Sensation bei Van Ham Achenbach-Auktion

Die rote Gummi-Weste von Franz Erhard Walther aus der Sammlung von Günther Uecker
Die rote Gummi-Weste von Franz Erhard Walther aus der Sammlung von Günther Uecker

Die Sensation lief im verborgenen ab. Mit einem Schätzpreis von 1300-1500 EUR lief das Objekt ‚Ohne Titel‘ (Weste) mit den ergänzenden Angaben ‚Skulptur Volumen , 70 cm x 60 cm x 38 cm‘ als Losnummer 1550 unter ferner liefen in der ‚kleinen‘ Achenbach-Auktion von Van Ham. Das Ergebnis lässt nicht nur aufhorchen, sondern drängt vielmehr zu der Nachfrage, was es mit dieser knallroten Gummiweste, die geeignet wäre Kreuzfahrt-Touristen in Urlaubsstimmung zu versetzen auf sich hat. Der Auktionator und geschäftsführende Gesellschafter des Kölner Auktionshauses Van Ham, Markus Eisenbeis kennt den Hintergrund, weshalb ein anonymer Sammler am Ende bereit war knapp 20.000 EUR dafür auszugeben. Franz Erhard Walther selbst hat zur Aufklärung beigetragen, als er anhand seines biographischen Monumental-Werkes Sternenstaub aufklärte, dass diese Arbeit einst von seinem Künstlerkollegen Günther Uecker erworben wurde. IMG_3354Eine ganze Seite ist dieser Episode aus dem Jahr 1964 gewidmet in der es heißt: ‚Heinz Mack schickt einen Brief/ möchte mit Günther Uecker und Alfred Schmela zu besuch kommen/ für mich eine bewegende Begegnung/ Schmela möchte in seiner Galerie eine Ausstellung machen/ (Anmerkung RSS: zu der es später aufgrund der Einwirkung von Beuys auf Schmela so nicht kommen sollte) Uecker kauft ‚Rote Weste’/ … – und genau diese ‚Rote Weste‘ von der auch Joseph Beuys einst in der Wohnung Jörg Immendorffs eine der wohl fünf später gefertigten Stoffvarianten trug, sorgte hier dafür, dass es auch mit dem knapp 15-fachen der unteren Taxe für dieses Objekt ein günstiger Ankauf dieses gut informierten Höchstbieters wurde, denn bereits die in mehrfacher Ausführung vorliegende Stoffvariante ist um 50% höher mit ca. 30.000 EUR marktgerecht taxiert. Glückwunsch an einen unbekannten Sammler!

Quelle: Bildarchiv Franz Erhard Walther
Quelle: Bildarchiv Franz Erhard Walther

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Verblüffendes, Spektakuläres & kleine Frechheiten

Mao sagte, wenn jeder Chinese 1000 Fliegen klatscht, sei das Problem gelöst. Das Ergebnis war der Kollaps eines Öko-Systems und ausführendes Organ diese Einheits-Fliegenklatsche mit kommunistischen Grüßen. Von Ai Wei Wei in 40 + XXV Expl. bei Parkett für 18 TEUR. Spannend!
Mao sagte, wenn jeder Chinese 1000 Fliegen klatscht, sei das Problem gelöst. Das Ergebnis war der Kollaps eines Öko-Systems und ausführendes Organ diese Einheits-Fliegenklatsche mit kommunistischen Grüßen. Von Ai Wei Wei in 40 + XXV Expl. bei Parkett für 18 TEUR. Spannend!
Bei Klüser geht es heiß her. Ein Konvolut der Höhepunkte aus 589 verzeichneten Beuys-Multiples
Bei Klüser geht es heiß her. Ein Konvolut der Höhepunkte aus 557 verzeichneten Beuys-Multiples

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Alle Höhepunkte der Juni-Auktionen 2015: Hohe Preise und viel Mittelmaß

Wichtige dithyrambische Lüpertz-Gouache aus 1972/73 für 10-15 TEUR bei Villa Grisebach
Wichtige dithyrambische Lüpertz-Gouache aus 1972/73 für 10-15 TEUR bei Villa Grisebach

In den Juni Auktionen der deutsch-sprachigen Auktionshäuser Van Ham, Koller, Karl & Faber, Villa Grisebach, Ketterer und Lempertz ist viel mittlere Qualität zu finden. Der folgende Abriss soll einige Arbeiten in den Fokus rücken, bei denen dennoch genaueres Hinsehen lohnt. Da Lempertz bereits am 1. Juno den Auktionsreigen eröffnet hat, sind für Köln bereits 28 starke aquarellierte Kaltnadelradierungen von Günter Förg im Format 38 x 46 cm in einer kleinen 16er Auflage hervorzuheben, die unverständlicherweise nicht gelaufen sind. Hier lohnt in jedem Fall das Untergebot auf den Schätzpreis von 15 – 20 TEUR in den Nachverkauf hinein.

