Frühwerk Joseph Beuys‘ im Kunstmarkt
Ein Frühwerk, dass seinen Namen auch verdient ist bei Joseph Beuys einer Notiz wert. Dieses wirklich bestechende Aquarell, das der Schamane ein Jahr nach Kriegsende wahrscheinlich direkt zum Start seines Studiums an der Düsseldorfer Akademie bei Joseph Enseling (zu Matare kam er erst später) schaffte, zeigt noch deutlich die Verbindung akademischer Kompositionsaspekte wie der Linientrennung (Baum und Hütte), des Goldenen Schnitts, typischer Farbkomposition (Zeitgeist), Perspektive/Fluchtpunkt etc. in Verbindung mit höchstem gestalterischem Talent und einer bestechenden Gesamtposition. Beide Komponenten lassen diese Arbeit nicht nur kunsthistorisch sondern auch künstlerisch als absolut herausragend dastehen.
Bemerkenswert ist zudem, dass der Betrachter bereits fast geneigt sein dürfte, in den flächig angeordneten Farbfeldern einen frühen Vorgriff auf spätere (sehr selten, aber durchaus auch im Beuysschen Oevre- vorhandenen) Abstraktionen des Informell vermuten zu können. Als besonderes Schmankerl fügt sich eine Expertise des Meisters hinzu, in der er das Werk noch mit ein paar charmanten persönlichen Erinnerungshäppchen bspw. zu seiner Keilsignatur der frühen Vierziger Jahre garniert. (Sie entstand in Referenz auf seine Bildhauerklasse im Stil einer klassischen Bildhauermarke und der Bauhüttentradition). Diese allein weckt bei Beuys Sammlern maximale Begehrlichkeiten. „Frühwerk Joseph Beuys‘ im Kunstmarkt“ weiterlesen
BASELITZ Orangenesser zum Schnäppchenpreis
Zugegebenermaßen ist die Chance gering, dass hier heute alle schlafen. Dennoch lohnt es sicherlich in der Leitung zu sein, wenn dieser wunderbare Orangenesser von Georg Baselitz aus 1981 als Linolschnitt bei Bonhams in New York unter den Hammer kommt. Das Format beträgt ca. 76 x 59 cm und die Arbeit ist in einer lediglich 23er Auflage natürlich signiert. Sicher ist: Die Taxe von 1100 bis 1400 Euro ist eine völlige Fehleinschätzung nach unten. Gebote liefen ggf. gegen mich, daher bei Interesse bitte abstimmen.
Nachtrag 07. Juni 2016, 22.50 Uhr MET: Verkauft für US$ 6,875 (€6,058) inkl. Zuschlag
Auktions-Highlights of the Day
Van Ham bietet heute in seiner ‚Discovery‘-Auktion Arbeiten in der Preisklasse bis 3000 EUR unterer Schätzpreis an. Hiernach finden Sie 13 Sahnestücke die dabei besonders aufgefallen sind und zu deren Gunsten die Prüfung des Kunstbudgets zum Start der neuen Auktions-Saison besonders ratsam ist.
Eigentlich geht es um Ernst.
Viel Kunstmarkt durch die französische Brille bietet das Auktionshaus Millon. Hier läuft gefühlt keine Auktion ohne Arman oder Cesar. Saura und Combas zählen ebenso zu den Favoriten wie Micheaux. Irgendwo muss es ja bleiben .. Wegschauen sollte man dennoch nicht immer sogleich wenn der Katalog eintrifft. So findet sich doch beispielsweise in der Multiple-Auktion am 03. Juno eine bezaubernd humorvolle Schildkröten-Skulptur von Max Ernst in stattlicher Größe von ca. 32 x 20 x 25 cm in Mamor, signiert und nummeriert aus 1967/1976 in einer 150er Auflage zu einem Schätzpreis von lediglich 3-4 TEUR. Wunderbar. Ein schönes Stück. Im Cover rühmen sich die Pariser ausgerechnet mit dem Crying Girl von Roy Lichtenstein. Zusammen mit dem Shipboard Girl zählt diese zu den meistgefälschten Lichtenstein Graphiken. Zweifelsohne im Original ein besonders schönes Stück aus 1963, allerdings ohne Nummerierung. Der merkwürdige Zwischenpreis von 18-25 TEUR für diese Arbeit, die sonst in der Regel zwischen 40 und 50 TEUR geahandelt wird, wirkt dabei nicht gerade zusätzlich vertrauensbildend.
