Interview mit Felix Rehfeld

Felix Rehfeld mit Rene S. Spiegelberger vor Lackkissen für Unikat VIII
Felix Rehfeld mit Rene S. Spiegelberger vor Lackkissen für Unikat VIII

Französische Feldmark aus der Vogel- oder, besser gesagt, Satelliten-Perspektive, das Matterhorn und die Alpen, Seestücke und der schöne Westerwald. Ist Felix Rehfeld ein moderner Landschaftsmaler unserer Zeit?

Es stimmt, dass Landschaften immer wieder in meiner Arbeit auftauchen. Jedoch reizt mich weniger das rein malerische Abbilden einer Landschaft. Sie ist für mich eher eine recht neutrale Spielfläche. Eine Landschaft bietet einen bekannten visuellen Eindruck, ohne dabei eine Geschichte zu erzählen. Es gibt Perspektive und Tiefenstaffelung, Höhenformationen, Licht und Stimmungen. Alles wunderbare Parameter, um hier mit der Malerei eingreifen zu können. Manchmal finde ich ein bloßes Phänomen gut und finde einen Weg zur Malerei, manchmal geht es aber auch um spezifische Landschaften, wie zum Beispiel beim Westerwald, in dem ich aufgewachsen bin. Auf jeden Fall geht es in der Malerei dann häufig um die Frage, wie weit ich mich einer Sache nähern kann, und um die Unmöglichkeit, dabei etwas zu produzieren, das dieser Sache, also Landschaft, gerecht werden kann. Diese Schwäche, also dass es immer Malerei bleibt, ist ja gerade die Stärke.

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Ateliergespräch mit Marc Lüders

 

Lüders_Figur-648-4-4Herr Lüders, Sie verbinden zwei Medien, die sich auf den ersten Blick zu widersprechen scheinen, Fotografie und Malerei. Wie haben Sie den Einstieg in diese Technik gefunden?

Im Laufe meines Studiums habe ich mich überwiegend mit Malerei beschäftigt, aber auch stets die Nähe zur Fotografie gesucht. Hierbei habe ich mich viel mit anderen Künstlern wie Gerhard Richter auseinandergesetzt, bei denen offensichtlich eine Affinität von der Malerei zur Fotografie gegeben war. Mit der Zeit habe ich dann unterschiedliche Versuche unternommen, mich mit meiner Malerei an die Fotografie anzunähern, aber die Idee, diese dann wirklich malerisch zu bearbeiten, kam mir erst später. Es war das Ergebnis eines lange währenden Versuchs, die Malerei mit der Fotografie zu verbinden, aber mehr innerhalb der Malerei zu bleiben. Mein Bedürfnis hiernach bestand also bereits schon sehr lange vor der ersten, konkreten Realisation.

 

Sie haben Gerhard Richter erwähnt. Daraus leitet sich die Frage der Vorbilder ab. Wer sind Ihre künstlerischen Orientierungspunkte gewesen, welche Künstler haben Ihre Arbeit inspiriert und wie hat es sich angefühlt 2011 in der Ausstellung ‚Unscharf’ in der Hamburger Kunsthalle neben Richter zu hängen?

Bei so einem großen Künstler fühlt sich das ein wenig ambivalent an, denn es gilt natürlich zu vermeiden, allzu sehr in seine Nähe gerückt zu werden. Auf der anderen Seite lässt sich diese natürlich auch in gewissen Punkten, nämlich der Verbindung der Medien Fotografie und Malerei, nicht leugnen. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass dies offensichtlich auf eine völlig andere Weise geschieht und somit ist die künstlerische Nebeneinanderstellung unter dem Titel ‚Unscharf’ absolut folgerichtig. Vor diesem Hintergrund bin ich froh und natürlich auch ein kleines bisschen stolz, dabei gewesen zu sein.

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Michael Wesely im Gespräch

 

Langzeitbelichtung von Michael Wesely für Unikat
Langzeitbelichtung von Michael Wesely für Unikat


Eine Einzelausstellung im Museum of Modern Art in New York ist wahrscheinlich der Traum eines jeden Künstlers. Woraus hat sich die Idee entwickelt, die gesamte Umbauphase des MoMA mit Langzeitbelichtungen zu begleiten?

Peter Galassi, der Leiter des Photodepartment des MoMA hatte bereits 1998 eine Arbeit für seine Sammlung gekauft (Büro Helmut Friedel (29.7.1996 – 29.7.1997)), eine Aufnahme von einem Jahr Dauer. Kurz darauf wurden meine Bilder vom Potsdamer Platz veröffentlicht und daraufhin fragte mich Peter Galassi, ob wir nicht ein ähnliches Projekt für den Neubau des MoMA zusammen machen können. So kam es zu dieser Zusammenarbeit.

Die heutige Photographie ist schnell, scharf und farbecht, in Summe absolut präzise. Dieser Entwicklung widersetzen Sie sich in vielen Projekten, unter anderem auch mit Ihren Eigenbau-Experimenten zur Lochkamera, bei denen Sie mit Einfallschlitzen arbeiten. Langweilt Sie die Präzision?

Unscharfe Bilder können sehr präzise sein. Sie durchbrechen allerdings sofort einen einfachen Zugang des Betrachters und insofern kann man vielleicht sagen, dass es um etwas Anderes als die einfache Bestätigung von etwas Dokumentarischen geht. Je genauer und schärfer ein Bild etwas zeigt, vorausgesetzt wir denken hier ausschließlich an die Oberfläche des Bildes und nicht an den zu Grunde liegenden Kontext, desto weniger Spielraum bleibt für die eigene Vorstellung und Phantasie. Mich interessierte aber, wie ich in der Photographie mit ihren eigenen Mitteln zu neuen Bildergebnissen kommen kann, die diesen eingangs beschriebenen Sachverhalt auflösen bzw. umkehren. Speziell die Langzeitbelichtungen, die das Bild stets mehr oder minder zerstören, loten die Balance zwischen dem, was meine Bilder evozieren und dem, was der Betrachter hinein projizieren kann oder muss, aus.

