Kunstgeschichte zum selber (mit) schreiben

 

Franz Erhard Walther orchestriert die Akteure für die Arbeit mit seinen Handlungsbahnen
Franz Erhard Walther orchestriert die Akteure für die Arbeit mit seinen Handlungsbahnen

Es geschieht Bemerkenswertes dieser Tage im MARTa in Herforth. Noch bis zum 15. Juni arbeitet Professor Franz Erhard Walther tagtäglich im Museum. Wozu? Ganz einfach. Walter inszeniert dort seine zwischen 1997 und 2003 entstandenen Handlungsbahnen. Neben dem 1. und dem 2. Werksatz, den Außenskulpturen aus Stand- und Schreitstücken sowie dem Neuen Alphabet gelten diese 55 Arbeiten zu einem seiner wichtigsten Werkblöcke. Konzeptkünstler Walther benötigt jedoch Akteure, um die Idee dieser Skulpturen zu verdeutlichen. Also ließ er kurzerhand die wichtigen Werke aus privaten und institutionellen Sammlungen aus aller Herren Länder im architektonisch herausragenden Gehry-Bau im Münsterland zusammen führen. Ob Kunststudent oder Besucher, wer die Ausstellungshallen betritt, wird direkt von dem bescheidenen Fuldaer zum Handelnden gekeilt. Ein Erlebnis! Im späteren Zwiegespräch mit meinen Mitakteuren lernte ich, dass es mir nicht allein so ging. Wir agierten nicht nur mit den Arbeiten, sondern sie taten auch etwas mit uns. Trotz der genauen Anweisungen des Weltstars aus dem Hintergrund und der einhergehenden Arbeitsatmosphäre hatte das Szenario etwas Feierliches. Insbesondere, wenn alle Akteure platziert waren und das melodische Klicken des Fotografen einsetzte. Etwa 30 Sekunden nach jedem Positionswechsel. Dann gab es ein knappes ‚Danke‘ vom Gerüst und der Künstler übernahm wieder. Er weiß genau, wie die jeweilige Arbeit wieder zusammen zu falten ist, damit die Dramaturgie gewahrt bleibt, das wertvolle Stück aber auch wieder exakt in die dafür vorgesehene Transportkiste passt. Am Ende wird ein Bildband entstehen, der, wie so vieles von dem vielfachen Documenta-Teilnehmer Walther Potential hat, künftig als Synonym für Konzept- oder Installationskunst herangezogen zu werden. Seine Präzision in der Dokumentation des facettenreichen Werkes erleichtert die Rezeption für Kunsthistoriker, Sammler und Akteure des Kunstmarkts gleichermaßen. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach seinen Arbeiten sich zu einem regelrechten Run steigert. Wir dürfen also gespannt sein, wie seine Präsenz und Beurteilung in der kommenden Woche in Basel ausfällt.

 

Beim Arbeiten mit den wertvollen Originalen ist Vorsicht geboten.
Beim Arbeiten mit den wertvollen Originalen ist Vorsicht geboten.
Für die eigentliche Werkhandlung legen die Akteure die Handschuhe dann jedoch ab.
Für die eigentliche Werkhandlung legen die Akteure die Handschuhe dann jedoch ab.

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