Auch wenn die Preise im Vergleich zum Vorjahr abermals um gut 30-60% zugelegt haben, gilt der konstruktive Minimalist Knoebel noch immer als spannender Investment-Tipp. Eins kann man ihm sicherlich nie absprechen. Imi bringt Farbe in die Bude.
Auch wenn die Preise im Vergleich zum Vorjahr abermals um gut 30-60% zugelegt haben, gilt der konstruktive Minimalist Knoebel noch immer als spannender Investment-Tipp. Eins kann man ihm sicherlich nie absprechen. Imi bringt Farbe in die Bude.
Was machte es für einen Sinn im Kontext der Tefaf über die Anzahl der feil gebotenen Leinwandarbeiten von Rubens, Picasso, Matisse, Chagall, Kirchner, Miró oder Richter nachzusinnen? Ebensogut könnte man alle im zweistelligen Millionensegment getaxten Exponate zusammenrechnen um festzustellen, das dies die jährliche Bilanzsumme des einen oder anderen Dax-Unternehmens überflügelte. Allein über die Qualität sagt es wenig aus. So waren beispielsweise mehrere Leinwandarbeiten von Renoir zu sehen, ohne das eine von ihnen jedoch ernsthaft über den Studiencharakter hinaus reichte.
Bemerkenswert an der Maastrichter Messe ist, die Spannbreite, der für Ihre altmeisterlichen Kunstwerke und Antiquitäten bekannten Show. Es geht bei den Ägyptern mit einigen farbfrohen Mumien los. Die Auswahl an hellenistischen Vasen, Krügen, Gefäßen und Gebrauchsgegenständen aus dem sechsten und fünften Jahrhundert vor Christi kann dann bereits als gut sortiert bezeichnet werden. Die Preise für kleinere Exponate, wie eine Vase von circa 10 cm Höhe starten bereits bei 6-8 TEUR und gehen dann bei namhaften Meistern der jeweiligen Epoche in den kleineren fünfstelligen Bereich. Dicht gefolgt werden diese Werke von römischen Marmorskulpturen, Torsi, Köpfen, Waffen oder Rüstungen. Mittelalterliche Sakralkunst ist dann ebenfalls weit verbreitet, die florentinische und venezianische Renaissance hingegen kann lediglich mit dem Umfeld der ganz großen Namen und deren Schulen aufwarten.
Dafür wurde neben zahlreichen Rubens Graphiken auch ein kleinformatiges Ölgemälde des flämischen Barockmalers gehandelt. Gemäß Flurfunk für 6,25 Millionen Euro. Interessant hierbei: Die vorher getätigte Zuschreibung zum Umfeld des Werkes konnte in den Händen des letzten Besitzers in eine verbindlich der Hand des Meisters entstammende Versicherung gewandelt werden. Dies erlaubte eine gut 500%ige Marge. Der vorangegangene Besitzerwechsel erfolgte noch um eine Million Euro.
400 Aussteller wollten diesen Marktplatz nutzen und 209 wurden auserwählt. Ob es tatsächlich die Besten waren sei dahin gestellt. Bei dem einen oder anderen Programm käme dann zumindest die Frage auf, wie denn das Portfolio jener 191 anderen ausgesehen hätte, die hier nicht zum Zuge kamen. Aber jede Kunstmesse hat auch eine politische Seite. Viele Gute waren dennoch dabei und auch die großen Namen wie Rudolf Zwirner, Sprüht Magers,Karsten Greve oder Johann König haben natürlich nicht gefehlt.
Die Ausdehnung auf drei Etagen war für Besucher und Aussteller eine Wohltat. Selbst am Preview-Abend konnte man durchgängig auf den eigenen Füßen stehen und die Gliederung in Moderne und westdeutsche Nachkriegskunst, New Contemporary sowie aktuelle Tendenzen bildete eine hilfreiche Struktur und erleichterte den Kunstgenuss.