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SEO im Gespräch

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In welchem Alter war Dir bewusst, dass sich Dein Leben um die Kunst drehen würde?

Als ich so zwölf Jahre alt war, ging meine Schwester bereits jeden Tag zur privaten Kunstschule. Ich war damals noch zu jung und durfte entsprechend nicht mit ihr mit, bin ihr dann aber immer heimlich hinterher gegangen. Meine Mutter hat dann stets mit mir geschimpft, weil ich ihr immer alles weg genommen habe, die Kreide, das Papier und wenn ich nichts bekommen habe, habe ich an der Wand weiter gemalt.

Schließlich hat sie dann verstanden, dass in mir diese Leidenschaft steckt und dann durfte auch ich parallel zur normalen Schule nachmittags auf die private Kunstakademie gehen. Eigentlich waren die Weichen bereits im Kindesalter so gestellt.

Du bist mit Anfang 20 aus Südkorea nach Deutschland gekommen, um hier weiter zu studieren. Was hat Dich zu diesem Schritt veranlasst?

In Korea hatte ich traditionelle Tusche-Malerei studiert. Landschaftsmalerei, Kaligraphie und so weiter, aber das wurde mir schnell zu langweilig. Ich habe damals auf Reispapier gemalt, mit dem ich auch heute noch arbeite. Aber hierbei gibt es, selbst wenn man mit dem ganz feinen Einhaar-Pinsel arbeitet, kein Zurück, also zerreißt man die Arbeiten mit denen man nicht zufrieden ist und schmeißt sie weg.

Eines Tages bemerkte ich diese klein gerissenen Papierstücke mit ihrer Tuschebemalung, die ich vorher bemalt hatte, im Papierkorb. Ich habe dann alles raus geholt und auf die Leinwand collagiert. Das fand ich sehr interessant. Genau zu diesem Zeitpunkt lernte ich einen Lehrer kennen, der in Deutschland bei Petrick studiert hatte. Er hatte viele Kataloge über die neuen Expressionisten, Baselitz, Penck, Kiefer, natürlich Polke, die er mir zeigte. Davon war ich so beeindruckt, dass ich einige Bilder nachmalte. Richtige Farbe auf Leinwand in Öl. Diese Pinselbewegung, die abstrakte Form, das hat mich unglaublich berührt und da dachte ich, dass es wichtig für mich ist, die Original-Bilder zu sehen, die Energie von den Meistern selber zu spüren.

Also habe ich meinen Koffer gepackt und bin nach Deutschland gereist. Das war natürlich nicht einfach, weil ich hier niemanden kannte, meine einzige Information war, dass Professor Baselitz an der Universität der Künste in Berlin war. Nur mit dieser Information bin ich dann direkt nach Berlin gegangen.

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Simon Schubert: Ein Gespräch über die Literatur, Licht, Schatten und das Verschwinden

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Samuel Beckett gestehen Literaturkritiker heute ab ‚Warten auf Godot‘ 1952, spätestens aber ab dem ein Jahr später veröffentlichten ‚Der Namenlose‘ die künstlerische Herausarbeitung eines bis dahin einzigartigen und völlig losgelösten Erzählstils zu. Für wie wichtig erachtest Du eine nicht nur inhaltliche sondern auch stilistisch neue Position für einen Künstler?

Beckett brachte die Sprache an den Rand der Auflösung auf mehreren Ebenen, formal wie inhaltlich. Dieser Aspekt an Becketts Werk interessiert mich künstlerisch. Ein Künstler muss nicht immer eine inhaltlich oder stilistisch neue Position erschaffen. Ein Künstler muss einen eigenen, singulären Blick auf die Welt entwickeln und mit seinen Mitteln transportieren, ein sogenannter Fortschritt in der Technik ist sekundär.

Die Differenz zu anderen Positionen interessiert mich mehr. Dies kann sowohl mit tradierten Kunsttechniken wie Malerei, Skulptur, Zeichnung, aber auch mit modernsten technischen Mitteln geschehen. Von daher denke ich, dass die vielseitigen Todsagungen verschiedener Techniken überflüssig sind. Ich sehe das Neue in der Einzigartigkeit des Ausdrucks.

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Der Berliner Street-Art-Star XOOOOX im Gespräch

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XOOOOX von hinten wie von vorne, wie A-N-N-A / Freundeskreis?

Richtig. XOOOOX kann man dazu noch auch in der Mitte falten und Platz beim Verstauen sparen. Ich mag symmetrische Sachen. Alles ist symmetrisch, und falls nicht, musst Du es nur in die Einzelteile zerlegen, so weit bis sie alle einzeln symmetrisch werden.

Mir geht XOOOOX erst leicht von der Zunge, seit ich mich intensiver mit Deiner Arbeit befasse. Wirklich melodisch ist es nicht und auch nicht so sexy wie Deine Damen.

Der Name war vor den Damen geboren, so dass sie mit der Zeit um ihn herum entstanden sind. Er klingt zwar Anfangs vielleicht etwas sperrig, doch englisch ausgesprochen entwickelt er einen ausgesprochen interes-santen Übergang vom Harten ins Weiche und zurück.

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