Hamburger Kunsthalle gelingt Ausstellungscoup

Hier treffen aktuelle Einflüsse auf Impressionisten. Mit der Ausstellung ‚Lichtwark Revisited‘ wird der erste Direktor des Hauses an der Alster anlässlich seines 100. Todestages geehrt. Aber mehr noch: Sein Konzept, das der Sammlung wichtige Werke von Künstlern wie Liebermann und Corinth, aber auch den französischen Impressionisten wie Vuillard oder Bonnard bescherte, ist intelligent in unsere Tage transferiert worden.
Wie bei Lichtwark wurden nationale und internationale Künstler gebeten, sich mit ihrer Sicht auf Hamburg künstlerisch auseinanderzusetzen. Und wie auch bei Lichtwark, sind Hamburger Stifter und Mäzene eingeladen, sich von der Qualität zu überzeugen, um dann im Sinne des Gemeinwohls und der Kultur in der Stadt mit einem Ankauf tätig zu werden. Sicherlich gute Chancen haben die Arbeiten der sympathischen New Yorkerin Jill Baroff, die mit ihren konzentrischen Kreisen, die die Tide an der Elbe bei Stade dokumentieren, auch das Plakatmotiv stellt.

 

Jill Baroff

 

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Hamburg (midnight blue), 2013/14
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Hamburg (autumn), 2013/14

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch der 1983 geborene Berliner Künstler Julius von Bismarck, der mit seiner poetisch anmutenden Großskulptur ‚Hoch und Runter’ eine sehr langsam dahin wippende Schiffschaukel eines verwaisten Vintage-Wasserfahrzeugs ausstellt, kann überzeugen. Für ihn gab es dann in der Eröffnungsrede bei der Begrüßung der Künstler noch ein Augenzwinkern: „Ach, der bohrt noch.“ so der Direktor. Einsatz bis zum Schluss, der sich lohnte.
Nicht so Starkünstlerin Jorinde Voigt. Zwar brillierte der Kunstmarkt-Liebling mit einer Suite von zehn ihrer bekannten graphischen Collagen, die eine wunderbar ästhetische Hommage an die Kunstvermittlung Lichtwarks für Kinder darstellt, jedoch erschien sie als einzige Künstlerin nicht zur Vernissage. Dafür bietet die studierte Cellistin am Abend des 28. August im Museum Gelegenheit zum Gespräch über Ihr Werk.
Nichts jedoch konnte den positiven Gesamteindruck der Show schmälern und so bleibt zu hoffen, dass sich auch für die Arbeiten der drei verbleibenden Künstler Michaela Melián, Adrian Williams und Tobias Zielony Geldgeber begeistern lassen. Viel wichtiger aber: Möge dieses charmante Konzept fort leben und auch in den nächsten Jahren wieder spannende Künstler eine temporäre Heimat zwischen Alster und Elbe geboten bekommen. Fundraising 2.0, das gleichermaßen auf Bewährtem fußt und innovativ begeistert. Möge es also ins Pflichtenheft des Nachfolgers des 2016 scheidenden Direktors Hubertus Gaßner geschrieben werden.

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