Acht exzellente Wandaktien für Genießer

IMG_4280Die Namen lesen sich hervorragend und so ist auch die gesamte Jubiläums-Box von Galerie Klosterfelde zu bewerten. Anlässlich des 25 jährigen Galerie-Jubiläums sind hierin acht liebevoll gestaltete Werke der dem Hause besonders verbundenen Künstler arrangiert. Der Preis von nur 2500 EUR muss als Geburtstagsgeschenk der Künstler und Galeristen an Ihre Sammler verstanden werden. Besonders bemerkenswert ist die Arbeit von Lawrence Weiner, der zur Gründung vor einem viertel Jahrhundert die erste Edition für die in Berlin und Hamburg ansässige Galerie gestaltete. Auf diese wird in charmanter Weise und mit einem Augenzwinkern Bezug genommen. Die kleine Kunst-Geschichte hierzu ist aber in der Erzählung von Helga Maria Klosterfelde ein besonderes Erlebnis, dass man nicht missen sollte, wenn man diese Mappe in die eigene Sammlung überführen möchte. Aber auch die Beiträge von Christian Jankowski und Matt Mullican sind außergewöhnlich. Sogar Rosemarie Trockel hat noch vor der avisierten großen Ausstellungs-Pause noch eine humorvolle Graphik beigesteuert. John Bock schaffte zudem ein großartiges Unikat, dass schon in der Einzelbewertung den Mappen-Preis rechtfertigte. Das ganze ist passenderweise dann auch in einer Klein-Auflage von -richtig- 25 Exemplaren gehalten und somit ist für interessierte Sammler Eile geboten. Gesamturteil: Große Kunst zum Einstiegs-Preis. Kompliment!

John Bock
John Bock

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Das Beste an der Messe ist die Bar!

Dieter Roth Bar im Grand Hotel Les Trois Rois
Dieter Roth Bar im Grand Hotel Les Trois Rois

.. und endlich darf man es auch mal sagen. Die Galerie Hauser & Wirth kann den Messeknaller außerhalb des Geländes im Grand Hotel Les Trois Rois für sich verbuchen. Eine gelungenere Kontrastierung als die vollständige Installation Eclectic Roth Bar im ersten Haus am Platz ist kaum vorstellbar. Ansonsten verlief der Preview-Tag wie gewohnt mit vielen Verkäufen an das internationale Klientel. Erwartungsgemäß wurde mit Zero, Förg und Beuys Geld verdient.

10 Bleiarbeiten von Förg - sold -
10 Bleiarbeiten von Förg – sold –
Martin Kippenberger für 2 Mio USD  - sold -
Martin Kippenberger für 2 Mio USD – sold –

Hier hatten dann auch bereits am Vormittag zahlreiche Lose trotz des hohen Niveaus den Besitzer gewechselt. Bei Beuys‘ Rückenstütze für einen feingliedrigen Menschen (Hasentypus) wollte man sich nur noch ein ’siebenstellig‘ entlocken lassen. Ein wunderbarer 10er Block von Förg-Bleibildern hatte bereits für 400 TEUR den Besitzer gewechselt und ein großartiger Kippenberger war für 2 Mio USD nicht mehr zu haben. Richtig teuer war es erwartungsgemäß bei Gagosian. Für einen der wunderbarsten Twombly’s, die in den letzten Jahren auf den freien Markt kamen, lautete die freundliche Auskunft lediglich ‚around 30 (Millionen US Dollar) but I have to doublecheck with Larry‘, was ich der charmanten Dame jedoch ausgeredet habe, da meinerseits aufgrund des unhandlichen Formats kein ernsthaftes Kaufinteresse bestand. Ein wirklicher Höhepunkt waren dann noch 3 großartige Arbeiten von Eva Hesse aus den frühen 60ern, die jedoch mit 13 Mio EUR außerordentlich hoch angesetzt waren. Den deplatziertesten Preis rief jedoch Sperone Westware aus NY für die passable Piene-Arbeit Red Sky von 1967 im Format 60×70 cm auf Papier mit 100.000 USD auf. Selbst die Hälfte wäre stark übertrieben, aber dies zeigt sicherlich wohin die Reise geht. (Zitat des Galeristen auf die Preisauskunft: You look surprised! Oh ja, das war ich ..). Attraktiv hingegen ist eine wunderbare Slominski-Vogel-Falle mit 30 TEUR angesetzt, aber auch diese war am Nachmittag bereits reserviert. Absolute Hingucker bot dann noch Gagosian mit einem riesigen Koons und Ropac mit seiner Beuys Leiter.

