Es hat Spaß gemacht über diese Art Cologne zu laufen. Die Qualität stimmte, die Stimmung bei Galeristen und Besuchern war positiv und überdurchschnittlich viele Künstler haben zur Preview Flagge gezeigt. Hinzu kam der Coup von Direktor Daniel Hug erstmals die internationalen Spitzengalerien Gagosian, Templon und White Cube präsentieren zu können. Insgesamt zeigten 200 international renommierte Galerien aus 28 Ländern Arbeiten von rund 2.000 Künstlern.
Im zeitgenössischen Bereich sind insbesondere Hauser & Wirth (Zürich, London, New York, Los Angeles), David Zwirner (New York, London), Sprüth Magers (Berlin, London, Los Angeles), Thaddaeus Ropac (Salzburg, Paris) oder Hans Mayer (Düsseldorf) zu nennen.
Ein hervorragendes Programm im Bereich der klassischen Moderne und Nachkriegskunst bieten neben langjährigen Ausstellern wie Galerie Thomas (München), Axel Vervoordt (Antwerpen, Hongkong), von Vertes (Zürich) und Ben Brown Fine Arts (Hongkong, London) oder Thole Rotermund (Hamburg).
Ist Georg Baselitz das Synonym für den Sieg garstiger Feuilletonisten über den Kunstmarkt? Bestenfalls ein Etappensieg. Deshalb lohnt der Blick auf die Kursentwicklung dieses Großmeisters der deutschen Malerei.
Während Baselitz‘ Werk mit großer Kontinuität im In- und Ausland mit viel beachteten Ausstellungen gewürdigt wird und er über ein Jahrzehnt als Garant für Beständigkeit im Kunstkompass in der Spitze der TopTen der Welt über alle Kunstgattungen rangiert, wird insbesondere sein vielfach geschmähtes Spätwerk zu Spottpreisen im Markt verramscht. Wie kann das sein?
Verständlich wäre diese Beobachtung vielleicht noch, wenn es sich in seinem Werk um ein wenig massen- und marktkompatibles Genre wie Video-, Medien- oder Installationskunst von Pipilotti Rist (Platz 10), Francis Alÿs (Platz 24) oder Ilya Karbakov (Platz 36) handelte. Aber bei klassischer Malerei? Bei einem Künstler, der seit über einem halben Jahrhundert die zeitgenössische Kunst maßgeblich mit geprägt hat?
Es besteht kein Zweifel daran, dass Baselitz bereits seit der Großen Nacht im Eimer nicht mehr aus der Kunstgeschichte getilgt werden kann. Es folgten viele spektakuläre Werkzyklen, wie die Helden– und Frakturbilder der Sechziger, ab 1969 seine Motivumkehr, die Siebziger Jahre mit den Adlern und zu Beginn der 80er war er mit dem Modell für eine Skulptur Impulsgeber für zahlreiche Künstlerkollegen, sich ebenfalls mit der Bildhauerei auseinander zu setzen. Aus den Neunzigern sind seine Köpfe und Orangenesser nicht wegzudenken und nach der Jahrtausendwende folgen Historienzyklen, wie die Russenbilder und schließlich die Remix-Serie. Den letzteren Werken werden auch die eingefleischtesten Kritiker nicht vorwerfen können, dass diese für die Baselitz’sche Bildwelt nicht in einer offensichtlichen Leichtigkeit daher kommen, einen völlig neuen Blick auf große Freunde, Dichter oder Helden werfen, diese frisch komponieren und in ihren vergleichsweise pastosen Farbwelten schlicht unvergleichbar zum Frühwerk sind. Wie also könnten sie ihrer Berechtigung entbehren, und was an dieser völlig neuen Perspektive bietet den Nährboden, hierin eine Ermangelung an neuen Ideen zu vermuten? Und selbst wenn dies so wäre, reichten doch die vorgenannten Verdienste für die Malerei noch für ein zweites Künstlerleben. Woran also liegt es, dass eine Leinwandarbeit musealen Formats, wie sein Ralkopf von 1987, ein Hinterglasvogel II (Remix) aus 1997, Sieben mal Paula von 1988 oder auch Bubenschneiden IV aus 2011 sämtlich unter 150’, teils sogar unter 100’ EUR zugeschlagen werden? „Ein Weltstar im Abseits: Georg Baselitz“ weiterlesen
