgt ca. 76 x 59 cm und die Arbeit ist in einer lediglich 23er Auflage natürlich signiert. Sicher ist: Die Taxe von 1100 bis 1400 Euro ist eine völlige Fehleinschätzung nach unten. Gebote liefen ggf. gegen mich, daher bei Interesse bitte abstimmen.
Nachtrag 07. Juni 2016, 22.50 Uhr MET: Verkauft für US$ 6,875 (€6,058) inkl. Zuschlag
Auktions-Highlights of the Day
Van Ham bietet heute in seiner ‚Discovery‘-Auktion Arbeiten in der Preisklasse bis 3000 EUR unterer Schätzpreis an. Hiernach finden Sie 13 Sahnestücke die dabei besonders aufgefallen sind und zu deren Gunsten die Prüfung des Kunstbudgets zum Start der neuen Auktions-Saison besonders ratsam ist.
Eigentlich geht es um Ernst.
Viel Kunstmarkt durch die französische Brille bietet das Auktionshaus Millon. Hier läuft gefühlt keine Auktion ohne Arman oder Cesar. Saura und Combas zählen ebenso zu den Favoriten wie Micheaux. Irgendwo muss es ja bleiben .. Wegschauen sollte man dennoch nicht immer sogleich wenn der Katalog eintrifft. So findet sich doch beispielsweise in der Multiple-Auktion am 03. Juno eine bezaubernd humorvolle Schildkröten-Skulptur von Max Ernst in stattlicher Größe von ca. 32 x 20 x 25 cm in Mamor, signiert und nummeriert aus 1967/1976 in einer 150er Auflage zu einem Schätzpreis von lediglich 3-4 TEUR. Wunderbar. Ein schönes Stück. Im Cover rühmen sich die Pariser ausgerechnet mit dem Crying Girl von Roy Lichtenstein. Zusammen mit dem Shipboard Girl zählt diese zu den meistgefälschten Lichtenstein Graphiken. Zweifelsohne im Original ein besonders schönes Stück aus 1963, allerdings ohne Nummerierung. Der merkwürdige Zwischenpreis von 18-25 TEUR für diese Arbeit, die sonst in der Regel zwischen 40 und 50 TEUR geahandelt wird, wirkt dabei nicht gerade zusätzlich vertrauensbildend.
So nicht. Capri-Batterie entwertet!
‚Original & Fälschung: In diesen Bildern haben sich einige Fehler versteckt. Suche die Fehler im unteren Bild. Findest du alle?‘ So hieß es früher bei den unter Kinder beliebten Knox-Heften. Zwar handelt es sich bei diesem aktuellen Angebot eines Münchner Auktionshauses wahrscheinlich weniger um eine Fälschung, als um eine Verfälschung, dennoch ist die nicht erhaltene Original-Glühbirne ausreichendes Kriterium, um das Objekt in diesem Zustand als nicht sammelwürdig einzustufen. Deutlich zu erkennen ist die Manipulation an der Glühbirne, die nicht nur eine Abweichung im Farbton aufweist, sondern bei dem angebotenen Objekt auch ein störendes Hersteller-Signet an der Spitze des Leuchtkörpers aufweist. Unverständlich ist jedoch, warum dieser grobe Schnitzer keinem der sogenannten Experten des Auktionshauses aufgefallen ist. Zählt diese Beschädigung doch zu den häufigsten schweren Mängeln dieses gleichermaßen beliebten wie sensiblen Beuys-Multiples. Empfehlung: Auf jeden Fall Abstand nehmen!
Villa Grisebach: Das ist aufgefallen
Otto Mueller, Emil Nolde, Christian Rohlfs. Hier kann Villa Grisebach in Deutschland niemand etwas vormachen. Der Fokus bei den Berlinern ist klar: Deutscher Impressionismus. Hier wird es zwischen dem 04. und 06 Juni wieder museal. Aber auch in der zeitgenössischen Abteilung gibt es abermals bemerkenswertes zu sehen. Bemerkenswert teures, Bemerkenswert belangloses und bemerkenswert begehrtes. Die genaue Sichtung lohnt auf jeden Fall. Ein paar subjektive Impressionen vorab:
Auktionsrekord für Cattelans ‚Him‘
Wenn die Preise fliegen sollen braucht es am Kunstmarkt eigentlich nur etwas Sex von Koons oder Crime von den Chapman Brüdern. Um es richtig knallen zu lassen reicht nämlich etwas Empörung mit einem Hauch von Skandal a lá Abramovic auf blutigem Knochenberg bei Balkan Baroque nicht aus. Schon gar nicht wenn das dann auch noch so kompliziert hintergründig ist. Da bedarf es schon eines handfesten Tabubruchs. Wie der geht? Ganz einfach. Am besten so einfach, dass ihn auch jeder versteht. Dafür braucht man gar nicht solch irrsinnigen handwerklichen Aufwand zu treiben, wie Martin Kippenberger 1990 mit seinen lasterhaften Fröschen am Kreuz. Man nehme einfach den ganz ganz bösen Obernazi Hitler und lasse ihn tugendhaft katholisch zum Bußgebet danieder knien. Hätte der nun noch den Latten-Quaker um Abbitte angefleht, wären sicherlich auch 30 Millionen Euro drin gewesen. So langte es gestern Abend bei Christies in New York lediglich für die Hälfte. Dennoch auch das ist ein Rekord für Cattelan, der damit seinen bisher höchsten Zuschlag glatt verdoppeln konnte. Glückwunsch Maurizio, Du alte Skandalnudel!