Die traditionelle Benefiz-Auktion der Hamburger Kulturstiftung verlief mit wenigen Ausreißern angenehm überraschungsfrei und sorgte somit für eine überwiegende Zuschlagdichte nahe den für die Veranstalter sicherlich zufriedenstellenden Tax-Preisen. Dafür verantwortlich war sicherlich der gute Mix zwischen spannenden jungen Positionen wie Katja Aufleger oder Gerrit Frohne-Brinkmann mit ebenfalls starken Losen etablierter Künstler wie Andreas Slominski oder Henrik Eiben. Der beeindruckend polyglotte und gejetlagte Auktionator Dr. Philipp Herzog von Württemberg von Sotheby`s hatte zwar offensichtlich beim Weg zum Pult einen angelsächsischen Bekannten im Auditorium entdeckt, so dass er seine Texte hälftig in diesem Idiom zum Besten gab, aber glücklicherweise sind die Hanseaten traditionell sprachgewandt genug, dass auch diese Hürde keine Abschläge auf die Zuschläge verursachte. Auffallend günstig und fern des Schätzpreises von 9 TEUR wurde mit 3 TEUR ausgerechnet eine Diptychon Frottage von Matt Mullican auf Leinwand im schönen Format von je 50 x 60 cm zugeschlagen. Auch bei diesem Los bleibt nur dem Besonnenen, der hier gerade die Hand oben hatte, als das Hämmerchen fiel zu gratulieren.
Vernissage Art Basel Spotlights
Impressionen von der ABC
Auf andere Art als die etablierten Kunstmessen in Basel, Maastricht, Köln oder London hat es die ABC in Berlin geschafft die Bundeshauptstadt fest in den Kunstkalendern zu verankern. Sie punktet wie vielleicht sonst nur die Art Basel Miami Beach mit einem Gesamtangebot der Stadt. Natürlich ist es reizvoll eine kuratierte Messe zu sehen und hier auch immer mehr klare Akzente internationaler Galerien wie König (Alicja Kwade & Jorinde Voigt), Kewenig (Marcelo Viquez), Konrad Fischer (Peter Buggenhout), Negerriemschneider (Keith Edmier & Ai Weiwei), der Produzenten (Felix Droese) oder auch starker jüngerer Vertreter wie Kugler, PSM oder Neu mit Tobias Hantmann, Marilia Furman oder Ars Viva Preisträger Yngve Holen zu sehen, doch es geht vielmehr um das Paket. Das Pfund von Berlin ist doch, dass selbst die immer häufiger gastierenden US-Sammler von einem Charme des New Yorks der 80er Jahre sprechen. Zweifelsohne können Maastricht oder Basel das nur schwerlich von sich behaupten. Berlin schafft es endlich damit zu punkten, dass hier die Kunstszene stattfindet und leidet dank der Symbiose mit einer erstarkten ABC nicht mehr unter dem Manko, dass sich der Kunstmarkt dennoch woanders dreht. Langsam fügt sich alles positiv zusammen: Messe, offene Ateliers, Sidefairs, Galerie-Eröffnungen, gasfreundliche offene Privatsammlungen und das Flair einer Stadt in der die Kunst und Kreativität ihren Ursprung hat. Nicht zuletzt aber auch das ganz Entscheidende: Das Geld von Sammlern, die endlich willens sind hier nicht nur als Seeleute einzulaufen, sondern es auch chic finden hier zu kaufen.
Alle Höhepunkte der Juni-Auktionen 2015: Hohe Preise und viel Mittelmaß
In den Juni Auktionen der deutsch-sprachigen Auktionshäuser Van Ham, Koller, Karl & Faber, Villa Grisebach, Ketterer und Lempertz ist viel mittlere Qualität zu finden. Der folgende Abriss soll einige Arbeiten in den Fokus rücken, bei denen dennoch genaueres Hinsehen lohnt. Da Lempertz bereits am 1. Juno den Auktionsreigen eröffnet hat, sind für Köln bereits 28 starke aquarellierte Kaltnadelradierungen von Günter Förg im Format 38 x 46 cm in einer kleinen 16er Auflage hervorzuheben, die unverständlicherweise nicht gelaufen sind. Hier lohnt in jedem Fall das Untergebot auf den Schätzpreis von 15 – 20 TEUR in den Nachverkauf hinein.
Ein deutlicher qualitativer Höhepunkt ist dann eine Suite von 17 wunderbaren Baselitz Farbkreide-Zeichnungen auf Velin, die in der Berliner Villa Grisebach für einen SP von 60 – 80 TEUR aufgerufen werden.
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