Griffelkunst Sensation: Christopher Wool
Das ist eine kleine Sensation. Mit Christopher Wool stellt die Griffelkunst einen der einflussreichsten amerikanischen Künstler der Gegenwart vor. Wool arbeitet als Photograph und seit neuestem als Bildhauer, vor allem aber ist er ein herausragender Maler, der seit Jahrzehnten das Malen selbst als Prozess und damit als unmittelbar zu erlebende Expression feiert. Nicht der Bildgegenstand steht bei ihm im Vordergrund, sondern die besondere Wucht seines bildnerischen Ausdrucks.
Für seine Griffelkunst-Edition hat Wool eine für seine Arbeit neue Technik aufgegriffen. Er schichtete typographisches und zeichenhaftes am Computer so übereinander, bis sich die einzelnen Bildelemente zu hermetischen Kompositionen überlagern. Diese ließ er mit höchster Präzision von dem schweizer Siebdrucker Lorenz Boegli drucken. Die Wahl läuft noch bis Ende kommender Woche und ist Griffelkunst-Mitgliedern vorbehalten. Der Mitgliederpreis beträgt für die 80 x 70 cm großen Arbeiten beträgt wie stets für Einzelblätter 125 EUR. Glückwunsch an Geschäftsführer Dr. Dirk Dobke und sein Team für diesen Coup sowie an alle Mitglieder, die in den Genuss dieser beiden Arbeiten kommen. Die Wahl hierzu kann noch bis Ende der kommenden Woche getroffen werden.
Slominski Edition sofort Ausverkauft!
Nach dem sofortigen Ausverkauf der Andreas Slominski Edition, die auf den schönen Titel ‚Pissoir mit Korken‘ hört, denke der Künstler wohl über ein weiteres Objekt im Kontext seiner spektakulären Deichtorhallen-Show ‚Das Ü des Türstehers‘ nach. Auch wenn man auf Seiten des Herausgebers nicht mit einem solchen Ansturm auf die lediglich 36 Objekte gerechnet habe, wäre dies doch eigentlich zu vermuten gewesen. Der Preis von lediglich 360 EUR und die Auswahl von 10 Farben verleiteten zudem dazu interessante Farbkonstellationen als Blöcke für die eigene Sammlung zusammen zu stellen. Sicherlich lohnt es nun die Entwicklung im Auge zu behalten. Sowohl für die, die bereits zu den glücklichen zählen, die ein Objekt erwerben konnten und somit die Chance auf eine spannende Ergänzung erfahren könnten, als auch für die, die bisher leer ausgingen. „Slominski Edition sofort Ausverkauft!“ weiterlesen
Franz Erhard Walther Vorzugsausgabe mit Zeichnung
Lithomania-Edition 28 Lithos 1500 EUR – TOP!
In einer gemeinsamen Aktion produzieren die Tabor Presse Berlin und der Kunstraum SCHAU FENSTER eine Sammlung von 28 Lithographien, gestaltet von 28 KünstlerInnen aus dem Schau
Fenster-Kosmos. Die auf jeweils 33 Exemplare limitierte Auflage wird in einem gemeinsamen crossmedialen Workshop Wochenende mit Happening-Charakter von den KünstlerInnen und Druckern gestaltet.
Georg Karl Pfahler & Winfried Gaul im Fokus
In wunderbarer Korrespondenz zeigt die Galerie Schlichtenmaler aus Stuttgart auf der Art Cologne eine hervorragende Auswahl qualitativ bemerkenswerter früher Arbeiten von Georg Karl Pfahler & Winfried Gaul. Es beeindruckt welch meisterliche Werke überwiegend aus den 60er Jahren hier noch bei äußerst moderater Preisgestaltung und paralleler musealer Qualität zu erwerben sind. Gleichzeitig ist zu bemerken, wie das Interesse an deutscher Pop-Art sowie Geometrischer Abstraktion dieser Zeit in Inside-Kreisen ansteigt. Sicherlich vor allem deshalb, weil hier von einigen, die die kunsthistorische Bedeutung dieser Bewegungen recht zu interpretieren verstehen, eine bevorstehende Fokussierung des Marktes erwartet wird. Als kleines Gedankenspiel, um die diesbezügliche Phantasie anzuregen, lohnte sicherlich ein kurzer Preisvergleich beispielsweise der musealen Arbeit Sex-A-Gon II Gauls aus dem Jahr 1967, für das in 120 x 135 cm 24 TEUR aufgerufen werden mit einem Piene, Mack oder gar Stella oder Johns gleichen Baujahrs. Wer behauptet man könne diesen Vergleich so nicht anstellen, möge dies qualitativ oder kunsthistorisch argumentieren. Eine sicherlich recht kurze Debatte.