Die traditionelle Benefiz-Auktion der Hamburger Kulturstiftung verlief mit wenigen Ausreißern angenehm überraschungsfrei und sorgte somit für eine überwiegende Zuschlagdichte nahe den für die Veranstalter sicherlich zufriedenstellenden Tax-Preisen. Dafür verantwortlich war sicherlich der gute Mix zwischen spannenden jungen Positionen wie Katja Aufleger oder Gerrit Frohne-Brinkmann mit ebenfalls starken Losen etablierter Künstler wie Andreas Slominski oder Henrik Eiben. Der beeindruckend polyglotte und gejetlagte Auktionator Dr. Philipp Herzog von Württemberg von Sotheby`s hatte zwar offensichtlich beim Weg zum Pult einen angelsächsischen Bekannten im Auditorium entdeckt, so dass er seine Texte hälftig in diesem Idiom zum Besten gab, aber glücklicherweise sind die Hanseaten traditionell sprachgewandt genug, dass auch diese Hürde keine Abschläge auf die Zuschläge verursachte. Auffallend günstig und fern des Schätzpreises von 9 TEUR wurde mit 3 TEUR ausgerechnet eine Diptychon Frottage von Matt Mullican auf Leinwand im schönen Format von je 50 x 60 cm zugeschlagen. Auch bei diesem Los bleibt nur dem Besonnenen, der hier gerade die Hand oben hatte, als das Hämmerchen fiel zu gratulieren.
Slominski Edition sofort Ausverkauft!
Nach dem sofortigen Ausverkauf der Andreas Slominski Edition, die auf den schönen Titel ‚Pissoir mit Korken‘ hört, denke der Künstler wohl über ein weiteres Objekt im Kontext seiner spektakulären Deichtorhallen-Show ‚Das Ü des Türstehers‘ nach. Auch wenn man auf Seiten des Herausgebers nicht mit einem solchen Ansturm auf die lediglich 36 Objekte gerechnet habe, wäre dies doch eigentlich zu vermuten gewesen. Der Preis von lediglich 360 EUR und die Auswahl von 10 Farben verleiteten zudem dazu interessante Farbkonstellationen als Blöcke für die eigene Sammlung zusammen zu stellen. Sicherlich lohnt es nun die Entwicklung im Auge zu behalten. Sowohl für die, die bereits zu den glücklichen zählen, die ein Objekt erwerben konnten und somit die Chance auf eine spannende Ergänzung erfahren könnten, als auch für die, die bisher leer ausgingen. „Slominski Edition sofort Ausverkauft!“ weiterlesen
Deutsche in London Part I: Sotheby’s
Was machte der Londoner Auktionsstandort wohl ohne unsere Unterstützung. Weder alle Künstler noch alle Werke aus deutschen Ateliers habe ich hier aufgeführt, jedoch einiges bemerkenswertes sowie natürlich die deutschen Höhepunkte des Evening Sales bei Sotheby’s am 10. sowie des Day Sale am 11. Februar. Recht sexy (aber sonst nicht viel mehr) dieses Mal der Preiseinstieg bei Martin Eders ‚Girl I & II‘ für 3-5 TGBP. Qualität vor Quantität gilt ungewöhnlicherweise hier bei Joseph Beuys. Seine Tagebucheinträge März bis Dezember 1974 wären als Fehlstelle in einer gut sortierten Beuys-Sammlung sicherlich erträglich. Ebenso bedauerlich ist es, dass mit Moving Figure abermals kein wirklich starker A. R. Penck zum Aufruf kommt. Da nützt auch der günstige Schätzpreis von 12-15 GBP wenig. Isa Genzkens Doppelraum dürfte allerdings Potential haben, auch die obere Taxe deutlich zu durchbrechen, da ja die größeren unikatären Reihen Ihrer Weltempfänger zuletzt bereits fast in den dreistelligen Bereich hoch schossen. Nicht besonders günstig ist dann mit 180-220′ GBP die Schätzung bei Günther Förg angesetzt. Fairerweise muss man allerdings sagen, dass es wohl auch nahezu aussichtslos wäre auf ein noch schöneres Bleibild des 2013 verstorbenen Künstlers zu warten. Obgleich auch die vertikale Bleiarbeit mit etwas geringerer Schätzung bei Christies nicht unattraktiv ist. Gleiches gilt für Georg Baselitz’s Frakturbild ‚Neuer Typ‘ von 1966. Diese Zeichnung ist ein echtes Traumstück und so sonst außerhalb des institutionellen Rahmens nur in Sammlungen wir bei Thomas Olbricht zu finden. Spannenderweise gibt es auch hier zwei korrespondierende Stücke die am Folgetag beim Wettbewerb unter den Hammer kommen. Die Preisdifferenz zu einem (selten zu findenden) relativ schwachen und wohl auch nicht in bester Farberhaltung befindlichen Adler von 1977 kann also als nachvollziehbar angesehen werden. Ein gewohnt langweiliger Rauch, bei dem die Klavierlehrerin es nicht schafft uns Betrachter mit dem stilettgleichen Taktstock aus der Banalität zu erlösen, dürfte bei dieser Schätzung ebenso einen Sammler finden, zu dessen Wohnzimmerstoffen die heitere Farbkombination passt. Praktisch auch: Rauch versteht es sein gestresstes Manager-Klientel, dass sich nun wirklich nicht ständig um Bildzusammenhänge und -Titel kümmern kann mit Sprechblasen und piktogrammartiger Symbolik das Entre-Geplänkel für die nächste Dinner-Party gleich mitzuliefern. Ich tippe also auf das obere Ende der Schätzung. Das gute Kunst und echter Humor sich nicht ausschließen müssen beweist hingegen wieder einmal Sigmar Polke mit seinem wunderbaren Multiple APPARAT, MIT DEM EINE KARTOFFEL EINE ANDERE UMKREISEN KANN. Ein wunderbares Stück, dass in keiner großen Polke Sammlung oder Ausstellung fehlen darf. Die obere Grenze definiert wenig überraschend die Weltrangelisten Nummer 1 Gerhard Richter mit ‚Abstraktes Bild 725-4‘ aus 1990. Schätzpreis 14-20 Mio. GBP.