Rückenstütze um 1 Mio EUR - sold -
Rückenstütze um 1 Mio EUR – sold –

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Alle Höhepunkte der Juni-Auktionen 2015: Hohe Preise und viel Mittelmaß

Wichtige dithyrambische Lüpertz-Gouache aus 1972/73 für 10-15 TEUR bei Villa Grisebach
Wichtige dithyrambische Lüpertz-Gouache aus 1972/73 für 10-15 TEUR bei Villa Grisebach

In den Juni Auktionen der deutsch-sprachigen Auktionshäuser Van Ham, Koller, Karl & Faber, Villa Grisebach, Ketterer und Lempertz ist viel mittlere Qualität zu finden. Der folgende Abriss soll einige Arbeiten in den Fokus rücken, bei denen dennoch genaueres Hinsehen lohnt. Da Lempertz bereits am 1. Juno den Auktionsreigen eröffnet hat, sind für Köln bereits 28 starke aquarellierte Kaltnadelradierungen von Günter Förg im Format 38 x 46 cm in einer kleinen 16er Auflage hervorzuheben, die unverständlicherweise nicht gelaufen sind. Hier lohnt in jedem Fall das Untergebot auf den Schätzpreis von 15 – 20 TEUR in den Nachverkauf hinein.

Baselitz mit 17 wunderbaren Farbkreide-Zeichnungen für SP 60-80 TEUR bei Grisebach
Baselitz mit 17 wunderbaren Farbkreide-Zeichnungen für SP 60-80 TEUR bei Grisebach

Ein deutlicher qualitativer Höhepunkt ist dann eine Suite von 17 wunderbaren Baselitz Farbkreide-Zeichnungen auf Velin, die in der Berliner Villa Grisebach für einen SP von 60 – 80 TEUR aufgerufen werden.

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Marc Lüders: Neue Arbeiten bei THOMAS LEVY

Bekannt für seine feinmalerischen Objekte, die als Photopicturen die Wahrnehmung der Fotografien verfremden, präsentiert der Hamburger Maler Marc Lüders unter „SYSTEM PLURAL“ neue Arbeiten in der Galerie THOMAS LEVY in Hamburg.

Objekt 829-3-1, 2014
Objekt 829-3-1, 2014
ERÖFFNUNG am Montag den 18. Mai 2015, 19 – 21 Uhr
Dauer der Ausstellung: 19. Mai bis 10. Juli 2015
Galerie THOMAS LEVY
Osterfeldstraße 6
22529 Hamburg

„Lost and Found“: neuer Werkzyklus von SEO auf der Biennale in Venedig

Das zentrale Thema in SEOs Kunst ist seit jeher die “Globalisierung” und ihre Wirkung auf die Gesellschaft, die Kultur, die Natur und den Menschen.

Sie hat sich diesen Themen oft aus der romantisch-expressionistischen Perspektive genähert, um das Wesentliche der Dinge zu finden.

SEO Das weiße Einstecktuch, 2015 Acrylic, paper collage on canvas, 160 x 160 cm Spazio Punch
SEO
Das weiße Einstecktuch, 2015
Acrylic, paper collage on canvas, 160 x 160 cm
Spazio Punch

Hierbei ist sie immer sehr persönlich aus ihren Erfahrung heraus vorgegangen… Die koreanische und asiatische Tradition, Gesellschaft und Malerei, welche die westliche Tradition, Gesellschaft und Malerei treffen.

Im Spannungsfeld der Konstruktion und Rekonstruktion hat sie eine Rekombination von Themen und Elementen herausgearbeitet, die für sie das Wesentliche der Dinge reflektiert.

Installation View Neue Galerie Gladbeck, 2015 Konzept+Malerei, Das Gefühl in meinem Inneren: Installation; Der lange Weg zurück: Malerei
Installation View Neue Galerie Gladbeck, 2015
Konzept+Malerei,
Das Gefühl in meinem Inneren: Installation; Der lange Weg zurück: Malerei

In ihrer letzten Werkreihe “Das Gefühl in meinem Inneren” hat SEO kulturelle Themen durch das Symbol der Glocke erforscht. In der westlichen, eher Ich-fixierten Kultur steht die Glocke als Zeichen der Versammlung für ein gemeinschaftliches Zusammenkommen, zum Beispiel in der Kirche. In der asiatischen Wir-fixierten Gesellschaft steht die Glocke für die Reise in das eigene Ich, durch Meditation. Das Spiegeln der Oberflächen der Glocken soll zur Reflexion der eigenen Position bewegen.

