Hanne Darboven – Gepackte Zeit

‚Mein Geheimnis ist, dass ich keins habe‘ Hanne Darboven

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… und rasch fühlt sich der Rezipient dazu verleitet dies misszuverstehen. Denn dieses Geheimnis dass nicht da sei, schützt uns Betrachter nicht vor der Aufgabe in den Kosmos Hanne Darbovens eintauchen zu müssen, sich hinein denken zu müssen, in ihre Ordnung aus Zahlen, Notationen und Schriften. In dieser ganz eigenen Welt bestimmte Sie mit ihrem einzigartigen Duktus eine künstlerische Position zwischen Minimal- und Konzept-Kunst, ferner der Ersteren und näher der Letzteren, jedoch beides nicht ganz. Taugte diese Gattung zur Popkultur wäre Hanne Darboven der weibliche Andy Warhol der Konzeptkunst. Sie ist ein Star, ein leiser, komplexer, einzigartiger Star. Die Deichtorhallen zeigen in der Sammlung Falckenberg in Harburg mit der Ausstellung Gepackte Zeit einen bemerkenswerten Überblick über das Werk der Hamburgerin und bieten so die Chance sich an einem regnerischen Nachmittag eine künstlerische Position von Weltruhm zu erarbeiten, die der Mühe wert ist. Die Exponate reichen von erotischen Kunst-Briefwechseln mit Minimal-Titan Carl Andre, über frühe Schreibmaschinen-Bilder, bis zu ihrem raumgreifenden Opus Magnum Kinder dieser Welt. Ergänzen können dies intime Einblicke in das private Leben der Künstlerin in den seit jüngsten zugänglichen Atelier- und Wohnräumen in der unweit der Phönixhallen liegenden Hanne Darboven Stiftung. Das Bild der Künstlerin, die in diesem Jahr 76 Jahre alt geworden wäre komplettiert eine exquisite Galerieausstellung bei Hamburgs dienstältester Galeristin Renate Kammer.
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Kiste mit dem Werkkomplex 'Schreibzeit' und Exzerpt aus 'Welttheater' in der Galerie Renate Kammer
Kiste mit dem Werkkomplex ‚Schreibzeit‘ und Exzerpt aus ‚Welttheater‘ in der Galerie Renate Kammer
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Exzerpt aus Kinder dieser Welt

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Hanne Darboven Retrospektive in Bonn & München

„Der Reichtum des Werks von Hanne Darboven gibt die Art vor, wie wir es präsentieren“, sagt Okwui Enwezor vom Haus der Kunst in München über dieses Ausstellungsvorhaben. Die erste große Retrospektive seit dem Tod der Künstlerin ist im Ostflügel des Haus der Kunst auf 2000 qm angelegt und macht neben dem bildnerischen Werk auch die Kompositionen erfahrbar. Beide bestimmen das mehr als vier Jahrzehnte umspannende Schaffen von Hanne Darboven (1941-2009) wesentlich und hängen unmittelbar zusammen. Auf die Preise von Hanne Darboven sind diese beiden großen Würdigungen erstaunlicherweise noch nicht durchgeschlagen. Grundsätzliche sind auch spätere Arbeiten mit eigenständigem Werkcharakter sowie das teils monumentale graphische Oeuvre interessant und ein spannendes Invest. Noch deutlich spannender ist auch hier das stark reduzierte Frühwerk, allerdings ist hieraus nur extrem selten etwas im Markt zu haben. Die verzögerte Preisentwicklung ist in der Komplexität der Arbeiten zwar erklärbar, kann die kunsthistorische Bedeutung und folgliche unvermeidbare Marktwürdigung jedoch nicht verhindern. Das bietet Chancen.

Hanne Darboven, Juli 1987, in ihrem Atelier in Hamburg
Hanne Darboven, Juli 1987, in ihrem Atelier in Hamburg

Die Retrospektive wird von der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn und dem Haus der Kunst in München gemeinsam organisiert und zeitgleich präsentiert. Beide Institutionen beleuchten das Lebenswerk von Hanne Darboven in seiner ganzen stilistischen Breite und setzen dabei doch verschiedene Schwerpunkte. Die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland stellt mit „Hanne Darboven. Zeitgeschichten“ (11.9.15 – 17.1.16) Werke in den Mittelpunkt, die sich mit politischen Ereignissen und deutscher Geschichte befassen. Im Haus der Kunst wird Hanne Darbovens Nähe zur Gedankenwelt der Aufklärung gezeigt: die umfangreichen Werkserien, in denen die Künstlerin Themen aus Kulturgeschichte, Musik, Literatur, Ethnografie, Anthropologie, Geografie und (Natur-)Wissenschaften behandelt.

Hanne Darboven Wunschkonzert Opus 17 a+b,  Opus 18 a+b, 1984 © Hanne Darboven Stiftung, Hamburg / VG Bild-Kunst, Bonn, 2015
Hanne Darboven
Wunschkonzert Opus 17 a+b,
Opus 18 a+b, 1984
© Hanne Darboven Stiftung, Hamburg / VG Bild-Kunst, Bonn, 2015

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