In den alten Räumlichkeiten der Galerie Fahnemann in der eleganten Berliner Fasanenstraße findet man heute exklusive Mode. Kunst? – Fehlanzeige. – Obgleich Clemens Fahnemann den Raum aufgegeben hat und einen Hauseingang weiter lediglich ein kleines Messingschild den vertrauten Namen des Mannes verrät, der die Kunst- und Kulturszene der Hauptstadt seit Jahrzehnten mitgestaltet, ist dieser dezente Hinweis mehr als ein Geheimtipp. Ein Besuch in dieser eleganten Ecke Charlottenburgs ist für Kunstfreunde nicht nur ein Genuss aus sich heraus, sondern viel mehr obligatorisch. So drängt sich deshalb um so mehr die Frage auf, ob der Vorsatz des Galeristen den Kunstbetrieb künftig etwas ruhiger mitzugestalten auch tatsächlich aufgegangen ist. Die roten Punkte auf der Bilderliste der Ausstellung verraten deutlich, dass die Besucher-Frequenz hoch ist und sind somit ein Indiz, dass dieser Teil der Agenda nur bedingt funktioniert. Dennoch öffnet einem nach dem durchschreiten des historischen Treppenhauses, in dem man am liebsten einen Moment verweilen möchte, ein bestens gelaunter Clemens Fahnemann. Der Trubel von Gallery-Weekend und Messe-Marathon scheint an ihm spurlos vorüberzuziehen und sofort wird klar, dass sein Plan somit irgendwie doch aufgegangen ist. Man kann also zweimal gratulieren. Zu einer spektakulären Ausstellung und zu einer wunderbaren Umsetzung des neuen Gesamtkonzepts. Aber ist es nicht auch völlig klar, dass nach der bemerkenswerten Imi Knoebel Retrospektive im Kunstmuseum Wolfsburg und der hoch konzentrierten Ausstellung Kernstücke im Haus Esters eine Knoebel-Show zudem mit einer starken thematischen Referenz zum Frühwerk die Besucher in ihren Bann zieht? Das ist natürlich der Fall. Die viel spannendere Frage dabei muss eigentlich lauten, wie man es schafft einen internationalen Künstler-Star, für ein solch ungewöhnliches Konzept zu begeistern. Die Antwort dürfte Kontinuität und Vertrauen heißen und liegt am Ende in der Persönlichkeit des Protagonisten begründet, der eben auch der Protagonist des Erfolges so vieler Künstler ist, die heute zu den ganz großen zählen. So darf man sich also nicht wundern in diesen Räumen zentrale Arbeiten der jüngsten Museumsausstellungen wiederzufinden, sondern erkennt vielmehr warum sie genau hier hin gehören. Damit aber nicht genug. Es gibt ganz marktfrische Arbeiten aus diesem im Kontext bisher ungezeigtem 2009er Zyklus, die im Bereich der kleinen Kunststofffolien-Collagen bereits bei attraktiven 3,5 TEUR für die Formate auf 18 x 18 cm starten und dann auf stattlichen 63 x 75 cm für immer noch preiswerte (sic!) 7,5 TEUR zu haben sind.
Die Michael Stich Stiftung sowie die Deichtorhallen Hamburg veranstalten am 21. Mai 2015 eine Benefiz Auktion mit 52 hochkarätigen künstlerischen Positionen. Der Erlös dieser Veranstaltung fließt zum einen in die Arbeit der Aids Aufklärung und Prävention, die dem Hamburger Wimbledon-Sieger von 1991 ein Herzens-Anliegen ist und zum anderen in Umsetzung der künstlerischen Arbeit der Jubilarin der Deichtorhallen als eines der bedeutendsten Ausstellungshäuser für zeitgenössische Kunst in Europa, die dieses Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Bemerkenswert ist diese Auktion deshalb, weil nicht nur ausschließlich Werke prominenter Künstler unter den Hammer kommen, sondern die eingelieferten Arbeiten auch noch durch die Bank von bemerkenswerter Qualität sind. Fraglich ist es dennoch, ob die hohen Galeriepreise von bis zu 70.000 EUR tatsächlich realisiert werden können. Entscheidend für den Erfolg zum Verkauf aller Lose sind somit sicherlich die Aufrufpreise. Diese sollen bei 1/3 des jeweils angegebenen Galeriepreises liegen. Unschwer vorauszusagen ist dennoch bereits, dass es zahlreiche Lose geben wird, die zu Bietgefechten führen werden. Für die Hamburger Kunstszene ist diese Auktion ein tolles Ereignis und es gilt den Organisatoren somit dafür zu gratulieren und den Galeristen, vor allem aber den Künstlern, die dies ermöglichen Dank zu sagen.