Die parallel entstandene Werkreihe “Kalte Landschaften” bestand aus Metall-Installationen, in der sie landschaftliche und kulturelle Aspekte ihrer beiden Lebenswelten in Reflektion mit den Glocken ganzheitlich in Zusammenhang gebracht hat. Die Metallskulputuren haben zudem ihren Ansatz der Dekonstruktion und Konstruktion und ihr  Thema der Globalisierung zudem dreidimensional von Papier in den Raum gebracht, ohne den Ansatz der Collagierung zu verlassen.

Der Weg zu Dir, 2014 Aluminium, 197 x 136 x 12 cm
Der Weg zu Dir, 2014
Aluminium, 197 x 136 x 12 cm

In SEOs neuer Werkreihe “Lost & Found” sucht sie nun neue Positionen des Ausdrucks und des Zugangs zum Thema der Globalisierung – mit dem Menschen im Fokus.

Das Wesentliche ist hierbei der Mensch, der sich in sich selbst spiegeln muss, um diese Fragen  – wie der Betrachter für sich – herauszufinden und beantworten zu können.

Das Wasser, das sie zur Spiegelung hierbei symbolisch nutzt, ist ein Thema, das SEO schon seit Jahren im Kontext der Globalisierung beschäftigt hat. Das Wasser fließt, es hat keine Konstante, es vermischt sich in sich selbst immer wieder neu. Und es hat die Welt schon immer verbunden, als Globalisierung noch gar kein Thema war.

Wasser ist das wesentlichste Element des Lebens, des Wesens, des Menschen. Das neuartige an ihrer aktuellen Position ist jedoch, dass das Wasser als solches gar nicht sichtbar ist, sondern nur durch die Spiegelung existiert, womit sie den Fokus auf die Frage der Menschen richten möchte: Was hat der Mensch verloren, was hat er gefunden?

SEO rahmt dieses Thema in einen minimalistischen, kalligraphischen Ansatz mit Kirschblüten, wodurch sie auch ihre ganz subjektive romantische und asiatische Position einnimmt. Aus Ruhe heraus, um das Wesentliche der Dinge zu finden.

 SEO Kosmischer Mittelpunkt, 2015 Acrylic, paper collage on canvas, 200 x 180 cm Spazio Punch

SEO
Kosmischer Mittelpunkt, 2015
Acrylic, paper collage on canvas, 200 x 180 cm
Spazio Punch
(Michael Schultz, Galerie Michael Schultz/Berlin)

Spazio Punch
Giudecca 800/o
30133 Venice

http://www.spaziopunch.com/

open daily from 12 noon to 6 p.m.

Art Cologne 2015. Die Top’s und Flop’s der Messe

Winfred Gaul ‚Kleines Galgenbild‘ von 1963 (!) im Format 120 x 100 x 5 cm für 18' Euro bei Galerie Schlichtenmaier
Winfred Gaul ‚Kleines Galgenbild‘ von 1963 (!) im Format 120 x 100 x 5 cm für 18′ Euro bei Galerie Schlichtenmaier

400 Aussteller wollten diesen Marktplatz nutzen und 209 wurden auserwählt. Ob es tatsächlich die Besten waren sei dahin gestellt. Bei dem einen oder anderen Programm käme dann zumindest die Frage auf, wie denn das Portfolio jener 191 anderen ausgesehen hätte, die hier nicht zum Zuge kamen. Aber jede Kunstmesse hat auch eine politische Seite. Viele Gute waren dennoch dabei und auch die großen Namen wie Rudolf Zwirner, Sprüht Magers,Karsten Greve oder Johann König haben natürlich nicht gefehlt.