Bei den Best-Sellern gab es dann auch wenig Überraschungen. Unter den arrivierten Vertretern waren es Knoebel, Piene, Graubner, Beuys, Götz, Mack und bei den jüngeren Positionen Andy Hope, Jorinde Voigt, Rinus van de Felde, Michael Sailstorfer oder Tjorg Douglas Beer. Wenig überraschend war ein Qualitätsabfall der Erstgenannten bei den Exponaten im Vergleich zu früheren Jahren festzustellen. Wer dennoch eine künstlerisch hochwertige Arbeit anzubieten hatte, verkaufte diese noch vor dem offiziellen Messestart und dann am liebsten aus dem Hinterzimmer heraus. Diese Separées die auf der parallel laufenden Hannover Industrie-Messe als Teeküchen dienen, wecken Begehrlichkeiten bei Sammlern und schüren die Goldgräber-Stimmung in den frühen Messestunden. Wichtig: Sie müssen betont unordentlich daher kommen. Hier herrscht ein wildes Bildergewusel, in dem Leinwände und Rahmen lediglich zu Lagerzwecken an rein zufällig vorhandenen Nägeln gehängt werden und in den ohnehin winzigen Raum dicht gestellte Horizontal-Stapel von Kunstwerken ein rasches Durchblättern verlangen. Wer Einlass findet, ist mit dem Galeristen auf Du und darf sich neidischer Blicke der übrigen Jagdgesellschaft beim Verlassen des Kämmerchens sicher sein. Vielleicht hat er dabei sogar eine kleine marktfrische und farbintensive Knobel Collage oder eine Mack Leinwand erbeutet und kann dem weiteren Messegeschehen somit gelassen entgegen sehen.
Ein qualitatives Come-Back hat nach zuletzt in den frühen 2010 Jahren doch wenigstens extrem schwierigen Arbeiten augenscheinlich Jonathan Meese. In seinen 2014/2015er findet er in neuen Farbwelten zu großer Dichte zurück.
Die wenigen Galerien, die wie Verleger und Beuys Wegbegleiter Staeck über gefühlt unerschöpfliche Nachschub-Magazine verfügen, lohnt hingegen der regelmäßige Standbesuch, denn auch am zweiten und dritten Messetag wird noch nachgehängt und die zahlreichen verkauften Arbeiten durch marktfrische Raritäten ersetzt. Bei den spürbar angezogenen Preisen insbesondere für Zeichnungen des Rheinländers, die bei Klüser und Konzett sechsstellig angesetzt wurden, eine wahre Fundgrube für Sammler erschwinglicherer Leckerbissen und eingefleischte Beuys-Fans. Erwartungsgemäß bieten Staecks aber auch Kneffel, Polke und aus aktuellem Anlass Grass an und die geschäftige Hektik an dem Stand lässt vermuten, dass alle ahnen, dass auch diese Quelle tatsächlich endlich ist. Wie üblich findet man die Kunst vom noch amtierenden Präsidenten der Akademie der Künste in Berlin nur in homöopathischen Mengen im Angebot. Eine gute Gelegenheit auch hierüber, vor allem aber über das verlegerische Werk des Heidelbergers einen Überblick zu erhalten, bietet die noch in seinem Hause in Berlin bis 07. Juni laufende Multiple-Ausstellung ‚Kunst für Alle‘.
Auffallend war, zudem wer auf der Messe fehlte. Neben wenigen eher unspektakulären späten Zeichnungen von Franz Erhard Walther war nur bei Thomas eine größere Nähung zu sehen. Karl Georg Pfahler wurde ebenfalls kaum angeboten und auch von Hanne Darboven zeigte lediglich Klosterfelde zwei Arbeiten, von denen eine dafür allerdings als absolut herausragend und museal einzustufen ist. Fast kann man sich hier dem Eindruck nicht erwehren, dass die noch immer moderaten Preise der drei genannten kunsthistorisch höchst bedeutsamen Vertreter Galeristen auf den nächsten Preissprung warten lassen. Bei der Minimal- und Konzept-Künstlerin aus der berühmten Hamburger Kaffee-Dynastie steht dieser sicherlich direkt bevor, denn eine Trilogie von großen Ausstellungen zieht dies geradezu zwangsläufig nach sich. Bei Walther zeichnet er sich flankiert von einer Vielzahl großer internationaler Shows schon seit mindestens zwei Jahren ab und lediglich Pfahler darf hier immernoch als Geheim-Tipp gewertet werden. Seine geometrischen Abstraktionen im quadratischen Mittelformat lassen sich auf Auktionen immer noch gelegentlich für um 15 tausend Euro erwerben. Apropos Wertschätzung: Das Musée d’art Moderne de la Ville de Paris zeigt noch bis Mitte Juli nach der Bundeskunsthalle in Bonn vor sechs Jahren die bisher größte Lüpertz Retrospektive. Der Effekt: Lüpertz wird in Köln nicht nur gezeigt sondern auch gekauft. Ebenso ergeht es dem Krefelder Herbert Zangs., dessen Gratfaltungen, Knüpfenden und Plus-Minus Arbeiten aus den 50er bis 70er Jahren zwischen 10 bis 75 tausend Euro nicht nur sehr hoch bewertet wurden sondern ebenfalls den Besitzer wechselten. Hier lauten die Stichwörter übrigens Provenienz und Expertise.
