FRANZ ERHARD WALTER Werkschau im Mudam Luxemburg

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Der Werkbegriff Franz Erhard Walthers entwickelte sich seit den späten 1950er Jahren, in einer Zeit, als zahlreiche Künstler die Rahmenbedingungen der Kunst infrage zu stellen begannen. Traditionelle Formen von Kunst vermochten nicht auszudrücken, was Walther damals künstlerisch bewegte, spannender waren Untersuchungen zu Materialprozessen, zur Handlung oder auch zur Ausstellungsform als Teil der Werkdefinition. Umso eindrucksvoller ist es, daß diese heute noch oder wieder als absolut aktuell wahrgenommen werden. Nicht zuletzt durch den vor Vitalität strotzenden Künstler, der in seinen Werkvorführungen neben dem vollziehen der Handlungen und vervollständigen seiner Werke durch den menschlichen Körper auch noch eine umfassende kunsthistorische Einordnung liefert.

 

In der Walther’schen Vorstellung hatte die Kunst so einen immateriellen, performativen Charakter und fand ihren Ort im jeweils individuellen körperlichen und gedanklichen Handlungsprozess der Beteiligten mit den vorgegebenen Arbeiten. Die Rolle des Künstlers verschob sich dabei von der eines Schöpfers sinnstiftender Werke hin zum bloßen instrumentalen Ermöglichen eines bewussten und persönlichen Erlebens von ästhetischen Erfahrungen. In frühen Aktionen, wie Versuch, eine Plastik zu sein (1958) hatte sich bereits diese Richtung angekündigt, die nach mehrjährigem Experimentieren mit verschiedenen Materialien schließlich 1963 mit der Entdeckung der Technik des Nähens zu einer Arbeitsmethode führte, die dem strengen Formbedürfnis Walthers entsprach und deren Ergebnisse bis 1969 im dann so genannten 1. Werksatz zusammengefasst werden sollten. Die 58 aus festem Stoff genähten Einzelarbeiten des 1. Werksatzes, von Walther als „Werk-” oder „Handlungsstücke” bezeichnet, waren für ihn lediglich „Formen”, die konkrete Handlungsmuster vorgaben und erst in ihrer realen Handhabung durch einen oder mehrere Akteure einen Werkcharakter erzeugten, der an die Handlung selbst gebunden blieb. Die Ausstellung ist bis zum 31. Mai im Mudam in Luxemburg zu sehen und absolut lohnenswert. Der Künstler selbst ist am Mittwoch, dem 18. März 2015 um 19.00 Uhr beim Book Launch zu ‚Der andere Werkbegriff Franz Erhard Walthers‘ im Gespräch mit Autor Dr. Dieter Groll in der Buchhandlung Walther König an der Museumsinsel in der Burgstraße 27, 10178 Berlin zu erleben.IMG_1982 IMG_1957 IMG_1898

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