Simon Schubert präsentiert neben einer Soloshow bei van der Grinten neue Skulpturen, Graphitarbeiten und Faltugen in einer beeindruckenden Kabinett-Installation bei Thomas Modern (Halle 11.1)
Simon Schubert präsentiert neben einer Soloshow bei van der Grinten neue Skulpturen, Graphitarbeiten und Faltugen in einer beeindruckenden Kabinett-Installation bei Thomas Modern (Halle 11.1)

Die Ausdehnung auf drei Etagen war für Besucher und Aussteller eine Wohltat. Selbst am Preview-Abend konnte man durchgängig auf den eigenen Füßen stehen und die Gliederung in Moderne und westdeutsche Nachkriegskunst, New Contemporary sowie aktuelle Tendenzen bildete eine hilfreiche Struktur und erleichterte den Kunstgenuss.

Die Hamburger Produzenten zeigten eine überzeugende lebensgroße Skulptur von Jonas Burgert in Bronze übermalt. 6/6 für 65.500 EUR
Die Hamburger Produzenten zeigten eine überzeugende lebensgroße Skulptur von Jonas Burgert in Bronze übermalt. 6/6 für 65.500 EUR

Bei den Best-Sellern gab es dann auch wenig Überraschungen. Unter den arrivierten Vertretern waren es Knoebel, Piene, Graubner, Beuys, Götz, Mack und bei den jüngeren Positionen Andy Hope, Jorinde Voigt, Rinus van de Felde, Michael Sailstorfer oder Tjorg Douglas Beer. Wenig überraschend war ein Qualitätsabfall der Erstgenannten bei den Exponaten im Vergleich zu früheren Jahren festzustellen. Wer dennoch eine künstlerisch hochwertige Arbeit anzubieten hatte, verkaufte diese noch vor dem offiziellen Messestart und dann am liebsten aus dem Hinterzimmer heraus. Diese Separées die auf der parallel laufenden Hannover Industrie-Messe als Teeküchen dienen, wecken Begehrlichkeiten bei Sammlern und schüren die Goldgräber-Stimmung in den frühen Messestunden. Wichtig: Sie müssen betont unordentlich daher kommen. Hier herrscht ein wildes Bildergewusel, in dem Leinwände und Rahmen lediglich zu Lagerzwecken an rein zufällig vorhandenen Nägeln gehängt werden und in den ohnehin winzigen Raum dicht gestellte Horizontal-Stapel von Kunstwerken ein rasches Durchblättern verlangen. Wer Einlass findet, ist mit dem Galeristen auf Du und darf sich neidischer Blicke der übrigen Jagdgesellschaft beim Verlassen des Kämmerchens sicher sein. Vielleicht hat er dabei sogar eine kleine marktfrische und farbintensive Knobel Collage oder eine Mack Leinwand erbeutet und kann dem weiteren Messegeschehen somit gelassen entgegen sehen.

Kleine frische Knoebel Collage Bilder 'Face' in Acryl auf Kunststofffolie bei Galerie Lethert für 1800 EUR je Variante (30 Stück), Format ca. 6x6 cm
Kleine frische Knoebel Collage Bilder ‚Face‘ in Acryl auf Kunststofffolie bei Galerie Lethert für 1800 EUR je Variante (30 Stück), Format ca. 6×6 cm
Wunderbare mittelformatige aktuelle Mack-Arbeit bei Galerie Löhr für preiswerte 35' EUR sofort verkauft
Wunderbare mittelformatige aktuelle Mack-Arbeit bei Galerie Löhr für preiswerte 35′ EUR sofort verkauft

Ein qualitatives Come-Back hat nach zuletzt in den frühen 2010 Jahren doch wenigstens extrem schwierigen Arbeiten augenscheinlich Jonathan Meese. In seinen 2014/2015er findet er in neuen Farbwelten zu großer Dichte zurück.

Die wenigen Galerien, die wie Verleger und Beuys Wegbegleiter Staeck über gefühlt unerschöpfliche Nachschub-Magazine verfügen, lohnt hingegen der regelmäßige Standbesuch, denn auch am zweiten und dritten Messetag wird noch nachgehängt und die zahlreichen verkauften Arbeiten durch marktfrische Raritäten ersetzt. Bei den spürbar angezogenen Preisen insbesondere für Zeichnungen des Rheinländers, die bei Klüser und Konzett sechsstellig angesetzt wurden, eine wahre Fundgrube für Sammler erschwinglicherer Leckerbissen und eingefleischte Beuys-Fans. Erwartungsgemäß bieten Staecks aber auch Kneffel, Polke und aus aktuellem Anlass Grass an und die geschäftige Hektik an dem Stand lässt vermuten, dass alle ahnen, dass auch diese Quelle tatsächlich endlich ist. Wie üblich findet man die Kunst vom noch amtierenden Präsidenten der Akademie der Künste in Berlin nur in homöopathischen Mengen im Angebot. Eine gute Gelegenheit auch hierüber, vor allem aber über das verlegerische Werk des Heidelbergers einen Überblick zu erhalten, bietet die noch in seinem Hause in Berlin bis 07. Juni laufende Multiple-Ausstellung ‚Kunst für Alle‘.