Baselitz mit 17 wunderbaren Farbkreide-Zeichnungen für SP 60-80 TEUR bei Grisebach
Baselitz mit 17 wunderbaren Farbkreide-Zeichnungen für SP 60-80 TEUR bei Grisebach

Ein deutlicher qualitativer Höhepunkt ist dann eine Suite von 17 wunderbaren Baselitz Farbkreide-Zeichnungen auf Velin, die in der Berliner Villa Grisebach für einen SP von 60 – 80 TEUR aufgerufen werden.

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Christie’s Amsterdam: Quantität vor Qualität.

Polke als Augenschmeichler. Diese Arbeit hat beste Voraussetzungen die obere Taxe deutlich zu überschreiten.
Polke als Augenschmeichler. Diese Arbeit hat beste Voraussetzungen die obere Taxe (Schätzpreis 35-55 TEUR) deutlich zu überschreiten.

Die exquisite Aufmachung des Post-War and Contemporary ART Katalogs für die Auktion am 14. April in Amsterdam täuscht. ‚Es ist nicht alles Gold was glänzt‘ ist man bei diesem Überangebot an Piene und Mack ZERO-Glitter geneigt zu zitieren, oder wo wir schon dabei sind passte vielleicht sogar noch besser: ‚Als Tiger losgesprungen und als Bettvorleger gelandet.‘ Denn gleich wie zum Auftakt des Kunstmarkt-Telefonbuchs mit musealen und sehr leckeren (und gar nicht günstigen) Piene Rasterbildern (120-180, zweimal von 1959), einer Mack Lichtstele von 1964 (ohne SP Angabe?!), Leblanc Twistet Strings (25-35’EUR/ 1958-1959), Graubner Riesen-Kissen (210 x 135 cm für 60-80’EUR) und einem 150×150 cm messenden Uecker Vorzeige Nagelrelief (400-600’EUR) gesprungen wird, landet man 300 Seiten später irgendwo zwischen Atelier-Notizen und Kunsthandwerk.

Als Bezugsquelle für Weihnachtsmarkt-Beschicker mit feinster Kreativschweiß-Technik á la VHS-Fortgeschrittenen-Kurs im Portfolio scheinen aber sowohl Einstiegs-Preis als auch Jahreszeit ungeeignet. Ansonsten wären die Fabelwesen mit Tütü von Reinhold D’Haese (Who?) in diesem Kontext sicherlich der Renner! Ebenso nur ganz knapp an der Kategorie Interieur-Design schrammt die dafür ohnehin im Verdacht stehende Marie-Jo Lafontaine mit ihrer philosophisch besonders wertvollen Arbeit ‚Jeder Engel ist schrecklich‘ vorbei. Die Losnummer 231 ist eine Arbeit von Otto Piene mit dem Titel ‚Der Regenbogen hat gebrannt‘. Besser wäre gewesen, der Meister, der das heiße Element bewiesenermaßen beherrscht hätte diese Leinwand gänzlich dem Feuer überantwortet. Gleiches Niveau gibt es dann nur vier Lots später bei Günther Förg. Dem Schätzpreis von 4-6 tausend Euro merkt man bereits an, dass es den Christie’s Experten förmlich peinlich ist, dieses ‚Ding‘ hier aufzurufen. Und es wird nicht besser …. Schließlich muss auch Mack noch einmal unter Beweis stellen dürfen, dass auch er im Jahr 1994 mindestens einen ganz schwache Momente hatte. Bei der ‚Pyramide mit Licht‘ wünscht der geneigte Betrachter doch lieber einen Stromausfall herbei, um das Leid nicht ertragen zu müssen. Im Reigen der leider-völlig-daneben-Lose darf natürlich Deko-Kitsch-Großmeister Arman mit zwei Violinen (Überraschung!) nicht fehlen. Schon fast ein Highlight in dieser Traurigkeit ist da ein Lüpertz im Großformat, dem man wohlwollend wenigstens eine einigermaßen passable rechte Leinwandhälfte zusprechen kann. Zum Glück, denn nach dem Rainer Fetting eine Seite davor brauchen die Augen auch Erholung. Bei der Arbeit ‚Ed Mubutu II‘ fragt man sich einmal mehr, warum seine mehrheitlichen totalen Fehlgriffe dann auch noch so übertrieben groß sein müssen. Wer Lust hat mit mir auf eine Wette einzusteigen, dass diese Arbeit -völlig zu recht- durchfällt, weil sich kein Bieter mit gelber Armbinde und drei schwarzen Punkten (ZERO) darauf findet, sei mir willkommen und darf den Wetteinsatz definieren! By the way: Wo ist hier eigentlich Elvira Bach? Da muss man doch wirklich Joseph Beuys danken. Der frisch gekürte Kunstkompass-Titan im Olymp der Unsterblichen bietet dem strapazierten Sammler exakt in der Katalogmitte ganze 10 Seiten Verschnaufpause. ‚Bruno Cora-Tee‘ (15-20’EUR), ‚Pala‘, der Spaten aus 7000 Eichen (10-15’EUR) oder ‚Objekte zum Schmieren und Drehen‘ (8-12’EUR) zählen zu den Highlights im Reigen der 557 Multiples des Superstars und sind hier marktgerecht bewertet. Also ein faires Angebot für Beuys-Fans. Ebenso zum aufatmen geeignet ist eine wirklich augenschmeichlerische Arbeit von Sigmar Polke aus 1992.

