Beuys‘ Capri-Batterie: Überhitzt oder sichere Bank?

Capri-Batterie im Museum Schloß Moyland dem Beuys Museum am Niederrhein
Capri-Batterie im Museum Schloß Moyland, dem Beuys-Museum am Niederrhein
Einige Capri Batterien sind auch in Vitrinen-Arbeiten aufgegangen
Einige Capri-Batterien sind auch in Vitrinen-Arbeiten aufgegangen

Nach allem, was man über den Kunstmarkt und insbesondere über Editionen gelernt hat, sollte man von Auflagen oberhalb von 100 Exemplaren eher Abstand nehmen. ‚Kaufhauskunst‘ sagen böse Zungen zu derart inflationären Multiples und Graphiken, bei denen die Dalís und Hundertwassers dieser Welt ganz weit vorne liegen. Wie aber sieht es mit der Capri-Batterie aus?
Sie zählt zu den kanonistischen Werken der Multiples und ist eine regelrechte Ikone. Viele empfinden Sie als Quintessenz des späten Beuys-Werks. Nicht zu Unrecht. Diese wunderbare Arbeit, deren Verpackung die Aufschrift ‚Nach tausend Stunden Batterie wechseln‘ trägt, enthält alles, was ein starkes Spätwerk ausmacht. Leichtigkeit, Humor, einen Tick Selbstironie und dennoch können Sie bei Bedarf sofort in die Tiefe gehen und den ganzen Beuys daran auffächern. Wie aber sieht es mit den Preisen aus? Unter Sammlern besteht mehr oder weniger Einigkeit darüber, dass ein Kauf unter 20′ TEUR als extrem attraktiv gilt. Das Problem: Eigentlich gibt es das gute Stück dafür nicht mehr. Nicht einmal mehr die Schwester des Verlegers und Beuys-Galeristen Lucio Amelio in Neapel kann mehr ein Exemplar für den Verkauf anbieten. Spätestens seit das Land NRW in ihrem Expo-Pavillion im Jahr 2000 mit diesem Multiple als zentralem und einzigen Exponat punktete, ist ihr alle Aufmerksamkeit gewiss. Das letzte Mal war im fernen New York günstig eines der begehrten gelben Objekte zu erstehen. Bei Phillips wurde noch 2004  ein vierstellige Zuschlag erteilt. Lediglich umgerechnet 4 TEUR zzgl. Aufgeld zahlte der glückliche Bieter. 1992 gab es den Kunst gewordenen Vorgriff auf die Energiewende bei Christies in London sogar noch für schlappe 1600 EUR. Insbesondere im Auktionsmarkt sollten Interessenten aber auf die sensibel zu handhabende Glühbirne ihr Augenmerk richten. Diese ist häufig durch ein schlichtes gelbes Leuchtmittel aus dem gut sortierten Elektrofachhandel ersetzt worden. Hier schlummert natürlich eine massive versteckte Wertminderung. Den Höchstpreis erzielte dann jüngst Lempertz mit 22 TEUR. Das bedeutet zzgl. ca. 25-30% Aufgeld über 28 TEUR. Im Fazit lässt sich also sagen, dass es immer schwerer wird, dieses wunderbare Stück von Beuys zu erwerben. Gründe hierfür sind sicherlich, dass sie ein stiller Wunsch der meisten Beuys-Fans ist. Wer sie dann einmal sein eigenen nennen darf, trennt sich in der Regel nur im äußersten Notfall davon. Dafür spricht auch, dass im zurückliegenden Vierteljahrhundert gerade einmal 10% der Auflage im Auktionsmarkt gehandelt wurden. Wer also noch eine Gelegenheit hat und hier zum Zuge kommen kann, darf also optimistisch sein, dass eine gesunde Wertsteigerung fern ab des EZB-Leitzins die Freude am Objekt begleiten wird! Liebe Capri-Batterie, Du bist eine sichere Bank!

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