Die deutsche Pop-Art lässt diesen Aufwind des Marktes allerdings scheinbar weiterhin ungerührt. Völlig unverständlicherweise blieb das zentrale und extrem starke Galgenbild von Winfred Gaul vorerst unverkauft.
Bemerkenswert waren im Bereich der Halle 11.1 die Galerien Thomas aus München und Levy von der Elbe. Beide räumten in würdigem Umfeld neben hoch qualitativen Klassikern jungen Positionen großzügige Kabinette ein. Profitieren konnten davon Simon Schubert, Martin Spengler und Marc Lüders. Lüders zeigte bei Levy sowohl eine beeindruckende Serie seiner großformatigen Photopicturen aus den Reihen der Supermarkt- und Jahrmarktbilder mit nahezu lebensgroßen figurativen Ergänzungen als auch sein Markenzeichen der schwebenden und Schatten werfenden amorphen Objekte. Martin Spengler erhöht bei seinen filigranen Wellpapp-Reliefs den Druck deutlich. Seine großformatige Arbeit mit dem Sujet einer Gotischen Kathedrale setzte er im Entstehungsprozeß einem Gewicht von circa 4 Tonnen aus und stellte der handwerklichen Präzision mithilfe einer inszenierten Sollbruchstelle spielerisch den kontrolliert unkontrollierten Zufall entgegen. Überraschenderweise war diese Arbeit am ersten Messetag noch nicht mit einem roten Punkt versehen. Simon Schubert inszenierte gleich einen ganzen Raum mit seinen Papierfaltungen und jüngeren Graphitarbeiten und wurde damit zum Anziehungspunkt von Besuchergruppen und Medienvertretern gleichermaßen. Eyecatcher in dieser raumgreifenden Installation war seine bisher größte und besonders ausdrucksstarke zentrale Beckett-Faltung. Dem Kölner gelang hiermit der wirkungsvollste denkbare Kunstgriff zur Bewerbung seiner parallelen absolut sehenswerten Soloshow in der Van der Grinten Galerie nahe dem unweit gelegenen Neumarkt. Herausstechend in beiden Präsentationen ist der neue Werkkomplex seiner Licht-Inszenierungen bei denen es dem Künstler gelingt, seiner einzigartigen Technik abermals eine neue Dimension hinzuzufügen.
Aber auch Galerie Ludorff ergänzt das klassische Programm an exponierter Stelle mit aktuellen Positionen. Nachdem sie dem scheinbar unermüdlich schaffendem zeitgenössischem-Neo-Impressionisten Christopher Lehmpfuhl bereits seit geraumer Zeit ein starker Galeriepartner sind, bereichert seit letztem Jahr der Berliner Maler mit Urban-Art Wurzeln Christian Awe das Programm. Auch wenn die Bildwelten der beiden verschiedener nicht sein könnten, eint sie jedoch Stringenz und positives Sendungsbewußtsein bei der Vermittlung ihres Malauftrags von Anbeginn. Eine Kompromisslosigkeit, die augenscheinlich von Erfolg gekrönt ist, denn auch bei Ludorff werden Großformate in Blisterfolie gepackt, obgleich das Messeende noch fern ist.
Insgesamt ein erfrischendes und überzeugendes Programm bietet Sabine Schmidt von PSM Berlin. Ihr sauber kuratierter Stand zeigt skulpturale Arbeiten von Awst & Walther und der Rumänin Munteanu Rimnic. Eindruck macht hier aber besonders die poetisch anmutende und kunstmarkt philosophische Arbeit The Fog von Paolo Chiasera. Ein mittelformatiges querformatiges Himmels-Gemälde bildet eine Einheit mit einem Paraffin-Block, der bei jeder Ausstellung der Arbeit das Material bietet, um die Leinwand mit einer weiteren Schicht des Wachses -gleich einem aufsteigendem Nebel- zu überziehen. Der Preis für dieses Werk liegt bei 7 tausend Euro.
„Art Cologne 2015. Die Top’s und Flop’s der Messe“ weiterlesen