Galerie Konzett bietet diese Materialcollage 'Fettschwanz' von Joseph Beuys aus 1982 für 120.000 EUR an
Galerie Konzett bietet diese Materialcollage ‚Fettschwanz‘ von Joseph Beuys aus 1982 für 120.000 EUR an
Kleines Rauchbild von Otto Piene 30x40 cm von 1962 für 245.000 EUR. Museal!
Kleines Rauchbild von Otto Piene 30×40 cm von 1962 für 245.000 EUR. Museal!

Auffallend war, zudem wer auf der Messe fehlte. Neben wenigen eher unspektakulären späten Zeichnungen von Franz Erhard Walther war nur bei Thomas eine größere Nähung zu sehen. Karl Georg Pfahler wurde ebenfalls kaum angeboten und auch von Hanne Darboven zeigte lediglich Klosterfelde zwei Arbeiten, von denen eine dafür allerdings als absolut herausragend und museal einzustufen ist. Fast kann man sich hier dem Eindruck nicht erwehren, dass die noch immer moderaten Preise der drei genannten kunsthistorisch höchst bedeutsamen Vertreter Galeristen auf den nächsten Preissprung warten lassen. Bei der Minimal- und Konzept-Künstlerin aus der berühmten Hamburger Kaffee-Dynastie steht dieser sicherlich direkt bevor, denn eine Trilogie von großen Ausstellungen zieht dies geradezu zwangsläufig nach sich. Bei Walther zeichnet er sich flankiert von einer Vielzahl großer internationaler Shows schon seit mindestens zwei Jahren ab und lediglich Pfahler darf hier immernoch als Geheim-Tipp gewertet werden. Seine geometrischen Abstraktionen im quadratischen Mittelformat lassen sich auf Auktionen immer noch gelegentlich für um 15 tausend Euro erwerben. Apropos Wertschätzung: Das Musée d’art Moderne de la Ville de Paris zeigt noch bis Mitte Juli nach der Bundeskunsthalle in Bonn vor sechs Jahren die bisher größte Lüpertz Retrospektive. Der Effekt: Lüpertz wird in Köln nicht nur gezeigt sondern auch gekauft. Ebenso ergeht es dem Krefelder Herbert Zangs., dessen Gratfaltungen, Knüpfenden und Plus-Minus Arbeiten aus den 50er bis 70er Jahren zwischen 10 bis 75 tausend Euro nicht nur sehr hoch bewertet wurden sondern ebenfalls den Besitzer wechselten. Hier lauten die Stichwörter übrigens Provenienz und Expertise.

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Die deutsche Pop-Art lässt diesen Aufwind des Marktes allerdings scheinbar weiterhin ungerührt. Völlig unverständlicherweise blieb das zentrale und extrem starke Galgenbild von Winfred Gaul vorerst unverkauft.

