Fahnemann zeigt Knoebel: Weiß-Schwarz

IMG_7745 In den alten Räumlichkeiten der Galerie Fahnemann in der eleganten Berliner Fasanenstraße findet man heute exklusive Mode. Kunst? – Fehlanzeige. – Obgleich Clemens Fahnemann den Raum aufgegeben hat und einen Hauseingang weiter lediglich ein kleines Messingschild den vertrauten Namen des Mannes verrät, der die Kunst- und Kulturszene der Hauptstadt seit Jahrzehnten mitgestaltet, ist dieser dezente Hinweis mehr als ein Geheimtipp. Ein Besuch in dieser eleganten Ecke Charlottenburgs ist für Kunstfreunde nicht nur ein Genuss aus sich heraus, sondern viel mehr obligatorisch. So drängt sich deshalb um so mehr die Frage auf, ob der Vorsatz des Galeristen den Kunstbetrieb künftig etwas ruhiger mitzugestalten auch tatsächlich aufgegangen ist. Die roten Punkte auf der Bilderliste der Ausstellung verraten deutlich, dass die Besucher-Frequenz hoch ist und sind somit ein Indiz, dass dieser Teil der Agenda nur bedingt funktioniert. Dennoch öffnet einem nach dem durchschreiten des historischen Treppenhauses, in dem man am liebsten einen Moment verweilen möchte, ein bestens gelaunter Clemens Fahnemann. Der Trubel von Gallery-Weekend und Messe-Marathon scheint an ihm spurlos vorüberzuziehen und sofort wird klar, dass sein Plan somit irgendwie doch aufgegangen ist. Man kann also zweimal gratulieren. IMG_7743Zu einer spektakulären Ausstellung und zu einer wunderbaren Umsetzung des neuen Gesamtkonzepts. Aber ist es nicht auch völlig klar, dass nach der bemerkenswerten Imi Knoebel Retrospektive im Kunstmuseum Wolfsburg und der hoch konzentrierten Ausstellung Kernstücke im Haus Esters eine Knoebel-Show zudem mit einer starken thematischen Referenz zum Frühwerk die Besucher in ihren Bann zieht? Das ist natürlich der Fall. Die viel spannendere Frage dabei muss eigentlich lauten, wie man es schafft einen internationalen Künstler-Star, für ein solch ungewöhnliches Konzept zu begeistern. Die Antwort dürfte Kontinuität und Vertrauen heißen und liegt am Ende in der Persönlichkeit des Protagonisten begründet, der eben auch der Protagonist des Erfolges so vieler Künstler ist, die heute zu den ganz großen zählen. So darf man sich also nicht wundern in diesen Räumen zentrale Arbeiten der jüngsten Museumsausstellungen wiederzufinden, sondern erkennt vielmehr warum sie genau hier hin gehören. Damit aber nicht genug. Es gibt ganz marktfrische Arbeiten aus diesem im Kontext bisher ungezeigtem 2009er Zyklus, die im Bereich der kleinen Kunststofffolien-Collagen bereits bei attraktiven 3,5 TEUR für die Formate auf 18 x 18 cm starten und dann auf stattlichen 63 x 75 cm für immer noch preiswerte (sic!) 7,5 TEUR zu haben sind.

IMG_7748Im musealen Bereich ist in dieser Galerie auch wieder etwas anders als bei den Marktbegleitern. Hier ist bereits alles ausverkauft. Beide Großformate, die die Achse in dem zweigeteilten Hauptraum bilden sind für 130 TEUR bereits in hochkarätige Sammlungen vergeben. Um so mehr lohnt es bei den Mittelformaten nochmals genauer hinzuschauen. Diese teils asymmetrisch montierten Flächen, teils ineinander greifenden Gitterstrukturen stellen die Vorlagen für großformatige Verwandte dar. Zudem handelt es sich jeweils um nur fünf unikatäre Arbeiten pro Sujet. Fünf ist aber nur die halbe Wahrheit, denn drei bleiben in der Familie des Künstlers. Die Qualität der Arbeiten und somit auch der Gesamt-Eindruck dieser Ausstellung ist überwältigend. Jede einzelne für sich strahlt Ruhe und Kraft aus und man spürt die Konzentration und Dichte, die in diesem Werkzyklus liegt. Nach all dem Trubel und der Reizüberflutung des Berliner-Kunsgeschehens eine herausragende Pause für die Sinne. Zwei wunderbare Geschichten später, die hinter den Kulissen des Kunstmarktes spielen verlasse ich diesen positiven Ort. Der Schwarz-Weiß-Kontrast ist noch von meiner Netzhaut abrufbar und beim abermaligen durchschreiten des Treppenhauses denke ich an das ‚kleine Schwarze‘ und weiß was die Frau deren Stimme ich im Ohr habe dazu sagen würde: Eigentlich ein ‚must have‘ – und sie hätte wieder mal recht.

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