Am Ende stellen sich dann eigentlich nur noch zwei Fragen: 1. Warum stammt gefühlt in dieser Auktion eigentlich jedes zweite Los von Karel Appel und 2. wäre es im Sinne der Homogenität und vor allem des Anspruchs des Hauses Christie’s nicht eine tolle Idee gewesen die hintere Hälfte des Kataloges wegzulassen oder wenn die Niederländer diesen Umsatz zwingend nötig haben zumindest einen ‚third floor‘ Katalog hierfür aufzusetzen, damit es nicht ganz so auffällt. „Christie’s Amsterdam: Quantität vor Qualität.“ weiterlesen

Gerhard Richter bleibt das Maß der Kunstwelt

 

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Deutschland bleibt Kunstweltmeister!
Mehr als ein Viertel der TOP 100 kommen aus Deutschland.
Den Olymp der Unsterblichen führen Warhol, Beuys & Polke an.

Rang / Künstler / Medium / Punkte / Galerie / Rang 2014

1 / Gerhard Richter (1932, D) / Malerei / 129600 / Goodman / 1

2 / Bruce Nauman (1941, USA) / Mixed Media / 103870 / Fischer / 2

3 / Rosemarie Trockel (1952, D) / Mixed Media / 85800 / Sprüth Magers / 3

4 / Georg Baselitz (1938, D) / Malerei / 78850 / Ropac / 4

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ART Basel Eins: Unter Fünfzigtausend

Marcel van Eden in neuem Format für 12,600 CHF stark begehrt
Marcel van Eden in neuem Format für 12,600 CHF stark begehrt
Norbert Bisky, neue Serie, 9000 EUR
Norbert Bisky, neue Serie, 9000 EUR
Frühes Wortbild von Franz Erhard Walther aus 1958 zu 60' EUR
Frühes Wortbild von Franz Erhard Walther aus 1958 zu 60′ EUR

Bei Daniel Templon aus Brüssel zeigt Norbert Bisky auf 65 x 50 cm eine neue Handschrift von Arbeiten in Öl auf Papier. Der Kurs von 9.000 EUR macht deutlich, dass die letzten Ausschläge des Kunstmarktes ihm nicht zum Vorteil gereicht waren. Dennoch wirken die Arbeiten des Berliners wieder etwas marktkompatibler als zuletzt seine Shizo-Sperma-Facial-Orgien mit den expressiv-depressiven Schwarzanteilen. Tatsächlich waren auch erste Arbeiten der Serie verkauft. Mit einem wundervollen Diptychon von Lawrence Weiner als Papiercollage mit Buntstiften und Tinte im klassischen Stil ging es dann bei der Lisson Gallery weiter. Hoffentlich sind sie zusammen geblieben. Die jeweils 30’ USD wären hier sicherlich eine gute Anlage und ästhetisch könnte man die beiden Arbeiten als unzertrennlich bezeichnen. „ART Basel Eins: Unter Fünfzigtausend“ weiterlesen

Kunstgeschichte zum selber (mit) schreiben

 

Franz Erhard Walther orchestriert die Akteure für die Arbeit mit seinen Handlungsbahnen
Franz Erhard Walther orchestriert die Akteure für die Arbeit mit seinen Handlungsbahnen

Es geschieht Bemerkenswertes dieser Tage im MARTa in Herforth. Noch bis zum 15. Juni arbeitet Professor Franz Erhard Walther tagtäglich im Museum. Wozu? Ganz einfach. Walter inszeniert dort seine zwischen 1997 und 2003 entstandenen Handlungsbahnen. Neben dem 1. und dem 2. Werksatz, den Außenskulpturen aus Stand- und Schreitstücken sowie dem Neuen Alphabet gelten diese 55 Arbeiten zu einem seiner wichtigsten Werkblöcke. Konzeptkünstler Walther benötigt jedoch Akteure, um die Idee dieser Skulpturen zu verdeutlichen. Also ließ er kurzerhand die wichtigen Werke aus privaten und institutionellen Sammlungen aus aller Herren Länder im architektonisch herausragenden Gehry-Bau im Münsterland zusammen führen. Ob Kunststudent oder Besucher, wer die Ausstellungshallen betritt, wird direkt von dem bescheidenen Fuldaer zum Handelnden gekeilt. Ein Erlebnis! „Kunstgeschichte zum selber (mit) schreiben“ weiterlesen

Pionier der interaktiven Skulptur Franz Erhard Walther baut live das MARTa Herforth um

artikelbild_martaintermezzo01Franz Erhard Walther: „Handlungsbahnen“ Der große Pionier der interaktiven Skulptur ist vom 7. – 12. Juni erneut zu Gast im Marta und installiert seinen vollständigen Werkkomplex der „Handlungsbahnen“ als mehrtägige Performance mit Publikumsbeteiligung. „Pionier der interaktiven Skulptur Franz Erhard Walther baut live das MARTa Herforth um“ weiterlesen