Bemerkenswert waren im Bereich der Halle 11.1 die Galerien Thomas aus München und Levy von der Elbe. Beide räumten in würdigem Umfeld neben hoch qualitativen Klassikern jungen Positionen großzügige Kabinette ein. Profitieren konnten davon Simon Schubert, Martin Spengler und Marc Lüders. Lüders zeigte bei Levy sowohl eine beeindruckende Serie seiner großformatigen Photopicturen aus den Reihen der Supermarkt- und Jahrmarktbilder mit nahezu lebensgroßen figurativen Ergänzungen als auch sein Markenzeichen der schwebenden und Schatten werfenden amorphen Objekte. Martin Spengler erhöht bei seinen filigranen Wellpapp-Reliefs den Druck deutlich. Seine großformatige Arbeit mit dem Sujet einer Gotischen Kathedrale setzte er im Entstehungsprozeß einem Gewicht von circa 4 Tonnen aus und stellte der handwerklichen Präzision mithilfe einer inszenierten Sollbruchstelle spielerisch den kontrolliert unkontrollierten Zufall entgegen. Überraschenderweise war diese Arbeit am ersten Messetag noch nicht mit einem roten Punkt versehen. Simon Schubert inszenierte gleich einen ganzen Raum mit seinen Papierfaltungen und jüngeren Graphitarbeiten und wurde damit zum Anziehungspunkt von Besuchergruppen und Medienvertretern gleichermaßen. Eyecatcher in dieser raumgreifenden Installation war seine bisher größte und besonders ausdrucksstarke zentrale Beckett-Faltung. Dem Kölner gelang hiermit der wirkungsvollste denkbare Kunstgriff zur Bewerbung seiner parallelen absolut sehenswerten Soloshow in der Van der Grinten Galerie nahe dem unweit gelegenen Neumarkt. Herausstechend in beiden Präsentationen ist der neue Werkkomplex seiner Licht-Inszenierungen bei denen es dem Künstler gelingt, seiner einzigartigen Technik abermals eine neue Dimension hinzuzufügen.

Marc Lüders' großformatige Photopicturen liegen  bei Levy zwischen 8 und 14' EUR
Marc Lüders‘ großformatige Photopicturen liegen bei Levy zwischen 8 und 14′ EUR

Aber auch Galerie Ludorff ergänzt das klassische Programm an exponierter Stelle mit aktuellen Positionen. Nachdem sie dem scheinbar unermüdlich schaffendem zeitgenössischem-Neo-Impressionisten Christopher Lehmpfuhl bereits seit geraumer Zeit ein starker Galeriepartner sind, bereichert seit letztem Jahr der Berliner Maler mit Urban-Art Wurzeln Christian Awe das Programm. Auch wenn die Bildwelten der beiden verschiedener nicht sein könnten, eint sie jedoch Stringenz und positives Sendungsbewußtsein bei der Vermittlung ihres Malauftrags von Anbeginn. Eine Kompromisslosigkeit, die augenscheinlich von Erfolg gekrönt ist, denn auch bei Ludorff werden Großformate in Blisterfolie gepackt, obgleich das Messeende noch fern ist.

Insgesamt ein erfrischendes und überzeugendes Programm bietet Sabine Schmidt von PSM Berlin. Ihr sauber kuratierter Stand zeigt skulpturale Arbeiten von Awst & Walther und der Rumänin Munteanu Rimnic. Eindruck macht hier aber besonders die poetisch anmutende und kunstmarkt philosophische Arbeit The Fog von Paolo Chiasera. Ein mittelformatiges querformatiges Himmels-Gemälde bildet eine Einheit mit einem Paraffin-Block, der bei jeder Ausstellung der Arbeit das Material bietet, um die Leinwand mit einer weiteren Schicht des Wachses -gleich einem aufsteigendem Nebel- zu überziehen. Der Preis für dieses Werk liegt bei 7 tausend Euro.

Der Parafinblock in dieser Arbeit The Fog von Paolo Chiasera überträgt die Auflage nach jeder Ausstellung des Werkes einen zusätzliche Wachsschicht auf das Werk aufzutragen. Fügt sich wunderbar in das starke Galerieprogramm von PSM. Preis 7' EUR
Der Parafinblock in dieser Arbeit The Fog von Paolo Chiasera überträgt die Auflage nach jeder Ausstellung des Werkes einen zusätzliche Wachsschicht auf das Werk aufzutragen. Fügt sich wunderbar in das starke Galerieprogramm von PSM. Preis 7′ EUR

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Gerhard Richter bleibt das Maß der Kunstwelt

 

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Deutschland bleibt Kunstweltmeister!
Mehr als ein Viertel der TOP 100 kommen aus Deutschland.
Den Olymp der Unsterblichen führen Warhol, Beuys & Polke an.

Rang / Künstler / Medium / Punkte / Galerie / Rang 2014

1 / Gerhard Richter (1932, D) / Malerei / 129600 / Goodman / 1

2 / Bruce Nauman (1941, USA) / Mixed Media / 103870 / Fischer / 2

3 / Rosemarie Trockel (1952, D) / Mixed Media / 85800 / Sprüth Magers / 3

4 / Georg Baselitz (1938, D) / Malerei / 78850 / Ropac / 4

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